Nach dem Tsunami und der anschließenden Reaktor-katastrophe von Fukushima 2011 ist das Gebiet rund um die drei Unglücksreaktoren vollends zur irrealen Spielwiese von Behörden, Politik und Wissenschaft verkommen. Diese Farce ist kein japanisches Solostück! Jeder andere Staat dieser Welt wäre bei einem Störfall von derartigen Ausmaßen ebenso völlig überfordert und mit seinem „Wissenschaftslatein“ am Ende. „Was nicht eintreten darf, darf einfach nicht sein!“ Mit diesem Credo versucht jedes Land, welches die Kernenergie nutzt, seine Bevölkerung zu beruhigen.
In Tokio musste man sich gezwungenermaßen dem nächsten „Akt“ stellen. Der sieht so aus: Von Seiten der Politiker blindes Vertrauen in die Wissenschaftler. Aktionismus und das Vorspielen von Kontrolle. Doch die Verantwortlichen manipulieren und belügen die Öffentlichkeit.
Jüngstes Beispiel: Einige der notdürftig bereitgestellten Wasserbehälter, die das radioaktive Kühlwasser auffangen, haben Leckagen bekommen. Bisher wurde um die defekten Tanks eine Strahlenbelastung von 100 Millisievert gemessen. Die makabere Logik: Die bereitgestellten Geräte reichten nur bis 100 Millisievert. Neue Geigerzähler brachten es jetzt auf 1800 Millisievert. Für einen Menschen ohne Schutzkleidung bedeutet dies über vier Stunden eine tödliche Dosis.
Wurden hier bewusst Arbeiter in die Irre geführt? Mit Ihrer Gesundheit gespielt? Haften bleiben in diesem Zusammenhang auch die Bilder der Dekontaminationsarbeiten in der Präfektur Fukushima. Wie Bürger mit Besen ihre Terrasse kehrten. Der verstrahlte Dreck landete in schwarzen Plastiksäcken. Es ist völlig unklar, wo dieser Abfall entsorgt wurde. Was sich in den Lungen der Anwohner ablagerte, wollen wir erst gar nicht erfahren. Genauso wenig haben die Wissenschaftler eine Ahnung davon, wohin mit dem verseuchten Wasser in den Plastiktanks. Tepco musste zugeben, dass 300 Tonnen bereits ins Meerwasser gelangt sind. Die tatsächliche Menge darf weit höher angesetzt werden. Das bedeutet, dass der Kreislauf mit verstrahlter Nahrung längst eröffnet ist. Wer das nicht glaubt, ist naiv.
Die Regierung von Premier Shinzo Abe klammert sich an die Verantwortlichen von Tepco. Diese treten derzeit ganz aktuell mit neuen Versprechen vor die Kamera. Man wolle das kontaminierte Wasser verdampfen. Die übriggebliebenen Feststoffe würden als Atommüll behandelt. Bei dieser Menge eine Utopie!
Dazu das jüngste „Problemkind“: Das infiltrierte Grundwasser von Fukushima wandert Monat für Monat dem Pazifik entgegen. Lösung dafür: Der Boden zwischen dem havarierten Kraftwert und dem Meer wird über eine Länge von 1,4 Kilometer auf minus 20 Grad runtergekühlt.
Fakt ist: Es gibt keinen ausgearbeiteten Plan, der der Vernunft entspringt. Kontrolle wird vorgegaukelt. Tschernobyl, Fukushima. Beides hätte in den Augen der Wissenschafter und Technokraten niemals passieren dürfen. Die Geschichte wiederholt sich. In der Ukraine wird um den geborstenen Reaktor ein Betonsarkophag gebaut. Finanziert von Spendengeldern aus der Europäischen Union. Die Ukraine wäre alleine nicht in der Lage, die Kosten zu tragen. Das Land wäre schlichtweg bankrott. In Japan ist der ehemalige Energieriese Tepco inzwischen verstaatlicht. Die Kosten für den Gau trägt der Steuerzahler. Wie viel vom Bruttoinlandsprodukt des Landes nach Fukushima fließt, darüber wird die Bevölkerung im Unklaren gelassen.
Vergleicht man beide Katastrophen, Tschernobyl und Fukushima, miteinander, liegt der große Unterschied darin, dass Japan eine der reichsten Industrienationen der Welt mit einem erstklassigen „Know-how“ ist, während die Ukraine zur Zeit des Unglücks als eine – eher rückständige – Teilrepublik der Sowjetunion galt. Die traurige Verbindung: In beiden Ländern reagierten und reagieren die Verantwortlichen identisch überfordert, dilletantisch und arrogant.
Die erneute Medienpräsenz in Fukushima soll uns wieder ins Bewusstsein rufen, dass das Unglück noch nicht vorbei ist. Die Aufräumarbeiten werden weit über 40 Jahre dauern. Diese Information stammt von einem Tepco-Mitarbeiter.
Zuallererst denken wir bei jeder Diskussion an die Einzelschicksale der Betroffenen. Es geht um Leben, Gesundheit und Heimat. Wie viel davon genommen wurde, werden wir nie erfahren.
Florian Simon Eiler
Gerade berichtet SPIEGEL-ONLINE, dass die Probleme in Fukushima mit den radioaktiven Wasser mehr als zehn Jahre bestehen bleiben werden.
„Das Universum und die Dummheit der Menschen sind unendlich, wobei ich mir beim Ersten nicht so ganz sicher bin !“
– Albert Einstein-
Der Artikel ist hart aber berechtigt.
Lobbyisten und Technokraten haben das Restrisiko immer schön geredet und runtergespielt. Auch hier galt und gilt immer noch das feudalistische (kapitalistische) System des Gewinne Privat, Verluste und Risiken dem Staat…
Bravo Deutschland, Bravo Schweiz aber auch Bravo Japan…
Japan ist daran die Lehren zu ziehen. Hoffentlich tun es auch die Politiker und lassen sich nicht mehr von Lobbisten und Technokraten über den Tisch ziehen.
Atommeiler gehören so schnell wie möglich weg vom Netz und die Forschungsgelder in die Erneuerbaren Energien gesteckt.
Atommeiler sind nicht rentabel! Wieso können wohl Schäden aus Atommeiler nicht versichert werden?
Das heutige feudalistische System kennt die Risiken ganz genau und will Sie nicht tragen.
Würde man es einkalkulieren, wäre die Energie extrem teuer und die angesparten Reserven würden investiert bzw. verzockt.
Es spielt gar keine Rolle ob die heute allzu billige Energie am Ende teurer wird.
Wenn man die Kosten der Restrisiko einberechnet werden darf sie teurer werden, damit auch mit dieser Ressource sparsam und sinnvoll umgegangen wird.