Kriege, Hunger und Armut, Umweltzerstörung, Ressourcenausbeutung, Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt – die Menschheit steht vor gewaltigen Problemen. Die Missstände sind derart groß, dass einen einstweilen das Gefühl der Ohnmacht beschleicht. Doch bleibt uns nichts anderes übrig, als den Kopf in den Sand zu stecken oder zu hoffen, dass skrupellose Wirtschaftsbosse sowie korrupte Staats- und Regierungschefs schließlich von selbst zur Einsicht gelangen? Wohl eher nicht! Stattdessen gibt es eine hervorragende Möglichkeit, einen Beitrag für eine „bessere Welt“ zu leisten – ohne sich groß umstellen zu müssen. Denn Geld anlegen tun wir praktisch alle. Warum also nicht einfach in ethisch-ökologische Geldanlagen investieren, die ein nachhaltiges Wirtschaften forcieren?
Die Geburtsstunde der nachhaltigen, „grünen“ Geldanlagen, bei denen nicht nur die Rendite, die Sicherheit sowie die Liquidität eine Rollen spielen, sondern auch Anforderungen an die ökologische und soziale Verträglichkeit gestellt werden, liegt in den 1980er Jahren. Der Rüstungswettlauf zwischen Ost und West, die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl oder das Apartheidsystem in Südafrika hatten dazu geführt, dass Aktivisten es schlichtweg leid waren, „gegen Umweltzerstörung, Aufrüstung und Rassendiskriminierung zu demonstrieren und dies gleichzeitig mit dem eigenen Sparbuch zu finanzieren“, wie Max Deml und Holger Blisse in ihrem Handbuch „Grünes Geld“ schreiben. Denn letztendlich verschwindet das auf der Bank angelegte Geld quasi in einer Blackbox aus der wiederum verschiedene Unternehmen – darunter eben auch Atomkonzerne und die Rüstungsindustrie – ihre Kredite beziehen.
Inzwischen haben sich jedoch Banken gegründet, die ausschließlich in Projekte investieren, die einen ökologischen und/oder sozialen Mehrwert bieten. Diese erleben seit der Weltwirtschaftskrise von 2008 einen regelrechten Boom und verzeichnen jährlich Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent – die höchste Wachstumsrate in der Bankenbranche seit Jahren. Denn im Gegensatz zu praktisch allen Groß- und Landesbanken haben die Ökobanken keine sogenannten „Schrottpapiere“ an ihre Kunden verkauft.
Darüber hinaus gibt es ein immer größer werdendes Angebot nachhaltiger Investmentfonds, die den Druck auf Unternehmen erhöhen, sich stärker an sozialen und ökologischen Richtlinien auszurichten. Die meisten ethisch-ökologischen Geldanlageangebote sind seriös und funktionieren reibungslos. Natürlich gibt es auch in diesem Segment das ein oder andere schwarze Schaf. Doch wenn man sich im Voraus ein wenig informiert, kann eigentlich nichts schief gehen. Während grüne Geldanlagen bis zur Finanzkrise 2008 weltweit einen Anteil von ein bis zwei Prozent ausmachten, wird sich dieser – so schätzen Experten – bis 2020 auf 20 Prozent erhöhen.
Ethisch-ökologische Banken
In Deutschland zählen die GLS Bank, Ethikbank, Umweltbank und Triodos Bank zu den wichtigsten Nachhaltigkeitsbanken. Da es sich um ganz normale Banken handelt, müssen sich die Kunden bei einem Wechsel nicht umstellen. Die Zinsen sind vergleichbar mit denen bei normalen Banken oder Sparkassen, und die Banken unterliegen dem Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz, das Privatanleger im Falle einer Bankenpleite vor Totalverlust schützt. Erreichbar sind die alternativen Banken allerdings hauptsächlich über Internet, Telefon und per Briefpost, denn Filialen gibt es nur vereinzelt.
Ethisch-ökologische Banken orientieren sich bei der Kreditvergabe, oder wenn sie selbst Geld am Kapitalmarkt anlegen, an bestimmten Ausschlusskriterien. Zu diesen zählen unter anderem Geschäftsfelder wie Kernenergie, Rüstung, Grüne Gentechnik und Tabak, sowie Geschäftspraktiken, die beispielsweise gegen die Rechte von Menschen oder Tieren verstoßen. Ihre Informationen beschaffen sich die Banken dabei von Ratingagenturen, die Unternehmen und Staaten nach ökologischen und sozialen Kriterien untersuchen und bewerten. Da es den grünen Banken darum geht, Geld nicht nur gewinnbringend sondern auch sinnvoll anzulegen, vergeben sie ihre Kredite hauptsächlich an Projekte aus dem Bereich energieeffizientes Bauen, erneuerbare Energien, ökologische Landwirtschaft und Soziales.
Grüne Fonds
Für den langfristigen Vermögensaufbau eignen sich besonders Investmentfonds über die sich Anleger an den internationalen Aktien- und Rentenmärkten beteiligen. Bei grünen Investmentfonds wird das Geld der Anleger von Fondsmanagern gebündelt und entsprechend einer ethisch-ökologisch ausgerichteten Anlagestrategie angelegt. Im Mittelpunkt stehen dabei Aktien und Anleihen aus dem Bereich der Umwelttechnologien, wie Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Recycling oder Wasseraufbereitung, sowie jene von Unternehmen und Staaten, die sich durch ein ausgeprägtes Engagement hinsichtlich Ökologie und Soziales auszeichnen.
In der Regel werden die Fonds über die Börse gehandelt. Besonders zu empfehlen sind sogenannte Mischfonds, die durch Streuung über zahlreiche Werte verschiedener Branchen und Länder das Risiko schwankender Aktienkurse und Währungen reduzieren. Weltweit stehen mehr als 1.000 unterschiedliche, nachhaltige Investmentfonds zur Auswahl.
Geschlossene Fonds und Direktbeteiligungen
Gerade im Bereich Klimaschutz spielen geschlossene Fonds und Direktbeteiligungen eine große Rolle. Ob es um die Finanzierung von Erneuerbare-Energien-Anlagen geht oder um die Aufforstung von Wald – geschlossene Fonds und Direktbeteiligungen eignen sich besonders für Anleger, die risikofreudiger sind und im Notfall auch gewisse Verluste verschmerzen können. Vorsichtig sollten Anleger in jedem Fall bei Renditeversprechen in zweistelliger Höhe pro Jahr sein, derartige Angebote sind in der Regel unseriös.
Geschlossene Fonds im Bereich erneuerbare Energien bieten zum Beispiel der grüne Energiedienstleister Green City Energy AG an. „Bei geschlossenen Fonds werden die Anleger zu Mitunternehmern, statt einer festen Verzinsung der Einlage erhalten sie also jährlich ihre anteilige Ausschüttung der erwirtschafteten Erträge“, erklärt Marina Dietweger, Bereichsleitung Ökologische Geldanlagen bei Green City Energy. Erneuerbare-Energien-Fonds haben häufig eine Laufzeit von 20 Jahren, was sich aus der Laufzeit der EEG-gesicherten Einspeisevergütung ergibt.
Wie nachhaltig Erneuerbare-Energien-Fonds sind, ist abhängig davon, inwiefern die Energieanlagen tatsächlich zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen beitragen, inwieweit sie sich in bestehende Ökosysteme einfügen, ohne diese zu (zer-)stören, sowie inwiefern die Anlagen umweltfreundlich und sozial verträglich hergestellt wurden.
Bei Holzinvestments ist das Geld bis zu 30 Jahren gebunden. Die Ausschüttungen finden nicht jährlich statt, sondern im Rhythmus der forstlichen Bewirtschaftung sowie am Ende der Laufzeit, wenn die Bäume gefällt und verkauft werden. Ihr Risiko ist verhältnismäßig hoch. Beispielsweise können Schädlinge die jungen Bäume befallen oder Brände und Stürme die Renditen verringern.
Auch die Nachhaltigkeit von Holzinvestments ist nicht generell gegeben. Voraussetzung dafür ist zum Beispiel, dass die Rodung des Bodens mindestens schon 30 bis 40 Jahre her ist und nicht auf Flächen aufgeforstet wird, wo vorher heimische Landwirte Nahrungsmittel angebaut haben.
Eigenheim und Altersvorsorge
Für Eigenheimbesitzer stellt die Option, das eigene Haus zur grünen Geldanlage zu machen, die wahrscheinlich attraktivste Form nachhaltigen Investments dar. Ob über die Installation einer Photovoltaikanlage mit gesetzlich festgeschriebener Vergütung für den Eigenverbrauch, beziehungsweise das Einspeisen des produzierten Stroms in das öffentliche Netz, oder über Heiz- und Warmwasserkosteneinsparungen durch energetisches Sanieren und damit verbundene staatliche Zuschüsse für Energieeffizienz – für jeden gibt es das passende Konzept. Um die individuell besten Maßnahmen zu ermitteln, die gleichzeitig auch den Wert des Hauses erhöhen, empfiehlt es sich, einen Energiesparberater zu Rate zu ziehen.
Auch im Bereich Altersvorsorge und Risikoabsicherung gibt es ethisch-ökologische Angebote. Zwar hält sich ihre Anzahl noch in Grenzen, aber wer nachfragt wird auch fündig. So gibt es zum Beispiel in Hannover seit 1996 die Oeco Capital Versicherungsgesellschaft, die – weltweit einmalig – ausschließlich Öko-Policen anbietet.
Fazit
Egal für welche Art von Investments man sich entscheidet, es macht Sinn, die nachhaltigen Versionen zu wählen, die Ökonomie, Ökologie und Soziales so kombinieren, dass eine Win-Win-Situation entsteht. Je mehr Menschen sich für grüne Geldanlagen entscheiden, umso größer ist deren positiver Einfluss auf das Weltgeschehen. Denn durch Investitionen in nachhaltige Projekte, Unternehmen und Staaten nehmen umweltschädliches Wirtschaften, Korruption und Menschenrechtsverletzungen ab und ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen wird gestärkt.
Es ist wohl wahr: Geld regiert die Welt! Und dennoch sollte man immer daran denken: Geld ist nicht alles, aber ohne eine gesunde Umwelt ist alles nichts!
Corinna Lang
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