Ein guter Tag für den Umweltschutz: Nachdem bereits Shell seine Bohrungen vor gut zwei Monaten überraschend abbrach, beendet nun auch der norwegische Ölkonzern Statoil sein Bohrprojekt in der arktischen Tschuktschensee. Umwelt-schützer begrüßen die Nachricht. Bereits seit langem warnen sie vor den unkalkulierbaren Risiken für Mensch und Natur, die die Ausbeutung der Region berge.
Langsam scheint den Ölkonzernen aufzugehen, dass sich die Ausbeutung der arktischen Vorkommen fossiler Ressourcen nicht lohnt. Nach Shell zieht sich auch der norwegische Staatskonzern Statoil aus Alaska zurück. Zudem will Statoil das für Alaska verantwortliche Büro in Anchorage schließen. Der Grund für diesen Rückzug ist laut Statoil nicht der niedrig Ölpreis. Der Konzern gibt an, – ebenso wie zuvor Shell – die Ergebnisse der monatelangen Suche nach Öl seien enttäuschend gewesen. Auf lange Sicht sei daher nicht zu erwarten, dass sich die Ausbeutung lohnen werde.
Tim Dodson, der Vizepräsident des Ressort „Exploration“ von Statoil sagte dazu: „Seit 2008 haben wir solide Arbeit am Alaska-Projekt geleistet, aber aufgrund der momentanen Prognosen lohnt es sich nicht, diese Arbeiten fortzusetzen“. Dazu habe auch der Rückzug Shells beigetragen. Es fehle in der Tschuktschensee vor allem an der für die Ausbeutung nötigen Infrastruktur. Diese aufzubauen sei nur in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren möglich, so ein Statoil-Sprecher.
So weit die offizielle Begründung. Ob tatsächlich eine ergebnislose Suche und der Rückzug Shells oder vielleicht schlicht die unkalkulierbaren Risiken zum Abbruch der Arktispläne geführt haben, wird wohl das Geheimnis des Ölgiganten bleiben. Als sich Shell Ende September aus der Region zurückzog, begründeten Sprecher die Entscheidung ebenfalls mit enttäuschenden Funden.
Doch wo sind dann die ganzen fossilen Brennstoffe? Im arktischen Nordpolarmeer sollten laut Experten eigentlich bis zu einem Fünftel der noch nicht erschlossenen Öl- und Gasvorkommen der Erde schlummern. Die Ölkonzerne scheinen diese „Schätze“ jedoch offensichtlich nicht zu finden. Zum Glück für Alaska, die Arktis und seine Bewohner. Dieses weitgehend vom Menschen unberührte Ökosystem wäre im Falle eines Unfalls womöglich irreparabel beschädigt worden, warnen seit Jahren zahllose Umweltschützer.
Das Nordpolarmeer gilt als eines der gefährlichsten und unberechenbarsten Gewässer der Erde. Dort nach Öl und Gas zu suchen ist weitaus riskanter, als beispielsweise in der oft stürmischen Nordsee. Das musste Shell bereits 2012 am eigenen Leib erfahren. Eine ganze Reihe technischer Pannen und Unfälle, die darin gipfelten, dass eine ganze Ölplattform auf Grund lief und die Arbeiter evakuiert werden mussten, zwang den Konzern damals, die Probebohrungen vorübergehend auf Eis zu legen. Shell verlor zunächst sogar die Lizenz für weitere Arbeiten in der Region. Das endgültige Ende des Projekts vergangenen September hat den Konzern finanziell hart getroffen. Fast neun Milliarden US-Dollar wird der Mega-Flop Shell wohl kosten (CEP berichtete).
Statoil hingegen zieht sich mit vergleichsweise geringen Verlusten aus dem Nordpolarmeer zurück. Bislang hat der Konzern keine Bohrungen, sondern lediglich einige seismische Messungen vorgenommen. Das schmälert den Verlust auf „nur“ rund 75 Millionen US-Dollar, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Doch das scheint Abschreckung genug, um künftig auf weitere Arktis-Projekte zu verzichten. So gab der Konzern jetzt sogar 16 eigene und 50 zusammen mit dem Konzern Conoco Phillips erworbene Lizenzen zur Ölsuche in der Tschuktschensee zurück. Diese wären zwar noch bis 2020 gültig, allerdings plane man bis dahin keine Rückkehr, und die Lizenzen würden nicht mehr gebraucht, so ein Statoil- Sprecher.
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Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßte die Nachricht vom Rückzug eines weiteren Ölgiganten. Ein Sprecher der norwegischen Sektion sagte, es sei erfreulich, dass Statoil offenbar begriffen habe, dass die Ausbeutung der Arktis keine Zukunft habe. Die dortigen Vorkommen könne sich die Welt nicht leisten – weder finanziell noch wegen des Klimawandels. Greenpeace hofft nun, dass Statoil diese Tatsache mit in die norwegische Heimat nimmt. Dort will der Konzern demnächst mit der Erschließung weiterer Vorkommen in der Barentssee beginnen.
Ob Statoil Alaska allerdings für immer aufgibt, und ob der Rückzug auch Auswirkungen auf die Ausbeutung der Barentssee vor Nordnorwegen hat, ließ der Konzern bislang unbeantwortet. Dodson sagte jedoch, das Alaska-Projekt habe das Wissen des Konzerns um die Herausforderungen und Möglichkeiten in solchen Gewässern beträchtlich erweitert. „Das gibt Statoil die einzigartige Position und Erfahrung, mit der der Konzern in Zukunft weiter voranschreiten kann.“
Ein Satz, der Zweifel daran aufkommen lässt, dass Statoil in Zukunft die Finger von solch umstrittenen Offshore-Projekten lässt. Doch zumindest fürs Erste scheinen die Arktis und seine Bewohner von den Ölkonzernen verschont zu bleiben.
Quelle: Klimaretter.info / Statoil
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