Mithilfe eines einfach Software-Updates sollten die manipulierten VW-Autos wieder klima-freundlich gemacht werden. Was bereits als Gedankenspiel schwer nachvollbar war, scheint nun auch in der Realität nicht zu funktionieren. Über VWs vergebliche Umrüstung.
Interne Dokumente zeigen auf, dass die mit einer Software umgerüsteten Fahrzeuge aus Klimasicht keine Besserung schaffen und die Stickstoffoxid-Werte unter Realbedingungen weiterhin zu hoch sind. Vor allem: VW soll das bereits im Voraus gewusst haben. In Europa haben wir ca. 8,5 Millionen Dieselfahrzeuge, für die eine Software-Nachrüstung fällig wurde. Mit 60 – 100 Euro pro Fahrzeug konnte das Unternehmen die Affäre vergleichsweise günstig lösen, denn in den Vereinigten Staaten kostete das Abgasskandal dem Unternehmen einiges mehr – insgesamt rund 16,5 Milliarden US-Dollar.
In Europa setzt VW auf die Strategie des Schweigens und vermeidet bisher jede Auskunft darüber, wie viele Stickoxide die Dieselautos nach dem Update auf der Straße ausstoßen. Doch das Skandal um manipulierte Dieselmotoren hat nicht nur ein Versagen auf unternehmerischer Ebene aufgezeigt, sondern auch ein klassisches Staatsversagen:
- Die Anzahl an nicht rechts-konformen Zulassungen hat sich in Europa auf insgesamt 30 Millionen Fahrzeuge erhöht.
- Die hohen Emissionen führen zu vorzeitigen Todesfällen – rund 12.000 Menschen sind in Europa allein in 2015 frühzeitig an den Folgen verstorben.
- Durch das Nichteinhalten der Grenzwerte beläuft sich der Schaden in Europa auf geschätzte 800 Milliarden Euro.
Würde man unterdessen in Europa absolutes Recht gelten lassen, müsste man die Fahrzeuge dort sogar offiziell als illegal erklären – dies entspräche einer Belastung der gesamten Fahrzeugindustrie um rund 400 Milliarden Euro. Doch die Hersteller könnten diese Summen nicht mehr tragen – und sie sind für Europa und die Automobilindustrie einfach zu wichtig. Nach dem Motto „too big to fail“ müssten die Staaten mit Rettungspakteten eingreifen – doch das kann sich auch Europa nicht mehr leisten.
Folglich mussten aus politischer Sicht Abstriche gemacht werden – die Software wurde als „Wiedergutmachungs“-Maßnahme zugelassen. Nach Berichten des ZDF stieß VW bei der behördlichen Softwarefreigabe auf starken Jubel. In einer internen Email schreibt ein Verantwortlicher von VW für Qualitätssicherung: „Halleluja. Danke. Ich gebe einen aus.“
Wer sich nicht freuen sollte, sind diejenigen Autobesitzer, die sich (womöglich aus umwelt-technischen Gründen) für einen VW entschieden haben oder die Stadtbewohner beispielsweise in Stuttgart, München oder Hamburg, die die erhöhten Stickstoffwerte vorerst wohl einfach akzeptieren müssen.