50 Millionen Kilogramm Kaffeebohnen werden jährlich in Deutschland verbraucht. Der Großteil der Kaffeebohnen landet anschließend als Kaffeesatz auf dem Müll. Das bringt Gründer auf neue Ideen!
“Pilzkiste” ist das Start-Up dreier Frauen aus Graz, die sich aufgemacht haben, Pilze auf Kaffeesatz zu züchten. Für manche Sorten ist frischer Kaffeesatz das ideale Nährsubstrat. In Graz gibt es diesen zur Genüge, werden hier täglich fast 6 Tonnen an Kaffeebohnen verbraucht. Und auch die Kaffeehäutchen, die bei der Röstung der Bohnen anfallen, können zur Pilzzucht verwendet werden. Kapital für die Produktion haben die drei Gründerinnen über eine Crowdfunding Kampagne gesammelt. Ab 2018 soll es in ausgewählten Geschäften frische Pilze und Pilzaufstriche zu kaufen geben. Doch die Reise des Kaffeesatzes ist hier noch nicht am Ende. Nach der Verwendung als Nährsubstrat kann dieser anschließend immer noch als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Pilze auf Kaffeesatz lassen sich übrigens auch ganz einfach zu Hause ziehen. Fertige Sets gibt es im Handel, auch in Bio-Qualität. Damit dem urbanen Gärtnern nichts mehr im Wege steht!
Julian Lechner gibt kaltem Kaffee einen besonderen Twist: in seiner Manufaktur “kaffeeform” stellt der Berliner Kaffeetassen her. Mittlerweile sind die aus Kaffeesatz und anderen biobasierten Stoffen hergestellten Espresso- und Cappuccinotassen sogar spülmaschinenfest und garantieren so einen langjährigen Kaffeegenuss aus einer echten Kaffeetasse. Und für den Genuss außer Haus gibt es seit Kurzem die Weducer Cup. Ihr Design ist am klassischen To Go Becher orientiert, lässt sich aber immer wieder verwenden und duftet, auch ohne Kaffee zu beinhalten, nach Kaffee.

Biokraftstoffe aus Kaffeesatz
Für das Unternehmen “Bio-Bean” ist eine Großstadt wie London geradezu prädestiniert. Hier gibt es einen unglaublichen Verkehr und einen genauso unglaublichen Verbrauch an Kaffee. Das bedeutet viel Kaffeesatz. Dieser wird bei Cafés, Restaurants und anderen Großverbrauchern abgeholt, die sich damit Entsorgungsgebühren sparen. Anschließend werden diese Abfälle von Bio-Bean zu Pellets und größeren, brennbaren Scheiten verarbeitet. So macht der Kaffee morgens müde Menschen munter und hält sie nachts warm. Doch das Unternehmen hat weitere, große Pläne. Seit 2013 forscht Bio-Bean daran, wie man Kaffeesatz zu Biokraftstoffen verarbeiten kann. Dann bewegt das Koffein nicht nur unsere müden Köpfe, sondern auch Londons Busse und Taxen.
50 Millionen Kilogramm Kaffeebohnen jährlich allein in Deutschland, das macht kreativ. Die Möglichkeiten, Kaffeesatz als wertvolle Ressource zu nutzen, sind vielfältig. Neben einer Pilzzucht in Graz, Kaffeetassen in Berlin und Kaffeepellets in London gibt es international viele weitere Unternehmen, die daraus nachhaltige Produkte wie Stifte, Blumentöpfe, Lampenschirme, Möbel, Tinte, Schmuck oder Rinderfutter produzieren!
Malchus Kern schreibt als Freier Autor über Nachhaltigkeit, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung und digitale Innovationen. Auf seinem Balkon versucht er sich an Selbstversorgung.
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