Jedes Jahr sterben 5,5 Millionen Menschen durch die Folgen von Luftverschmutzung. Das ist weit mehr als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kamen jetzt Forscher der University of British Columbia in Vancouver. Das bedeutet, fast jeder zehnte Todesfall weltweit ist auf schlechte Luftqualität zurückzuführen.
Jedes Jahr sterben weltweit etwa 56 Millionen Menschen. Wie Forscher der University of British Columbia jetzt im Rahmen der Wissenschaftskonferenz American Association for the Advancement of Science (AAAS) belegten, ist für 5,5 Millionen (knapp 10 Prozent) dieser Todesfälle die schlechte Luftqualität in den Städten und Wohnräumen verantwortlich. Bisherige Studien kamen mit rund drei Millionen Toten zu einem weit geringeren Ergebnis.
Mit 55 Prozent die meisten Todesfälle gibt es laut der Forscher in den beiden aufstrebenden Wirtschaftsländern Indien und China. So seien 1,6 Millionen Menschen im Jahr 2013 in China an den Folgen von Luftverschmutzung gestorben. In China sei die Verbrennung von Kohle der Hauptverursacher von gesundheitsschädlichen Luftschadstoffen. Im Reich der Mitte wird der Großteil des Stroms mit Kohlemeilern erzeugt. Rund 366.000 Todesfälle in China seien 2013 auf die Kohleverstromung zurückzuführen gewesen.
Knapp hinter China liegt Indien mit 1,4 Millionen Toten. Dort sei vor allem die Verbrennung von Holz, Dung und anderen Arten von Biomasse zum Kochen und Heizen für die schlechte Luft verantwortlich. In Indien ist das vielerorts gängige Praxis. Millionen meist sehr arme Familien seien daher fast ständig giftigen Partikeln in der Luft ausgesetzt, so die Forscher.
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Die Wissenschaftler warnen davor, dass die Zahl der Todesfälle in den nächsten Jahren wahrscheinlich weiter steigen wird, trotz aller Bemühungen zur Verringerung der Emissionen. Deshalb fordern sie, schnellstmöglich neue und strengere Umweltstandards auf den Weg zu bringen. „Luftverschmutzung ist der viertgrößte Risikofaktor für frühzeitige Todesfälle,“ betont Michael Bauer, Professor an der University of British Columbia’s School of Population and Public Health. Gefährlicher sei nur das Rauchen, hoher Blutdruck und falsche Ernährung. Von allem umweltbedingten Risiken sei jedoch die Luftverschmutzung die mit Abstand größte Gefahr für uns Menschen.
Die Weltgesundheitsorganisation hat den empfohlenen Grenzwert für Luftschadstoffe auf 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft festgelegt. In Neu Delhi und Peking werden derzeit jedoch Konzentrationen vom mehr als 300 Mikrogramm erreicht – 1.200 Prozent mehr als laut WHO gerade noch vertretbar. Auch in vielen anderen asiatischen Städten muss die Bevölkerung fast ununterbrochen große Mengen Luftschadstoffe einatmen. Die Forscher schreiben, mehr als 85 Prozent der Weltbevölkerung lebt mittlerweile in Gebieten, in denen die Richtlinien der WHO überschritten werden.
Die Folgen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs, Atemwegsinfekte und andere chronische Lungenleiden wie COPD. „Vor der Luftverschmutzung kann man sich nicht verstecken“, sagt Bauer. Doch sie zu Verringern sei ein sehr effizienter Weg, um die Gesundheit der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern.
Im Video: Prof. Michael Bauer spricht über die Studienergebnisse zur Luftverschmutzung:
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