In der vergangenen Woche fand das Weltwirtschaftsforum 2017 in Davos statt. Im Medienecho über das internationale Gipfeltreffen dominierten Berichte über Politiker und Prominente, die Rolle Chinas, Äußerungen von politischen US-Vertretern (bei denen die Hauptaussage von Public-Engagement-Chef Anthony Scaramucci war, dass Trump missverstanden wurde), den Einfluss des Brexit sowie Bilder von Wirtschaftsgrößen, Filmstars und Musikern.
Entgegen der aktuellen nationalistischen und Anti-Globalismus-Kampagnen einiger Nationen und Politiker war ein Resümee der ökonomischen Diskussionen: Wir müssen den Wohlstand teilen, statt die Schere zwischen Armut und Wohlstand immer weiter aufklaffen zu lassen. Ansonsten werden wir alle, weltweit, die negativen Konsequenzen tragen – wirtschaftlich sowie ökologisch.
In Davos wurde aber nicht nur viel diskutiert. Es gab auch zahlreiche Workshops mit Vertretern unterschiedlichster Themenbereiche, Politik, Wirtschaft und Prominenz aus aller Welt, in denen konkrete Projekte und Initiativen ausgearbeitet werden. Wenn das Weltwirtschaftsforum endet, geht die Arbeit an diesen Projekten, die die Ziele der Vereinten Nationen rund um nachhaltige Entwicklung unterstützen, erst richtig los. Hier eine kurze Übersicht über 10 der insgesamt 50 in diesem Jahr in Davos verabschiedeten Initiativen:
- Norwegen machte den Anfang und will mit einem neuen Fonds Tropenwälder vor der Abholzung bewahren. Bis 2020 sollen 400 Millionen Dollar an Spendengeldern zusammenkommen, kündigte die norwegische Regierung in Davos an, wobei das Land selbst bis zu 100 Millionen Dollar zuschießt. Auf diese Weise möchte Norwegen Tropenländer zu Investitionen in Landwirtschaft bewegen, für die keine Wälder oder Moore zerstört werden müssen. Unter anderem sollen Kleinbauern unterstützt und insgesamt bis zu 5 Millionen Hektar Wald geschützt werden.
- Zum Kampf gegen Epidemien wie Ebola oder Sars wurde offiziell die CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations), eine millionenschwere Allianz, ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, sichere und effektive Impfstoffe zu entwickeln. Beteiligte Partner und Initiatoren sind unter anderem Bill Gates mit der Bill & Melinda Gates Foundation, die Regierungen von Indien, Norwegen sowie medizinische Forschungs- und Hilfsorganisationen.
- Unterstützer des Projektes “New Vision for Arab Employment“ gaben bekannt, dass sie seit dem Projektbeginn auf dem Weltwirtschaftsforum 2013 mehr als 250.000 Menschen umschulen konnten. Das nächste Etappenziel ist es, eine Million Arbeiter auszubilden und für die Zukunft auszurüsten.
- Das Weltwirtschaftsforum gab eine Koalition mit dem Institut für Meereswissenschaften der University of California Santa Barbara zum Schutz der Weltmeere und maritimen Ressourcen bekannt. Als globales Wirtschaftsgut betrachtet, schätzt der WWF den Wert der maritimen Ressourcen auf einen Wert von rund 2,5 Trillionen US-Dollar.
- Im Rahmen des Forums wurde auch ein öffentlich-privates Bündnis zum Aufbau einer verantwortungsbewussten, nachhaltigen Lieferkette zur Batterieherstellung geschlossen. Der Lithium-Ionen-Batterie-Markt wird im Jahr 2024 voraussichtlich 70 Milliarden Dollar schwer sein. Die Produktion ist jedoch noch immer mit Problemen verbunden. Dazu zählen Kinderarbeit, Gesundheits- und Sicherheitsrisiken für Arbeiter, Umweltbelastungen sowie die Nachhaltigkeit über den Produktlebenszyklus.
50 Projekte für nachhaltige Entwicklung wurden in Davos lanciert – teilweise mit prominenten Paten © World Economic Forum / Jakob Polacsek - 40 globale Konzerne, darunter Procter&Gamble, Unilever, Coca-Cola, Danone und Dow Chemical haben sich auf dem WEF in Davos dazu verpflichtet, weniger und umweltfreundlichere Plastikverpackungen zu verwenden. Dabei soll die Wiederverwendungs- und Recyclingrate für Kunststoffverpackungen von aktuell 14Prozent auf 70 Prozent gesteigert werden.
- Water.org-Gründer Gary White und Matt Damon riefen internationale Wirtschaftsführer, Unternehmen, die Medien und Verbraucher dazu auf sich bei der Beendigung der globalen Wasserkrise zu beteiligen. Vorgestellt wurde auch die neueste Partnerschaft mit dem belgischen Brauereiunternehmen Stella Artois, die die Initiative mit 1,2 Millionen US-Dollar unterstützen. Im Rahmen der Zusammenarbeit verfolgen sie das Ziel, bis 2020 einen langfristigen und nachhaltigen Zugang zu sauberem Wasser für 3,5 Millionen Menschen zu ermöglichen.
- Das Sozialunternehmen GoodWeave International stellte sein neues, internationales Programm „Sourcing Freedom“ zur Beendigung moderner Sklaverei in den Zulieferketten vor. Weltweit leiden schätzungsweise 21 Millionen Menschen unter Zwangsarbeit oder Leibeigenschaft. Das Programm wird von mehreren internationalen Unternehmen aus den verschiedensten Branchen unterstützt.
- Einige der weltweit größten Finanzdienstleister, IT- und Telekommunikationsunternehmen sowie internationale humanitären Organisationen haben sich auf sechs Grundsätze geeinigt, die eine bessere digitale Geldauszahlung an von Krisen betroffene Bevölkerungsgruppe ermöglichen sollen. Digitales Geld hat sich in den letzten Jahren als besonders erfolgreiches Mittel bei der Förderung von Unternehmertum und der Belebung der lokalen Wirtschaft in Krisenregionen erwiesen.
- Rund 100 weltweit führende Unternehmen haben den “ Compact for Responsive and Responsible Leadership“ (Vertrag zur Anpassungsfähigen und verantwortungsvollen Führung) unterzeichnet. Der Vertrag wurde vom WEF International Business Council entwickelt. Dieses arbeitet aktuell auch an einem Rahmenwerk, anhand dessen sich der langfristige Erfolg der Maßnahmen messen lassen kann.
Quelle und weitere Informationen: www.weforum.org
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