Radfahren ist gesund und hält fit. Das dürfte jedem bekannt sein. Und seitdem Maßnahmen für den Klimaschutz ergriffen werden, ist klar, dass Radfahrer auch etwas für das Klima und die Umwelt tun. Doch die Vorteile gehen noch weit darüber hinaus. Genaue Zahlen liefert nun Europäische Radfahrerverband ECF.
Bereits 2013 veröffentlichte der ECF die Studie „Economic benefits of cycling in the EU-27“ („Ökonomische Vorteile des Radfahrens in den 27 EU-Ländern“). Die neuste Analyse “Cycling Economy – Arguments for an integrated EU cycling policy“ beinhaltet neben der Aktualisierung der Daten und Zahlen von 2013 auch eine Erweiterung der untersuchten Themenkomplexe. Wer sich noch kritisch gegenüber dem Stellenwert des Fahrrads in der Wirtschaft zeigte, der sollte nun anhand der Ergebnisse überzeugt sein.
Der berechnete positive Nutzen des Radfahrens für Umwelt und Klima beträgt satte 15,43 Milliarden Euro. Dies ergibt sich aus der CO2-Reduktion, weniger Luftverschmutzung und Lärm sowie einer geringeren Versiegelung. Im Bereich der Energie- und Ressourceneinsparung liegen die Einsparungen bei 2,8 Milliarden Euro durch Treibstoffeinsparung sowie alternative Antriebe. Das Radfahren die Gesundheit fördert zeigt sich in 191,27 Milliarden Euro, dem größten Anteil der berechneten externen und internen Vorteile des Fahrradverkehrs. Ausschlaggebend sind hier die Senkung der Mortalitätsrate, weniger Krankheiten, bessere geistige Gesundheit, gesündere Kinder, erhöhte Straßenverkehrssicherheit und weniger Fehltage. Schaut man sich die mikroökonomischen Vorteile an, so belaufen sich diese auf 63,09 Milliarden Euro (Fahrradwirtschaft, Fahrradhandel, Fahrradtourismus, Einsparung von Unfall-Sachschäden). Darüber hinaus wird durch das Radfahren eine integrierte Stadt- und Infrastrukturplanung vorangetrieben und der Einsatz neuer Technologien erprobt. Der Kostenvorteil hier beläuft sich auf 20 Milliarden Euro. Neben dem gesundheitlichen Aspekt liegen auch die Zeit- und Flächenverbrauchseinsparungen mit 131 Milliarden Euro ganz weit vorne. Gründe hierfür sind die hohe Qualität der aktiven Mobilität, das Einkaufen mit dem Rad, Kindeswohlverbesserung und eine höhere Qualität öffentlicher Räume. Auf dem vierten Platz finden sich mit 50 Milliarden Euro Kostenvorteil die sozialen Auswirkungen, denn Radfahren fördert die Teilhabe für alle Menschen, Geschlechter und Altersgruppen und erhöht die soziale Sicherheit. Zudem wird durch Radfahren Stau vermieden, es fallen geringere Infrastrukturkosten an, der Öffentliche Nahverkehr wird entlastet beziehungsweise ergänzt und die Intermodalität erweitert. Der Vorteil hieraus: 29,6 Milliarden Euro. Und schließlich wirkt das Radfahren mit 10 Milliarden Euro sozialisierend, da es soziale Interaktionen ermöglicht und Erreichbarkeit für Alle bietet.
Rechnet man nun alle internen und externen Vorteile des Radfahrens zusammen, so beläuft sich die Summe auf rund 513 Milliarden Euro jährlich, das sind ungefähr 1.000 Euro pro EU-Bürger.
Die eigentliche Herausforderung bei der Ermittlung der Bereiche, in denen das Radfahren potenziell wirtschaftliche Vorteile bringen kann, war das Fehlen von entsprechenden Datensätzen, um konkrete Berechnungen über das Ausmaß dieser Vorteile zu machen. So lagen beispielsweise keine statistischen Daten über die durchschnittliche jährliche Radverkehrsdistanz für alle EU-Länder vor. Basierend auf den Statistiken, die der ECF zur Verfügung hatte, wurde von 134 Milliarden Kilometern pro Jahr ausgegangen. Die Berechnungen zum wirtschaftlichen Nutzen des Radfahrens basieren auf diesem Wert.
Um zukünftig die wirtschaftlichen Vorteile des Radfahrens besser abbilden zu können, sollen nun weitere Forschungsarbeiten zu dem Thema gefördert werden. Darüber hinaus ist die Liste der Vorteile des Radfahrens im kürzlich erschienenen Bericht noch nicht vollständig, es gibt andere qualitative Vorteile, die in der künftigen Forschung berücksichtigt werden können. Ein nächster Schritt könnte dann sein, auch die Kosten des Radfahrens in die Untersuchungen einzubeziehen.
Add comment