Der Klimaforscher Professor Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) will im Kampf gegen den Klimawandel zu drastischen Maßnahmen greifen. Er fordert die Einführung einer Steuer auf CO2 in Deutschland. Diese soll auf alle fossilen Energieträger erhoben werden, je nachdem wie viele Treibhausgase bei ihrer Verbrennung freigesetzt werden. Sollte eine solche Steuer wirklich kommen, würden damit viele alltägliche Sachen deutlich teurer werden. Viele Menschen dürften von der Idee demnach nicht gerade begeistert sein.
Eine Steuer auf CO2? In der Politik hat sich bisher niemand ernsthaft an diese Idee getraut. Damit würde nicht nur das Benzin deutlich teurer, sondern auch unsere Energie. In Deutschland wird noch immer fast die Hälfte (rund 45 Prozent) des gesamten Stroms mit der Verbrennung von Braun- und Steinkohle erzeugt. Und das setzt bekanntermaßen besonders viel CO2 frei.
Allerdings wäre die Besteuerung des Treibhausgases zweifellos ein wirksames Mittel zur Verringerung der Emissionen. Damit würden Anreize entstehen, CO2 zu reduzieren und alternative Techniken zu nutzen, betont auch der Klima-Ökonom Professor Ottmar Edenhofer in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. Zahlen müssten dafür am Ende aber die Verbraucher.
Derzeit sind die Erdölpreise so niedrig wie seit langem nicht. Laut Edenhofer wäre diese Situation ideal für die Einführung einer CO2-Steuer. Er schlägt einen Preis von 20 Euro pro Tonne CO2 und einen jährlichen Aufschlag um etwa drei Prozent vor. Das würde Benzin und Diesel zunächst um etwa fünf Cent pro Liter teurer machen, so der Klimaforscher. Die weitere Preisentwicklung sei davon abhängig, welche technologischen Fortschritte die Zukunft bringe.
„Wenn viel sparsamere Autos gebaut werden, steigen die Spritkosten pro Kilometer nicht“, erklärt Edenhofer. Die Kritik, ein hoher CO2-Preis gehe zu Lasten der Verbraucher, stimme damit zumindest auf längere Sicht nicht. Trotzdem räumt der Ökonom ein, dass eine CO2-Steuer gerade für viele arme Haushalte eine schwer zu schulternde Mehrbelastung bedeuten würde. Diese könnte jedoch ausgeglichen werden, indem der Staat die Steuereinnahmen teilweise wieder an die Bevölkerung zurückzahle – und zwar zu gleichen Teilen, so Edenhofer.
„Die ärmeren Haushalte, die im Schnitt weniger Energie verbrauchen und folglich weniger für CO2-Emissionen zahlen müssten als andere, würden dabei gewinnen“. Möglicherweise könne der Staat den Bürgern sogar einen Scheck schicken, etwa zu Weihnachten. Damit würde nicht nur der Klimaschutz verbessert, sondern auch die Stimmung im Land, glaubt Edenhofer.
Die Stimmung dürfte dann allerdings bereits deutlich gelitten haben. Viele Menschen werden mit der Idee, eine Steuer auf CO2 zahlen zu müssen, nicht einverstanden sein. Dabei, sagt Edenhofer, wäre es besser, eine Steuer auf etwas Negatives zu erheben, als auf etwas Positives wie Arbeit oder Kapital.
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Er glaubt, dass die Chancen gar nicht so schlecht stehen für die Einführung der Steuer. Die Weltbank und der internationale Währungsfonds fordere bereits einen Preis für CO2. Auch bei den G20 „bewege sich etwas“. Und für Schwellenländern sei eine CO2-Steuer besonders attraktiv, um mit den Einnahmen den Aufbau der Infrastruktur voranzutreiben.
Ob der Vorschlag in der Politik tatsächlich Gehör findet ist allerdings zweifelhaft. Als Finanzminister Wolfgang Schäuble vor kurzem vorschlug, eine Benzinabgabe zur Finanzierung der Flüchtlingskrise einzuführen, regnete es harsche Kritik. Eine CO2-Steuer dürfte auf ähnlich großen Widerstand treffen. Sowohl von Seiten der Regierung als auch bei der Bevölkerung. Besonders für diejenigen, die noch immer nicht an den menschengemachten Klimawandel glauben.
Quelle: Frankfurter Rundschau
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