Deutschland erlaubt zu hohe Grenzwerte für hochtoxisches Quecksilber. Das ist die zentrale Aussage einer neuen Studie im Auftrag der Grünen Bundestagsfraktion. Der Hauptverursacher der hohen Quecksilberbelastung in Deutschland seien die deutschen Kohlekraftwerke. Rund sieben Tonnen des für den Menschen hochgiftigen Metalls werden jedes Jahr durch die Schlote der Kohlemeiler freigesetzt – 70 Prozent des gesamten Quecksilberausstoßes. Das macht Deutschland zu einem der Spitzenreiter in der EU. Eine Senkung der Grenzwerte ist dennoch erst für 2019 geplant. Viel zu spät kritisieren die Grünen und verweisen auf die schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit der deutschen Bevölkerung.
Der Energieerzeugung mit der als besonders umwelt- und klimaschädlichen geltenden Kohle geht es immer mehr an den Kragen. Besonders im Hinblick auf den Klimaschutz lassen die meisten Menschen kaum mehr ein gutes Haar an der Kohlekraft. Das Ende einer Ära ist allem Anschein nach eingeläutet.
Auch für die Gesundheit der Deutschen müssten schnellstmöglich Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Denn die Emissionen, die bei der Verbrennung der Kohle entstehen, stellen ein enormes Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier dar. Laut einem Gutachten des Hamburger Instituts für Ökologie und Politik im Auftrag der Grünen stoßen die Kohlekraftwerke in Deutschland rund sieben Tonnen hochgiftiges Quecksilber im Jahr aus.
Das macht Deutschland, zusammen mit Griechenland und Polen, zu einem der Spitzenreiter in der EU. Den mit Abstand größten Anteil daran haben laut Gutachten die 16 deutschen Braunkohlekraftwerke. Sie haben 2013 mit 3,4 Tonnen 70 Prozent aller Quecksilber-Emissionen verursacht. Die restlichen 30 Prozent (1,6 Tonnen) entfielen auf 37 Steinkohlekraftwerke.
Das emittierte Quecksilber gelangt über die Nahrungskette in unsere Körper. Dabei können schon geringe Mengen des giftigen Metalls schwerwiegende Folgen für unsere Gesundheit haben. Bei Kleinkindern und Säuglingen kann Quecksilber Gehirnschäden verursachen. Aber auch bei Erwachsenen drohen ernste Schäden. Nehmen wir zu viel davon auf, können wir an Krebs erkranken und schwere Nervenschäden davontragen.
Die Grünen fordern deswegen, die erlaubten Grenzwerte für Quecksilber sofort zu senken. In den USA gelten schon seit April 2015 neue, weit niedrigere Grenzwerte als in Deutschland. Dort habe man die Gefahr erkannt, nun müsse das die schwarz-rote Koalition auch bei uns tun, schreiben die Grünen. Doch trotz der bekannten Gesundheitsrisiken will die Bundesregierung eine Verringerung der Quecksilberbelastung erst ab 2019 gesetzlich vorschreiben. Und auch dann dürfen die Schadstoffhöchstwerte immer noch um bis zu dem 6,7-fachen höher liegen als schon heute in den USA. Das nennt die Partei ein „weiteres Armutszeugnis dieser Bundesregierung“.
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Die Grenzwerte sollen schnellstmöglich auf ein vergleichbares Niveau wie in den USA gesenkt werden, fordern die Grünen. Dann allerdings müssten – bis auf ein einziges Kohlekraftwerk – alle Anlagen in Deutschland vom Netz gehen. Dabei könnte sich rund 85 Prozent der Quecksilberbelastung eigentlich vermeiden lassen, betonen die Hamburger Forscher im Gutachten. Dazu müssten die alten Kraftwerke lediglich mit einer modernen Filtertechnologie umgerüstet werden.
„Es ist technisch möglich, den Quecksilberausstoß von Kohlekraftwerken zu reduzieren, das muss endlich passieren“, betont der Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. Doch dazu fehle der Wille der Bundesregierung. Das sei gesundheits- und umweltpolitisch grob fahrlässig, so Krischer.
Das Bundesumweltministerium hingegen hält die Kritik für ungerechtfertigt. Deutschland habe sich bei der Neuregelung für niedrige EU-Grenzwerte eingesetzt, auch gegen die Vorbehalte seiner EU-Partner, die nicht alle bereit gewesen seien, die Quecksilber-Emissionen zu senken und zu überwachen, sagte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) der Zeitung „Welt am Sonntag“. Deutschland gehöre weltweit zu den wenigen Ländern, in denen schon seit längerer Zeit Quecksilbergrenzwerte gelten.
Quelle: Die Grünen
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