Der Markt für Bioprodukte boomt: Ob kompostierbare Plastiktüten, Biocremes, Hemden aus biologisch angebauter Baumwolle oder nachhaltig zertifiziertes Toilettenpapier. Inzwischen gibt es nichts, was es nicht gibt, so hat es den Anschein. Aber sind die Produkte wirklich so umweltfreundlich wie sie deklariert werden?
Begriffe wie Nachhaltigkeit, klimaneutral oder öko stehen für einen bewussten Lebensstil, doch werden sie zunehmend auch mit negativen Aspekten belegt. Ursache hierfür sind fragwürdige Bioprodukte, die von Institutionen, wie der Deutschen Umwelthilfe, zunehmend ausfindig gemacht werden. Denn inzwischen, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, versuchen immer mehr Firmen mittels einer aufwendig betriebenen Marketingkampagne ihre angeblich umweltfreundlichen Produkte erfolgreich an den Kunden zu verkaufen.
Bewusst und nachhaltig zu leben, erzeugt bei Kunden ein positives Gefühl. Doch können die Verbraucher selbstverständlich nicht jeden einzelnen Produktionsschritt zurückverfolgen und sind daher auf die vermeintlich umweltfreundlichen Produktauszeichnungen wie „bio“ oder „öko“ angewiesen.
Viele dieser Labels halten indessen bei genauerer Untersuchung nicht das, was sie versprechen. Die Siegel sind entweder von den Unternehmen selbst erfunden oder von zweifelhaften Organisationen entworfen worden. So wurden in deutschen Küchenrollen oder Zeitungen, mit dem Umweltsiegel FSC der Umweltorganisation Forest Stewardship Council, Tropenhölzer nachgewiesen. Eine weitere Strategie liegt darin, das Produkt auf Grund einer einzigen Eigenschaft als nachhaltig zu deklarieren, obwohl andere Merkmale sogar teils umweltschädlich wirken. So versprechen Auszeichnungen auf Thunfischdosen nachhaltige Fangmethoden, durch die Delphine nicht gefährdet werden. Dass bei dem Fang jedoch kleine Wale oder geschützte Schildkröten ins Netz gehen könnten, bleibt dem Verbraucher verborgen.
Weiterhin lassen sich auch in angeblichen Biokosmetika Zutaten auf Erdölbasis finden, die jedoch in reiner Naturkosmetik verboten sind. Ein weiteres Problem von als nachhaltig zertifizierten Produkten besteht in der unmöglichen Kontrolle ihrer Herstellung. So lassen sich bei diversen Kleidungsketten wie H&M oder C&A Pullover aus 100 Prozent Biobaumwolle kaufen, obwohl der Markt für Biobaumwolle hierfür viel zu klein ist. Doch werden die Stoffe nicht durch eine unabhängige Distanz kontrolliert und somit lässt sich schnell ein nachhaltiges Hemd kreieren.
Es lassen sich jedoch auch positive Beispiele finden: So zählen laut der Ratingagentur Oekom große Konzerne wie Henkel, BMW und SAP inzwischen zu den nachhaltigsten der Welt, indem sie ein verantwortungsbewusstes und umweltfreundliches Wirtschaften in ihre Firmenphilosophie einbeziehen. Ein glaubwürdiges Management macht sich heute schnell verdient, denn selten zuvor wurden Konzerne so intensiv beobachtet. Soziale Medien verhindern darüber hinaus eine dauerhaft unverantwortliche Wirtschaftsweise. Verbraucher sollten indessen auf bekannte Siegel vertrauen. So hat das Bioetikett für Lebensmittel bisher fast jede amtliche Prüfung bestanden und wird stets kontrolliert.
Luisa Egenlauf
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