Die Aktionswoche „Klima & Finanzen“ ist eine Initiative des Bundesumwelt-ministeriums, die Verbraucher und institutionelle Anleger dazu motivieren will, in „klimafreundliche“ Geldanlagen zu investieren. Ob Häuslebauerkredit, grüne Lebensversicherung oder Beteiligungen an Solarparks, die gesamte Bandbreite der nachhaltigen Finanzprodukte soll in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden. Auf der Auftaktveranstaltung in Frankfurt diskutierten Vertreter der nachhaltigen Finanzbranche über Potenziale, Rahmenbedingungen und Herausforderungen dieses noch jungen Marktes.
Veranstalter der Auftaktveranstaltung war das Beratungsunternehmen Adelphi, das die Gäste in den Geschäftsräumen der KfW empfing. Axel Nawrath, Mitglied des Vorstands der KfW, sprach von zwei Perspektiven, welche die Veranstaltung habe: „Es geht um die Frage, warum der Verkauf nachhaltiger Geldanlagen noch nicht richtig funktioniert, aber auch darum, der Welt zu zeigen, dass es eine andere Art von Finanzdienstleistern gibt.“
Dreh- und Angelpunkt der Diskussion war die Frage, ob nachhaltige Geldanlagen einen Einfluss auf die Minderung von Treibhausgasemissionen haben. Dieser Frage ist Adelphi im Rahmen einer Studie nachgegangen, die Walther Kahlenborn, der Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft, den Gästen vorstellte.
Die hohe Relevanz der Studie besteht darin, dass sie die Treibhausgasintensität herkömmlicher und nachhaltiger Geldanlagen vergleichbar macht – und dabei die gesamte Wertschöpfungskette der betreffenden Unternehmen berücksichtigt. Das Fazit: Die untersuchten Klima- und Umwelttechnologiefonds bewirken 35 Prozent weniger Emissionen als gewöhnliche Aktienfonds, während grüne Sparprodukte sogar eine Reduzierung um 66 Prozent bewirken.
Wie groß das CO2-Reduktionspotenzial ist, das hier zum ersten Mal beziffert wurde, wird deutlich, wenn man das gesamte Volksvermögen berücksichtigt: Von den 4,4 Billionen Euro an Geldvermögen, die von deutschen Verbrauchern angespart wurden, sind allein 1,3 Billionen in Vorsorgeprodukte investiert worden.
„Nicht einmal zehn Prozent dieses Anlagevolumens der Privatanleger in Deutschland wäre jährlich nötig, um den Investitionsbedarf zur Erreichung der deutschen Klimaziele bis 2020 finanzieren zu können,“ so das Ergebnis der Studie.
Dieses Szenario macht begreiflich, warum es seit einiger Zeit unter den Banken einen wahren Run auf nachhaltige Finanzprodukte gibt. Doch noch gibt es eine breite Kluft zwischen dem Wunsch, grüne Anleger zu gewinnen, und seiner Umsetzung.
Bernhard Engl von dem Schweizer Fondsanbieter Swisscanto sieht als Grund vor allem die noch mangelnde Reichweite seiner Branche: „Drei Viertel der Anleger wollen Nachhaltigkeit im Portfolio, es sind aber bisher nur 20 Prozent gefragt worden“, bilanzierte er.
Für Nicolas Huber von DWS Investments ist die noch geringe Bedeutung des Marktsegments in der mangelnden Nachfrage begründet: „Wir hatten lange Zeit Unternehmen auf dem Schirm, die nachhaltig arbeiten, die wir aber in keinem Fonds unterbringen konnten, weil sie nicht hineingepasst haben.“
Dr. Paschen von Flotow vom Finanzforum Klimawandel blies in dasselbe Horn: „43 Prozent aller Anleger sagen, dass sie gerne Finanzanlage unter Berücksichtigung von Klimaschutzkriterien vornehmen würden. Aber Sicherheit und Rendite sind ihnen immer noch wichtiger.“
Auch die Grenzen des klimabewussten Investierens wurden von der Diskussionsrunde angesprochen. Stefan Löbbert, Leiter für Corporate Sustainability bei der Hypo Vereinsbank, verwies auf die Schwierigkeit, eine CO2-Analyse in allen Bereichen der Finanzierung durchzuführen: „Im Anlagebereich ist das noch machbar, aber im Kreditbereich müssen Sie bei jeder Finanzierung wissen, was da an CO2-Emissionen drin steckt. Wir suchen noch nach Methoden, wie man ein CO2-Preisschild an Finanzierungen dranhängen kann.“
Diese Frage treibt fast alle der „grün gesinnten“ Finanzunternehmen um und ist vielleicht die größte Stärke und Schwäche der hier beschriebenen Debatte. Denn von den Teilnehmern wurde hauptsächlich über die Reduzierung von CO2-Emissionen gesprochen, und nicht über Geldanlagen, die wichtige soziale oder ethische Ziele anstreben. Möglicherweise haben gerade diese Produkte – zum Beispiel Fonds, die zur Lösung der Ernährungskrise beitragen oder die in soziale Einrichtungen investieren – eine genauso große Zugkraft bei den Verbrauchern wie der Klimaschutz. Dennoch ist die Aktionswoche „Klima & Finanzen“ ein wichtiger Meilenstein, um nachhaltige Geldanlagen einer breiten Masse von Anlegern schmackhaft zu machen.
Birte Pampel
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