10 000 Liter Wasser für nur ein Paar Jeans! Lange Lieferketten, eine energieintensive Produktionsweise und riesige Abfallmengen. Die Modeindustrie ist der zweit-schmutzigste Industriesektor der Erde.
Die Modeindustrie ist schmutzig. Die Produktion aller Kleidungsstücke, die auf der Erde getragen werden, tragen rund 10 Prozent der global ausgestoßenen Treibhausgasemissionen bei. Extrem lange Lieferketten und eine sehr energieintensive Produktionsweise sind besonders bei den großen Unternehmen ein Hauptproblem. Deshalb verbraucht die Industrie insgesamt mehr Energie als Luft- und Schifffahrt zusammen!
Um CO2-Emissionen nachhaltig zu reduzieren, kommen wir nicht an einer Verhaltensänderung der Modekonglomerate vorbei. Wenn wir am Ziel des Pariser Klimaabkommens, die globale Erwärmung so nah wie möglich an 1,5 °C zum vorindustriellen Level zu halten, nicht komplett vorbeirauschen wollen, dann müssen wir auch daran denken, was wir an unseren Körpern tragen. Mit den Klamotten die wir kaufen beeinflussen wir diesen Prozess maßgeblich mit.
Ein Paar Jeans benötigt 10 000 Liter Wasser!
Ein neues Paar Jeans bedeutet für die meisten Konsumenten vor allem, dem neuesten Trend ein Stückchen näher zu kommen. Kleidung ist für uns Identifikationsmerkmal. Sie trägt zur Definition unseres Platzes, unserer persönlichen Rolle in der Gesellschaft bei, die wir einnehmen oder gerne einnehmen würden. Und kein Kleidungsstück verkörpert die westliche Trendkultur so sehr wie die amerikanische Blue-Jeans.
Die Produktion nur eines einzigen Paares des kultigen Merkmals der Amerikanisierung in allen Teilen des Erdballs verbraucht riesige Mengen an Ressourcen. Ein Kilo Baumwolle – das klingt nach nicht viel. Aber das täuscht. 10 000 Liter Wasser werden für den Anbau derselben Menge Baumwolle verbraucht, die zu nur einem einzigen neuen paar Jeans werden. Ähnlich wie in der Fleischproduktion ist die Herstellung des Endprodukts in allen Produktionsstadien, vom Rohstoffen über die langen Lieferketten bis zur Fertigung, unglaublich ineffizient. Zum Vergleich: Ein Mensch bräuchte für das Trinken derselben Menge Wasser zehn Jahre.
Schmutzige Modeindustrie
Mode ist eine schmutzige Industrie. Zusammengerechnet produziert sie rund 20 Prozent des globalen Ab- bzw. Abfallwassers. Besonders bedenklich sind die immensen Abfallmengen, die sie hervorbringt. Produkte aus Textilien sind meist wiederverwertbar. Trotzdem landen 85 Prozent der benutzten Materialien im Müll. Riesige Abfallmengen enden so auf den Müllbergen, die vor allem in Entwicklungsländern überall auf der Welt vor sich hin brennen.
Dazu kommt der verheerende Einfluss toxischer Chemikalien, die in der Baumwollindustrie verwendet werden. The True Cost, eine kürzlich veröffentliche Dokumentation, veranschaulicht die Folgen für Mensch und Natur in erschreckender Klarheit. Industrielle Baumwoll-Produktion benötigt neben dem immensen Mengen an Wasser auch starke Pestizide, um Ernteausfällen vorzubeugen.
Besonders in Entwicklungsländern ist der Einsatz chemischer Stoffe exzessiv, denn den Herstellern dort mangelt es an Investment für nachhaltigere Produktionsweisen. Und dank des Klimawandels sind Missernten aufgrund von Dürreperioden so häufig und extrem wie nie. Die Bauern tun deshalb alles, um ihre Ernten auf einem profitablen Niveau zu halten.
Nachhaltige Mode auf dem Vormarsch?
Trotz dieser dunklen Seite der sich ständig verändernden Modestile, die die riesige Maschine der Textilindustrie am Laufen halten, gibt es auch positive Entwicklungen. Teile der Modeindustrie bewegen sich langsam in Richtung einer nachhaltigeren Produktion. Das gibt Hoffnung, auch wenn in der Praxis bisher kaum erkennbare Ergebnisse zu vermelden sind.
Die gemeinschaftliche Initiative „UN Alliance for Sustainable Fashion“, unterstützt von zehn Organisationen der Vereinten Nationen, versucht Aufmerksamkeit für das Problem zu generieren. Michelle Yeoh, Botschafterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, erklärt im Kurzfilm die potenzielle Nutzung waldbasierter Materialien für eine nachhaltige Textilproduktion:
Große Versprechen
Mit der „Climate Neutral Now“ (CNN) Kampagne versucht die Organisation der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) eine nachhaltige Modeindustrie mit auf den Weg zu bringen. Die Kampagne verknüpft die Anstrengungen von Organisationen, die den hohen Treibhausgasemissionen in Entwicklungsländern durch gezieltes Investment entgegenwirken wollen.
Währenddessen erklärten Vertreter der weltweiten Modeindustrie bei der großen Klimawandelkonferenz letztes Jahr in Bonn, welche Schritte sie tun möchten, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Der Modegigant H&M erklärte, bis 2040 komplett auf erneuerbare Energien zu bauen sowie ein zyklisches Produktionsmodell einzuführen. So soll jedes Nebenprodukt der Herstellung in anderen Industriezweigen eingesetzt werden können.
Um die Modeindustrie beim Wort zu nehmen, sollten wir Konsumenten dennoch weiter beobachten, ob es sich dabei nicht nur um eine große PR-Kampagne handelt. Meinen die Modekonzerne es wirklich erst, dann müssen sie so schnell wie möglich entsprechende Maßnahmen einleiten.
Quelle: UNFCCC