Im Fernsehen spielte Stefanie Stappenbeck zuletzt die Rolle einer jungen Frau im Schatten der Wirtschaftskrise. Auch privat setzte sich die Schauspielerin mit den Folgen der Finanzkrise auseinander – und trug ihr Erspartes zu einer „Ökobank“. Das CleanEnergy Project sprach mit Stefanie Stappenbeck über die Suche nach einem neuen Umgang mit Geld, die sie mit vielen Anlegern und Anlegerinnen in Deutschland teilt.
Frau Stappenbeck, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sprechen Sie unter anderem darüber, dass Sie Ihr Geld vor kurzem bei einer Ökobank angelegt haben, die nach ethischen Prinzipien wirtschaftet. Wie sind Sie zu dieser Entscheidung gekommen?
Ich habe mich gefragt, wie ich mit meinem Geld wirklich nachhaltig umgehen kann. Besonders nach dieser großen Krise, die ja vor allem durch eine völlig abgehobene und wahnsinnige Bankenwelt verursacht wurde, schien mir ein Umdenken dringend notwendig. Oft habe ich ja das Gefühl, das man als Einzelner nicht so viel ausrichten kann, aber ich kann entscheiden, wo ich mein Gemüse kaufe, welchen Strom ich beziehe und auch, zu welcher Bank ich mein Geld bringe! Und ich glaube, diese kleinen Schritte können in der Masse dann doch sehr viel bewirken!!
Frauen in Deutschland wird häufig vorgeworfen, dass sie sich nicht genug um ihre Vermögensbildung kümmern. Wie würden Sie diese Aussage im Hinblick auf Ihre Altersgenossinnen beurteilen?
In meinem Freundes- und Freundinnenkreis wird viel über Geld und Vorsorge geredet. Im Moment sind aber alle sehr verunsichert, niemand vertraut unserem Rentensystem oder gar den großen Banken mit ihren Angeboten. Alle fragen sich, ob sie vielleicht Gold kaufen sollen oder Wohneigentum.
Wo holen Sie sich in solchen Situationen Rat?
Sich in Zeitschriften und im Internet zu informieren, ist immer hilfreich. Ich habe Bücher gelesen, Bankberater und freie Berater aufgesucht, aber mein Geld dann selbständig angelegt. Denn diese Berater sind ja sehr selten wirklich unabhängig, entweder müssen sie die Produkte ihrer Bank verkaufen oder sie kassieren Provisionen der Banken, deren Produkte sie verkaufen. So sollte man sich nur einen Berater suchen, der keine Provisionen nimmt, sondern einen, den man selbst bezahlt.
Im Moment habe ich aber große Zweifel, unser ganzes Finanzsystem betreffend. Ich muß mich mal dringend mit Regionalwährungen und dem islamischen System (die arbeiten ja ohne Zinsen, glaube ich) beschäftigen!
Mehrere wissenschaftliche Studien belegen, dass Frauen die erfolgreicheren Anlegerinnen sind. Trotzdem sind in Deutschland viel mehr Männer an direkten und indirekten Kapitalanlagen beteiligt als Frauen. Wie wird sich dieses Szenario in Ihren Augen entwickeln?
Im Moment weiß ich „Erfolg“, Geldanlagen betreffend, noch nicht wirklich zu definieren. Ist es sinnvoll, Geld zu vermehren, ohne einen Wert zu schaffen? Sind Spekulationsgeschäfte nachhaltig? Ich hoffe, dass die erfolgreichen Frauen Geld in Projekte investieren, die nicht nur der Geldvermehrung dienen, sondern vor allem wirklich nützlich sind.
Mit „erfolgreich“ bezogen sich die Studien zum Beispiel darauf, dass die Anlagedepots von Frauen höhere Renditen erzielen. Und ja, die Zahl der Frauen, die ihr Geld nachhaltig anlegen, ist im Vergleich zum konventionellen Finanzmarkt überdurchschnittlich hoch. Können Sie sich erklären, warum das so ist?
Frauen haben weniger Testosteron im Blut und sind darum wahrscheinlich vernünftiger, was das Eingehen von Risiken angeht. Und das nachhaltigere Denken entspringt vielleicht der Tatsache, das Mütter sich mehr darum sorgen, in welcher Welt ihre Kinder und Enkel aufwachsen?
Manche Wissenschaftler sagen, dass die Menschen aus der Finanzkrise von 2009 genauso wenig lernen werden wie aus dem Börsencrash von 1992 – weil unser historisches Gedächtnis zu kurzlebig ist. Welches Potential sehen Sie für einen langfristigen Kurswechsel in unserem Umgang mit Geld?
Über kurz oder lang werden wir wahrscheinlich gezwungen sein, ein anderes Verhältnis zum Geld zu entwickeln. Ich glaube, dass die nächste große Blase vorprogrammiert ist – die riesigen Geldmengen, die in die Märkte gepumpt wurden, müssen ja irgendwo angelegt worden sein – und wenn die dann platzt, weiß ich nicht, ob wir nochmal so glimpflich davonkommen.
Frau Stappenbeck, vielen Dank für das Gespräch.
Diese Woche markiert den Beginn der bundesweiten Initiative „Klima & Finanzen“, die das Bundesumweltministerium gemeinsam mit Banken, Sparkassen und Versicherungen durchführt.
Birte Pampel
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