Der Waldgarten – Ernte auf sieben Ebenen

Freilandputen unter Holunderbüschen Agroforstwirtschaft
Freilandputen finden Schutz unter Holundersträuchern, deren Blüten und Beeren zu Sirup und Saft verarbeitet wird. / Bild: Malchus Kern

Lange, gerade Reihen mit Salat, Kohlköpfen oder Stangenbohnen, dazwischen Erde. Das ist es, was sich die meisten Menschen unter einem Gemüsegarten vorstellen. In einem Waldgarten dagegen sieht es zunächst nach Chaos aus. Hierbei wird versucht, den Raum so zu nutzen, dass eine vielfältige Ernte entsteht.

Ein essbarer Waldgarten ist ein Garten, bei welchem auf gleicher Fläche Obstbäume, Wildobst, Beerensträucher, essbare Gemüse-Stauden, Kräuter und weitere Nutzpflanzen sowie einjährige Gemüsepflanzen wachsen. Dabei nutzen die einzelnen Pflanzen verschiedene Ebenen, auch Stockwerke genannt, und stehen dabei weniger in Konkurrenz, als bei einer Kultur von nur einjährigen, starkzehrenden Pflanzen.

Meist wird ein Waldgarten in sieben Ebenen eingeteilt:

  1. Hohe Bäume, die das Kronendach bilden, wie Walnussbäume, Esskastanien, Pinien oder Eichen
  2. Halb- oder Niederstämme wie Äpfel-, Kirsch-, oder Quittenbäume
  3. Sträucher, wie Beeren, Haselnuss oder Sibirischer Erbsenstrauch
  4. Gemüse- und Kräuterschicht: Rhabarber, Rosmarin oder Liebstöckel
  5. Rhizome- und Humusschicht, hier wächst Topinambur, Süßkartoffel oder Meerrettich
  6. Bodendecker, wie kriechender Thymian, Cranberries oder Minze
  7. vertikale Schicht, Kletterpflanzen, wie Kiwis, Brombeeren oder Weintrauben

Auch wenn es zunächst nach Wildnis aussieht, so sind Waldgärten das Ergebnis einer gut durchdachten Planung. So kann auf einer recht kleinen Fläche eine Vielzahl an Pflanzen kultiviert werden, die sich gegenseitig helfen. Eine mögliche Kombination auf kleiner Fläche, bei der sechs von sieben Ebenen genutzt werden, wäre die Folgende: als Halbstamm ein Apfelbaum, der auf der Sträucherebene locker von Felsenbirnen und Himbeere umpflanzt ist. Auf der Kräuterebene findet der Bärlauch im Frühjahr noch genug Licht und der Topinambur lässt sich unter der Erde nicht so schnell verdrängen, wie auch die Minze als Bodendecker, die sich im Frühjahr wieder ihren Raum erobert. Brombeeren sind halbschattige Waldrandzonen gewöhnt, auch wenn sich in einem Waldgarten eine dornenlose Variante empfiehlt.

Auch ein kommerzieller Ansatz in größerem Umfang steht dem Waldgarten als Agroforstsystem nicht im Weg. Der Landwirt Stefan Sobkowiak hat in seiner Heimat in Kanada eine konventionelle Obstplantage in einen Waldgarten nach Permakulturprinzipien umgewandelt. In seinen Reihen wächst neben jedem Obstbaum ein Strauch, der Stickstoff im Boden bindet. Dadurch werden seine Obstbäume gedüngt. Diese Planung hat auch noch weitere Vorteile: Insekten, die es auf seine Äpfel abgesehen haben, können sich nicht so schnell vermehren, da nur jeder dritte Baum ein Apfelbaum ist. Auch vermindert Sobkowiak so das Risiko eines Ernteausfalls, denn wenn Äpfel in einem Jahr nicht gut tragen, so hat er noch die Kräuter als Bodendecker und andere essbare Pflanzen auf den weiteren Ebenen in seinem “Obstgarten”, in welchem natürlich auch Gemüse wächst. Und Tiere, wie Schafe, Hühner und Schweine, finden hier auch Platz. Sie essen das Fallobst und verhindern dadurch, dass Insekten aus dem Fallobst weitere Früchte befallen. Vielleicht sollten wir unser Bild von einem Gemüsegarten mit Monokulturreihen ändern – der Umwelt zuliebe.

Quelle: https://miracle.farm/en/

Malchus Kern schreibt als Freier Autor über Nachhaltigkeit, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung und digitale Innovationen. Auf seinem Balkon versucht er sich an Selbstversorgung.

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