Bereits zum dritten Mal wird heute der Internationale plastiktütenfreie Tag in Berlin zelebriert. Auch global wird zum 03. Juli mit Aktionen, Konzerten oder Demonstrationen auf das Thema Plastiktüten aufmerksam gemacht. Dank der, vor einem Jahr gestarteten, „freiwilligen Selbstverpflichtung“ des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zur kostenpflichtigen Herausgabe der Plastiktüte konnte der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in der Bundesrepublik deutlich gesenkt werden. Trotzdem ist er weiterhin viel zu hoch. Laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) werden immer noch 3,7 Milliarden Plastiktüten im Jahr abgegeben.
Ein Verbrauch von 3,7 Milliarden Plastiktüten im Jahr ist weiterhin viel zu hoch. Es werden Ressourcen vergeudet, das Klima belastet und in den meisten Fällen die Umwelt stark verschmutzt. Zwar sank der deutsche Pro-Kopf-Verbrauch von 71 Tüten im Jahr 2016 auf nunmehr 45. Der Deutschen Umwelthilfe ist dies aber noch lange nicht genug. Die Selbstverpflichtung trägt nicht zum schnellen Ende der Plastiktüte bei, sondern zieht es durch die Verhinderung gesetzlicher Maßnahmen unnötig in die Länge. Wirksame Maßnahme können, nach Einschätzung der DUH-Experten, ausschließlich per Gesetz erreicht werden. Dazu reicht schon ein Blick auf andere EU-Staaten. Irland, Dänemark oder Finnland etwa entschieden sich zur Müllvermeidung per Gesetz. Die Zahlen sprechen für sich. In Irland werden jährlich 16 Plastiktüten gekauft, in Dänemark und Finnland sogar lediglich vier pro Kopf und Jahr.
„Das Ergebnis der freiwilligen Selbstverpflichtung ist ein noch immer beachtlicher Verbrauch von 3,7 Milliarden Plastiktüten pro Jahr. Mit einer bundesweiten Abgabe von mindestens 22 Cent auf alle Plastiktüten bräuchten wir überhaupt nicht mehr über deren Verbrauch zu diskutieren. Damit wäre das Thema erledigt, wie beispielsweise in Irland, wo pro Kopf und Jahr nur noch 16 Plastiktüten verbraucht werden“, sagt dazu DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Um das Umweltproblem Plastiktüte endgültig und vor allem schnell zu beenden, fordert die DUH von Ministerin Hendricks die Einführung einer bundesweiten Plastiktütenabgabe in Höhe von mindestens 22 Cent nach dem irischen Vorbild.
Die „freiwillige Selbstverpflichtung“ hat drei Kernprobleme. Die Höhe des Preises ist nicht, wie etwa in Irland, festgelegt, die Beträge dadurch generell zu niedrig. Zudem sind nur rund 40 Prozent der Unternehmen in der freiwilligen Abgabe involviert. Und genau genommen ist der Verkauf von Plastiktüten auch weiterhin bloß günstige Marketingstrategie.
Das kritisiert auch Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft: „Die HDE-Selbstverpflichtung ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Ein großer Teil der Händler ist nicht Mitglied beim HDE. Sie sind nicht an die Vereinbarung gebunden und geben Plastiktüten weiterhin kostenlos heraus. Eine wirksame und einheitliche Höhe des Plastiktütenpreises fehlt ebenso wie Sanktionsmaßnahmen für den Fall, dass HDE-Mitglieder die Selbstverpflichtung nicht umsetzen. Zudem verbleibt das eingenommene Geld aus dem Verkauf der Plastiktüten bei den Händlern, die damit den Neueinkauf von Plastiktüten refinanzieren können. Somit bleiben Plastiktüten weiterhin ein attraktives Werbemittel.“
Die Einnahmen durch die Abgabe von Plastiktüten müssten gesetzlich geregelt und zielspezifisch eingesetzt werden – für den öffentlichen Naturschutz zum Beispiel.
Quelle: DUH