Zu Beginn jeden Jahres gibt der WWF einen Bericht Gewinner und Verlierer 2017 des Vorjahres heraus. Darin fasst die Umweltorganisation zusammen, welche Tierarten an Zuwachs „gewonnen“ haben und welche Populationen am stärksten zurückgingen. So verzeichnet die Weltnaturschutzunion IUCN mittlerweile rund 25.800 Tier- und Pflanzenarten auf ihrer Roten Liste, die als bedroht eingestuft werden. Dem Bericht über die Artendiversität zufolge betrifft dieser neue Negativrekord fast 30 Prozent aller untersuchten Arten.
Schuppentiere, Fluginsekten, Seepferdchen und afrikanischen Elefanten: Sie alle eint, dass in den letzten Jahren und insbesondere 2017 ihre Gesamtanzahl massiv gesunken ist. Deutschland ist hier insbesondere von dem dramatischen Rückgang der Fluginsekten betroffen.

„Das massenhafte Sterben findet auch direkt vor unserer Haustür statt. Biene Maja und Co. verschwinden heimlich, still und leise von unseren Wiesen und Feldern“, betont Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. Den Grund hierfür und auch für die Bedrohung anderer Arten sieht er insbesondere im Menschen: „Wilderei, Lebensraumverlust, Klimawandel und die dauerhafte Übernutzung natürlicher Ressourcen vernichten biologische Vielfalt. Wir Menschen verursachen das größte Artensterben seit Ende der Dinosaurier.“
Doch gibt es auch positives zu berichten: Die Bestände einiger bedrohter Arten sind dank verschiedener Schutzprogramme und vieler Bemühungen wieder gestiegen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Tendenzen auch weiter anhalten.
Verlierer 2017
Schuppentiere: Schuppentiere sind die meistgeschmuggelten Säugetiere der Welt. Der internationale Handel mit ihnen ist seit Januar 2017 komplett verboten. Dennoch beschlagnahmen die Behörden in Afrika und Asien weiterhin tonnenweise Schmuggelgut.
Fluginsekten: In den vergangenen 27 Jahren nahm die Gesamtmasse fliegender Insekten in Deutschland um mehr als 75 Prozent ab. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler, die Daten aus 63 deutschen Naturschutzgebieten ausgewertet haben.
Zentralafrikanische Waldelefanten: Dramatisch ist die Situation der zentralafrikanischen Waldelefanten, wie ein 2017 veröffentlichter Wildtierzensus des WWF zeigt. Hauptgrund für den Einbruch ist der illegale Elfenbeinhandel und die damit einhergehende Wilderei.

Seepferchen: Die Bestände der beiden einzigen Seepferdchen-Arten Europas sind im Mittelmeer um bis zu 30 Prozent gesunken. Sie landen oft als Beifang in den Fischernetzen, während Überdüngung, Klimawandel und Grundschleppnetze ihren Lebensraum zerstören.
Koalas: Einer WWF-Analyse zufolge sind in einigen Regionen Australiens seit den 1990er-Jahren 80 Prozent der Beutelbären verschwunden. Die Ursachen: Straßen- und Siedlungsbau, Waldrodung und Klimawandel.
Gewinner 2017
Meeresschildkröten: Die Zahl der Meeresschildkröten steigt in vielen Gebieten, ermittelte ein internationales Forscherteam. Dennoch werden die Arten weiter als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht eingestuft. Die größte Bedrohung bleibt Beifang.

Kaukasus Leoparden: Mit geschätzt nur 40 bis 60 Individuen steht das Überleben des Persischen Leoparden im Kaukasus seit Jahren auf der Kippe. Umso schöner, dass gleich fünf Jungtiere in WWF-Kamerafallen tappten.
Brandes weist hier auf Erfolge beim Schutz des Leoparden hin: „In unseren Projektregionen beobachten wir wieder Jungtiere, unser jahrelanger Kampf gegen Wilderei und für eine bessere Vernetzung der Lebensräume des Kaukasus-Leoparden zahlt sich aus.“
Mekong-Irawadi-Delfine: Mit nur 80 Tieren ist der isolierte Bestand an Irawadi-Delfinen im Mekong vom Aussterben bedroht. 2017 wurden in Kambodscha gleich neun Delfinkälber beobachtet, während gleichzeitig die Sterberate sinkt und sich der Bestand langsam erholt.
Fischotter: Der Fischotter stand in Deutschland lange vor dem Aussterben. Mittlerweile erlebt er ein Comeback. Hauptgründe sind Renaturierungs-Maßnahmen und Nutzungsbeschränkungen für viele Gewässer.
Blaukehlaras: Maximal 300 dieser vom Aussterben bedrohten Aras leben in der freien Wildbahn. Ihre Population konzentriert sich in einem kleinen Gebiet der Moxos-Ebene Boliviens, wo 2017 ein bisher unbekannter Brutplatz entdeckt wurde.
https://www.cleanenergy-project.de/insektensterben-in-deutschland/