Ökostadt im Ruhrgebiet

Nicht alles was aus China kommt, hält ewiglich: Was bisher eher als Konsumweisheit für Kinderspielzeug galt, kann mittlerweile auch im Zusammenhang mit größeren Projekten genannt werden.

Vor fünf Jahren hatte die chinesische Regierung angekündigt, die erste klimaneutrale Stadt („Dongtan“) der Welt bauen zu wollen, die kein CO2 ausstoßen und über erneuerbare Energiequellen ihren Strom selbst produzieren sollte.

Mittlerweile steht in den Sternen, ob das Projekt je umgesetzt werden wird. Die ersten der vorgesehenen 20.000 Bewohner hätten dieses Jahr ihre Häuser beziehen sollen. Doch wo keine Häuser stehen, kann auch kein Mensch einziehen, denn bis heute ist in Dongtan fast nicht gebaut worden. Auch ein ähnliches Vorhaben in Abu Dhabi („Masdar City“) gilt mittlerweile als gescheitert. Finanzprobleme werden als Gründe genannt.

Dafür hat sich jetzt das Ruhrgebiet mit einem ambitionierten Plan in Sachen Ökostadt zu Wort gemeldet. Anders als Araber und Chinesen will der Projektinitiator – der „Initiativkreis Ruhrgebiet“, an dem das Land Nordrhein-Westfalen mit 500.000 Euro beteiligt ist – jedoch keine neue Stadt auf dem Reißbrett planen.

Stattdessen soll bis zum Jahr 2020 ein Teil des Ruhrgebietes mit 50.000 Einwohnern zur Niedrigenergiestadt umgebaut werden. Wer den Zuschlag bekommt, ermittelt eine Jury in einem Wettbewerb, der seit dem 22. März offiziell angelaufen ist.

Geplant ist, rund 50 Prozent des unter normalen Umständen in der Stadt anfallenden CO2 durch verschiedenste Maßnahmen einzusparen und den Energiebedarf um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Dazu gehört eine verbesserte Wärmedämmung und Sanierung aller Gebäude nach Möglichkeit bis auf Passivhausniveau, mehr Energieeffizienz in den Industrieanlagen, die flächendeckende Einführung von Elektroautos und -bussen sowie eine Energieversorgung der Stadt ausschließlich über Klein-Windräder, Erdwärme, Bioerdgas- und Solaranlagen.

Außerdem ist ein eigenes „smart grid“, also die Vernetzung aller Stromhaushalte über eine Leitzentrale, geplant. Wenn der Energiebedarf einmal exponentiell in die Höhe schnellt, können dann nicht aktiv genutzte Energieverbrauchsstellen wie zum Beispiel Kühltruhen für kurze Zeit aus der Ferne abgestellt werden, ohne dass dies für den Eigentümer weitere Folgen hätte.

Spätestens 2020 soll das Projekt dann auch einen schöneren Namen bekommen als den bisherigen Arbeitstitel „Innovation City“. Die Vorschläge dafür sollen von den Kindern kommen, die in der Ökostadt leben. Eine schöne Idee voller Symbolik. Denn es sind gerade unsere Kinder, die mit den Folgen des weltweit steigenden Energieverbrauchs werden leben müssen.

Daniel Seemann

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