Seit 2010 ist der Zugang auf sauberes Wasser von den Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt. In Deutschland wird dies fast schon als Selbstverständlichkeit betrachtet. Ob aus der Flasche oder der Leitung, an trinkbarem Wasser mangelt es hier wirklich nicht. Doch ist das nicht überall so. Wer das Wort „Wasserknappheit“ hört, denkt im ersten Moment wahrscheinlich an die Sahara, die Wüste Gobi oder auch die Kalahari. Doch sind Trockengebiete dieser Art längst nicht mehr die einzigen Gebiete für Wasserdefizite.
Mittlerweile leiden mehr als vier Milliarden Menschen min-destens einen Monat im Jahr unter Wasserknappheit. Dies haben zwei niederländische Wissenschaftler, Mesfin Mekonnen und Arjen Hoekstra, laut dem Fachmagazin Sience Advances herausgefunden. Dabei stellen Sie fest, dass die Wasserknappheit in vorangegangenen, jährlich durchgeführten Evaluierungen vollkommen unterschätzt wurde, da die saisonalen Schwankungen von Wasserverbrauch und Verfügbarkeit nicht erfasst wurden.
Quartalsdurchschnitt der monatlichen Süßwasserknappheit von 1996–2005 © Science Advances
Bei der Wasserverfügbarkeit bezieht man sich auf die Süßwasserressourcen, die einer Person pro Jahr zur Verfügung stehen. Dabei wird je nach Größe der Süßwassermenge unter anderem in Wasserknappheit, Wassermangel und Wassernotstand, bis hin zur Wasserkrise unterschieden. Mesfin Mekonnen und Arjen Hoekstra zufolge haben gut zwei Drittel der Gesamtbevölkerung für mindestens einen Monat einen höheren Wasserverbrauch, als die Region Wasser zur Verfügung stellen kann. Dies hat nicht unbedingt zur Folge, dass die Menschen Durst leiden. Doch muss in diesen Zeiten das Wasser bedürftigen Ökosystemen entnommen werden. In diesem Fall spricht man von Wasserknappheit.
Mittlerweile leiden sogar 1,8 bis 2,9 Milliarden Menschen vier bis sechs Monate im Jahr unter schwerer Wasserknappheit und ca. 0,5 Mrd. Menschen ganzjährig. Dabei sind, gemessen an der Bevölkerungszahl, insbesondere Indien (mit 1 Milliarde) und China (mit 0,9 Milliarden Menschen) von der Wasserknappheit betroffen. Ebenfalls von dem Wasserdefizit betroffen sind Australien, der Nahe Osten, sowie Teile Afrikas, Nordamerikas, Mexikos und Südeuropas. Allerdings werden in dem Bericht auch Gebiete genannt, die man nicht unbedingt mit einem Mangel an Wasser in Verbindung gebracht hätte. So wird unter anderem der Großraum London genannt. Die Forscher stellen fest, dass Wasserknappheit nicht nur in Regionen mit geringen natürlichen Süßwasserquellen vorkommt, sondern vor allem auch in dichtbesiedelten Gebieten, wie Großstädten.
Angesichts dieser Zahlen sind Berichte wie aus Flint, wo die Menschen nach einer Umstellung der Wasserversorgung für gut eineinhalb Jahre durch das Leitungswasser vergiftet wurden, noch erschreckender. Hier werden die Süßwasserquellen, die uns noch zur Verfügung stehen, bis zu einem Grad unbrauchbar gemacht, dass sogar schon die Rede von einer Wasserkrise ist. Denn das blei- und bakterienhaltige Wasser ist nicht einmal mehr zum Waschen von Kleidung geeignet, da selbst dann die Gefahr einer Bleivergiftung droht. Nicht einmal General Motors war mehr bereit, das Wasser in seiner Motorfabrik zu verwenden, als festgestellt wurde, dass es Rostschäden in der Produktion verursacht. Dabei soll Flint kein Einzelfall sein.
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Gleichzeitig fallen immer mehr wichtige Süßwasserressourcen an Großkonzerne wie Nestle, welche den Ökosystemen in kurzer Zeit überdurchschnittlich viel Wasser entziehen und damit Wasserknappheit sogar provozieren. Bereits vor einem Jahr warnte die UNO vor akuter Wasserknappheit und angesichts der UNESCO-Prognosen für 2025/2050 wird es dringend Zeit, dass Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ihren Umgang mit der Ressource Wasser überdenken und Maßnahmen ergreifen, um die so oft für die Zukunft prophezeiten Kriege um Wasserquellen vorzubeugen. Neben möglichen Regulierungen des Wasserverbrauchs sollte vor allem die Forschung im Bereich der Wasseraufbereitung, insbesondere der Salzwasseraufbereitung, dringend vorangetrieben werden.
Quellen:
http://advances.sciencemag.org/content/2/2/e1500323.full
https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserverf%C3%BCgbarkeit
http://www.sueddeutsche.de/panorama/verseuchtes-wasser-flint-im-us-bundesstaat-michigan-menschen-vergiftet-1.2827781
http://michaelmoore.com/10FactsOnFlint/
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