Die Deutschen besitzen heutzutage knapp 46 Millionen Autos – genutzt werden die Fahrzeuge durchschnittlich gerade einmal eine Stunde am Tag. Deutsch-land benötigt dringend funktionierende Konzepte und muss seinen Verkehr nachhaltiger gestalten.
Insbesondere in Städten stellen geparkte Autos ein Problem dar, da sie öffentlichen Raum einnehmen, der dringend für sinnvollere Projekte benötigt wird. Parken ist in Deutschland im im Vergleich zu anderen EU-Staaten wesentlich günstiger – oft sogar kostenlos. Die Antwort auf die dringend erforderliche Reduktion von Pkws in den Städten ist ein cleveres Parkraummanagement. Das Programm der Europäischen Union Push & Pull arbeitet dafür nach dem bekannten Zuckerbrot- und Peitschen Prinzip: Das Parken in Städten soll merklich teurer und somit eingeschränkt werden – die Einnahmen sollen dafür in die nachhaltige Mobilität investiert werden. Fahrradfahren, Laufen und öffentlicher Nahverkehr macht dann mehr Spaß, so der Ansatz. Tatsächlich scheint dieses Prinzip auch in vielen Regionen zu funktionieren und auf Zustimmung zu treffen- nur das Auto-liebende Deutschland hinkt hinterher.
Im folgenden zwei Beispiele, wie es funktionieren kann:
- Im Nottingham, Großbritannien, müssen Unternehmen, die mehr als zehn Parkplätze in Anspruch nehmen, beispielsweise eine Parkgebühr – die sogenannte Workplace Parking Levy, bezahlen. Nach anfänglichen Beschwerden hat sich die Gebühr inzwischen etabliert: Mehr als 27.000 Parkplätze sind für die Workplace Parking Levy registriert und einige Arbeitnehmer sind umgestiegen: auf das Rad und vor allem auf öffentliche Verkehrsmittel. Die Einnahmen von mehr als 10 Millionen Euro fließen in den öffentlichen Verkehr. Diese Zahlen spiegeln sich auch in Nottinghams Klimabilanz wieder. Die Stadt erreichte 2016 einen um 33 Prozent verringerten CO2-Ausstoß zum Vergleichsjahr 2005.
- In der belgischen Stadt wurden ähnliche Maßnahmen ergriffen: Das Parken in der Innenstadt wurde teurer, die maximale Parkzeit kürzer. Anstelle von neuen Parkplätzen gibt es Fahrradparkplätze – und zwar mit einem Höchstabstand von 100 Metern zu jeder Wohnung. Strafen für’s Falschparken fallen wesentlich höher aus: zwischen 25 und 150 Euro müssen die Autobesitzer in diesem Fall hinlegen. Dadurch wurden allein in 2016 7 Millionen Euro eingenommen.
Den Verkehr nachhaltiger gestalten – Deutschland macht schlapp
Während manche europäischen Städte mit gutem Beispiel vorangehen, zahlt man in Deutschland für’s Falschparken gerade einmal 10 Euro. Auch die Anwohnerparkkarten im EU-Vergleich ausgesprochen günstig und generieren keine Anreize, das Auto abzusetzen. Selbst Berlin, die oft als „Projekt-Hauptstadt der Nachhaltigkeit“ bezeichnet wird, kommt im Verkehr nicht vorwärts und die Anzahl der Pkws steigt seit 2008 stetig. Anfang 2017 waren es knapp 1,2 Millionen Autos. Doch nächstes Jahr soll sich das Ändern: Das Parken soll teurer und gebührenpflichtige Parkzonen ausgeweitet werden.
