Durchgeführt wurde die Studie vom Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau. Dabei verglichen die Wissenschaftler Daten der Insektizidbelastung von Gewässern weltweit mit den für die jeweiligen Insektizide durch die Behörden festgelegten Grenzwerten. Das Ergebnis: In über 40 Prozent der Fälle, in denen ein Insektizid durch eine Wasserprobe in einem Gewässer weltweit nachgewiesen wurde, war die gefundene Konzentration höher als sie laut behördlichem Zulassungsverfahren sein dürfte, teilweise wurden sogar Konzentrationen gefunden, die um den Faktor 10.000 höher waren als maximal vertretbar. Bei Sedimenten, den Ablagerungen am Gewässergrund, die meist weniger behördlich reguliert sind, waren sogar über 80% der Messwerte stark erhöht.
Weiterhin wurden in über 80% der Proben, die auf mehrere Pestizidwirkstoffe untersucht wurden, tatsächlich mehrere Wirkstoffe – teilweise über 30 Wirkstoffe in einer Probe – gleichzeitig nachgewiesen. Die negativen Auswirkungen dieser Pestizidmischungen, die in der behördlichen Zulassung von einzelnen Pestiziden nicht berücksichtigt werden, können dabei deutlich über den von einzelnen Wirkstoffen liegen. Die Organismen im Gewässer reagieren insgesamt bereits sehr empfindlich auf Insektizidkonzentrationen, die weit unterhalb der Werte liegen, die z.B. als Grenzwerte für Trinkwasser festgelegt werden. Tatsächliche Grenzwerte für Insektizide in Oberflächengewässern gibt es allerdings lediglich für sehr wenige Wirkstoffe.
Leider ist auch Deutschland keine Ausnahme für diese alarmierenden Ergebnisse, eher im Gegenteil. So wurden für die Studie 138 hierzulande gemessene Insektizidkonzentrationen berücksichtigt. Von diesen Proben lagen rund 80 Prozent über den zulässigen Grenzwerten. Die Studienautoren gaben allerdings zu bedenken, dass vergleichsweise kleine Gewässer untersucht, und dabei Methoden angewandt wurden, die selbst kurzzeitige Belastungsspitzen im Gewässer relativ gut erfassen können. Sollten die gleichen Methoden auch in anderen Ländern angewandt werden, würden demnach wahrscheinlich auch dort so hohe Werte festgestellt werden, schrieben die Wissenschaftler.
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Um die alarmierende Insektizidebelastung der Gewässer in den Griff zu bekommen, brauche es eine generelle Reform der Landwirtschaft. Auch ein verstärkter ökologischer Landbau, wie jüngst auch vom Umweltbundesamt (UBA) gefordert, könne ein möglicher Lösungsansatz sein, so das Fazit der Studie.
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