Naturvolk wehrt sich mit High-Tech gegen illegale Rodung

illegale Abholzung des Regenwaldes
illegale Abholzung des Regenwaldes

Gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace geht ein Indianer-Stamm im brasilianischen Regenwald ungewöhnliche Wege, um seine Heimat vor der Vernichtung zu schützen. Der Stamm der Ka’apor nutzt Kameras und GPS-Tracker, um zu dokumentieren, wie die Holzmafia Bäume illegal fällt und die begehrten Tropenhölzer für viel Geld in die ganze Welt verschifft – unter anderem nach Europa. Auch Greenpeace warnt immer wieder vor der Vernichtung der „grünen Lunge“ der Erde, die gerade für den Klimaschutz von größter Bedeutung ist. Ausgerechnet vor der Weltklimakonferenz in Paris hätten die illegalen Rodungen wieder zugenommen, so die Umweltschützer. Viele Ka’apor-Indianer fürchten sogar um ihr Leben – vier von ihnen seien in den letzten Jahren von der Holzmafia getötet worden.

Warum sollte man einen 500 Jahre alten Baum fällen, nur um sich daraus einen Schrank, Tisch oder Fußboden machen zu lassen, für ein Zuhause, viele tausend Kilometer entfernt, wo es eigentlich genug heimische Hölzer gibt? Mit welchem Recht dringen Menschen in geschützte Lebensräume ein, in denen Indianerstämme seit Jahrhunderten in völligen Einklang mit der Natur leben, fällen dort uralte Bäume ohne Erlaubnis und machen damit ein Millionengeschäft?

„Wir gehen doch auch nicht in die Stadt und stehlen die Sachen der Leute dort,“ sagt einer der Anführer der Ka’apor-Indianer – Ureinwohner des brasilianischen Regenwaldes. Ka’apor – das bedeutet Bewohner des Waldes. Diesen Bewohnern droht der Verlust ihrer Heimat, verursacht wegen der illegalen Abholzung des Regenwaldes durch die Holzmafia. Ungefähr 2000 Ka’apor leben derzeit im Amazonasgebiet auf einer Fläche von 530 000 Hektar – rund sechs Mal so groß wie Berlin. Seit 1982 steht ihr Lebensraum, den die verstreut lebenden Indianer seit nunmehr 300 Jahren ihre Heimat nennen, unter Naturschutz. Bäume dürfen dort nicht gefällt werden – eigentlich. Denn die Wirklichkeit sieht anders aus: rund acht Prozent ihres Lebensraums sind bereits der Holzmafia zum Opfer gefallen. Holzfäller dringen in das Gebiet der Ka’apor vor und fällen die oft hunderte Jahre alten Bäume wie beispielsweise den Fava-Baum, der auch in Europa als edles Tropenholz gilt und zu dementsprechenden Preisen verkauft werden kann.

Dass das illegal ist schert die Verantwortlichen wenig. Es ist ein Millionengeschäft, dass auch mal mit Gewalt durchgesetzt wird. Bereits vier Tote habe es seit 2011 gegeben, berichten die Indianer der Umweltschutz-organisation Greenpeace, darunter sei auch einer der Anführer des Stammes gewesen. Zudem sei ihnen wiederholt mit dem Tode gedroht worden. Die Ka’apor und die anderen im Amazonasgebiet heimischen Völker haben Angst, vor allem jedoch um ihre Heimat. Von der brasilianischen Regierung fühlen sie sich im Stich gelassen. Zwar will Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff die illegale Abholzung auf Null reduzieren, allerdings erst bis 2030. „Dies ist ein realer Anreiz für die Holzmafia und die Rinderfarmer, ganz schonungslos weiter den Wald zu roden“, kritisiert der Amazonas-Koordinator von Greenpeace, Oliver Salge.

Greenpeace hat die Ka’apor in ihrer Heimat besucht und Hilfe versprochen. Bislang haben die Indianer versucht, jeden entdeckten Sattelschlepper der Holzmafia zu verbrennen und die Holzfäller notfalls mit Gewalt zu vertreiben. Doch die sind den Ka’apor überlegen, es werden einfach neue LKW bereitgestellt und alternative Routen zu den begehrten Hölzern gesucht. Zudem entsteht durch die Gewalt ein Teufelskreis: „Mein Vater ist ermordet worden, aber wir führen diese Mission zum Schutz des Waldes fort“, sagt einer der Indianer.

Gemeinsam mit Greenpeace versucht der Indianerstamm nun mit subtileren Methoden gegen die Holzmafia vorzugehen. Mit für die Eingeborenen völlig unbekannter Ausrüstung soll künftig dokumentiert werden, welche Routen die Holzmafia zu den Bäumen wählt, und wohin die Tropenhölzer verschifft werden. Dazu hat die Umweltschutzorganisation Kameras und zwei Laptops zur Verfügung gestellt. Zudem sollen die Indianer künftig, anstatt die LKW zu verbrennen, GPS Tracker installieren, um so den Weg des Holzes offenzulegen.

Mit der Aktion will Greenpeace auch an die Regierung appellieren, mehr gegen die Holzmafia zu unternehmen. Die illegalen Rodungen haben in den letzten Jahren wieder zugenommen, warnen die Umweltschützer. Durch die Wirtschaftskrise drohen zudem bestehende Verbote für die Holz- und Agrarindustrie gelockert zu werden. Seit 1988 sei schon eine Regenwaldfläche zweimal so groß wie Deutschland vernichtet worden – und alleine in den vergangenen zwölf Monaten eine Fläche fast so groß wie das ganze Ka’apor-Gebiet.

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Im Hinblick auf die Weltklimakonferenz warnt Greenpeace, die „grüne Lunge“ der Erde sei auch für den Klimaschutz von größter Bedeutung. Der Regenwald fungiert als gigantischer Speicher von Kohlenstoff. Werden diese Bäume gerodet, so wird der Großteil des Kohlenstoffes in Form von CO2 freigesetzt und die globale Erwärmung deutlich beschleunigt. Der Schutz des Regenwaldes ist demnach nicht nur für die Einheimischen überlebensnotwendig, sondern langfristig für die ganze Welt.

Für die Ka’apor-Indianer geht es jedoch schon kurzfristig ums Überleben. Denn die Ka’apor könnten schlecht woanders hin, sagt einer der Indianer. „Der Wald ist unser Zuhause.“

Quelle: Greenpeace Magazin

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