Für jedes Jahr werden die Kapazitäten an natürlichen Ressourcen, die sich in der gleichen Zeit regenerieren können und die Menge an Emissionen, die von der Natur aufgenommen werden können berechnet. Wird diese Grenze überschritten, ist der sogenannte Erdüberlastungstag erreicht. Ab diesem Zeitpunkt verrauchen wir mehr Ressourcen, als uns rein rechnerisch zur Verfügung stehen. Wann dieser Tag ist, hängt von Land zu Land von den dortigen Ressourcen ab. Den Tag, an dem Deutschland für das Jahr 2018 über seine Verhältnisse lebt, haben wir schon jetzt erreicht.
Letztes Jahr war der Earth Overshoot Day am 2. August. Ab diesem Tag wurden auf der Welt mehr Emissionen abgegeben, als die Natur aufnehmen kann und mehr Ressourcen verbraucht, als für das ganze Jahr rein rechnerisch zur Verfügung gestanden hätten. Natürlich sind wir nicht alle direkt verhungert, denn sie waren nur rechnerisch am Ende. Konkret bedeutet das: wenn man nur so viel verbraucht, wie sich in der gleichen Zeit regenerieren kann, wäre an diesem Tag das Maximum für das ganze Jahr erreicht gewesen.
Den Overshoot Day gibt es auch für einzelne Länder, so auch für Deutschland: den sogenannten Erdüberlastungstag. Dieser wurde für 2018 bereits diese Woche erreicht. Ab diesem Zeitpunkt leben wir hier auf Kosten der Bevölkerung im globalen Süden, da diese um einiges weniger verbrauchen und auch auf die der nachfolgenden Generationen. Doch dass dieser Tag bereits im Mai ist, kam nicht überraschend. Auch in den letzten Jahren war diese Grenze bei uns ungefähr zu diesem Zeitpunkt erreicht.
„Bereits nach vier Monaten hat Deutschland die natürlichen erneuerbaren Ressourcen verbraucht, die uns rechnerisch für das komplette Jahr zur Verfügung stehen. Von einem nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit unserem Planeten sind wir damit weit entfernt“ so BUND-Nachhaltigkeitsexpertin Christine Wenzel.
Es muss etwas passieren
Wenzel kritisiert, dass Deutschland nicht aus diesen Ergebnissen lernt. Denn statt zu handeln steigt unser Energieverbrauch und die CO2-Emissionen im Verkehr. Wenn wir weiterhin so leben, bräuchten wir ganze drei Erden, um diese Lebensweise zu kompensieren. Sie sieht die Verantwortung in der Politik.
„Wir brauchen eine Abkehr von einer Politik, die vorrangig auf Wirtschaftswachstum setzt. Vielmehr gilt es dringend umzusteuern. Weniger Verbrauch lässt sich mit mehr Lebensqualität gut vereinbaren, wenn die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schafft.“
Auch Lena Michelsen von Inkota sieht dringenden Handlungsbedarf in der Politik. „Die neue Bundesregierung muss die Klima- und die Agrarpolitik zusammen denken.“ Weiter: „Die geplante Fusion der Agrarkonzerne Bayer und Monsanto zementiert hingegen das klimaschädliche Modell der industriellen Landwirtschaft. Durch den Einsatz von Stickstoffdünger, die Flächenumwandlung in Monokulturen und den enormen Energieaufwand wird der Klimawandel angeheizt. Die Stimme gegen das Glyphosat-Verbot im vergangenen Jahr belegt den industriefreundlichen Kurs der deutschen Agrarpolitik.“
Wir sind nicht alleine beim Erdüberlastungstag
Vor allem die Industrienationen leben, als hätten sie gleich mehrere Erden zur Verfügung. Würde die ganze Welt so viele Ressourcen verbrauchen wie in den USA, wären gleich fünf Erden nötig, um diesen Verbrauch zu kompensieren. Bei einem Verbrauch wie in Saudi Arabien wären es sogar sechs. Unsere Nachbarländer bewegen sich mit circa drei Erden ungefähr im gleichen Rahmen wie Deutschland. Doch nicht alle Länder verbrauchen mehr, als sie haben. Länder wie beispielsweise Kanada, Brasilien und Australien haben am Ende des Jahres so viele Ressourcen „gespart“, dass wir im weltweiten Verbrauch „nur“ 1,7 Erden bräuchten. Der Globale Erdüberlastungstag, der Earth Overshoot Day wird wie letztes Jahr wieder im August erwartet.
Quellen: BUND, Germanwatch, Global Footprint Network