Die erneuerbaren Energien im Maghreb werden immer mehr zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Faktor. Für viele Anwendungsbereiche sind bereits Anlagen zur Nutzung von Sonne und Wind im Bau oder in Betrieb, für andere gibt es erprobte Beispiele aus der Praxis.
Wie der algerische Gas- und Stromversorger Sonelgaz berichtet, wird in Algerien aktuell die erste Modulfabrik für Solaranlagen gebaut. Das Land steigt damit in die Eigenproduktion von Solaranlagen-Bauteilen ein. In Marokko ist in Melloussa nördlich von Tanger der zurzeit größte Windpark Afrikas in Betrieb. 165 Windräder mit 140 Megawatt Leistung sind dort installiert.
Der erzeugte Strom wird in das marokkanische Stromnetz eingespeist. Das Land, das heute noch 97 Prozent seines Energiebedarfs importieren muss, setzt damit vor allem auf seine 3.500 Kilometer lange Küste, wegen der Passatwinde einer der besten Windstandorte weltweit.
Solarenergie zur Kühlung von Lebensmitteln
Ebenfalls in Marokko und in Tunesien wurden in einem Projekt (Medisco) in Kooperation mit verschiedenen Universitäten, dem Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme und mehreren Unternehmen Solaranlagen zum Kühlen von Milch und Wein installiert. Die Solarenergie wird genutzt, um die Lebensmittel frisch zu halten beziehungsweise um den Gärprozess zu steuern. Die Forscher des Fraunhofer-Instituts wollen weitere Anwendungsmöglichkeiten der solaren Kühlung in Agrarbetrieben und der lokalen Chemieindustrie erproben.
In Algerien, Ägypten, Jordanien, Marokko und Tunesien ist über den Clean Technology Fund der Weltbank der Bau von elf solarthermischen Kraftwerken in der Größenordnung von einem Gigawatt innerhalb der kommenden drei bis fünf Jahre geplant. Im ägyptischen Kuraymat wurde jüngst das erste solarthermische Parabolrinnen-Solarfeld des Landes fertig gestellt. Insgesamt wurden vor Ort 2.000 Kollektoren mit einer Spiegelfläche von rund 130.000 Quadratmetern montiert.
Windenergie für Entsalzungsanlagen
Sonnen- und Windkraft können auch dem drohenden Wassermangel und einer weiteren Übernutzung der Grundwasservorräte in der Region entgegen wirken. Prognosen gehen davon aus, dass die Wasserversorgung des Maghreb über Meerwasserentsalzungsanlagen auf das fünffache gegenüber heute ausgebaut werden muss.
Vorbilder für solche Anlagen können auch hier bereits realisierte Anlagen sein wie beispielsweise auf Teneriffa, wo seit 1997 eine Meerwasserentsalzungsanlage der Firma Enercon mit Windenergie betrieben wird. Solar angetriebene Entsalzungsanlagen gibt es ebenfalls schon in mehreren Ländern und könnten unter den hervorragenden Sonnenbedingungen auch im Maghreb genutzt werden.
Daniel Seemann
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