Über 50.000 Menschen schwärmen in Deutschland bereits, in Bonn, Freiburg oder Dresden, für und zur Marktschwärmerei. Das ist eine Mischung aus digitalem Hofladen und Pop-Up Bauernmarkt. Das Ziel ist der Erhalt der biologischen Vielfalt, regionaler und gesunder Esskultur und einem fairen Preis für alle.
Einmal in der Woche finden sich die Gemeinschaften der regionalen Marktschwärmereien an einem zentralen Ort zusammen. Zwei Stunden lang wandern regionale, handwerkliche Lebensmittel über die Theke. Da die Ware an jedem Stand bereits portioniert ist und online vorbestellt und bezahlt wird, gibt es hier auch keine langen Schlangen, wie auf dem Wochenmarkt. Dadurch haben Kunden und Erzeuger Zeit für einen Plausch. Das schafft eine Nähe, wie es sie im Supermarkt nicht geben kann. Das überzeugt nicht nur Städter, auch im ländlichen Raum finden sich immer mehr Marktschwärmereien.
Wie funktioniert der digitale Hofladen?
Die Kombination aus dem digitalen Bestellvorgang und der wöchentlichen Abholung, trifft die Bedürfnisse von Kunden wie Erzeugern. Die einen können bestellen, wann und wo sie wollen. Über das Handy, Tablet oder den Laptop lässt sich betrachten, was diese Woche im Angebot ist. Die Lebensmittel verschiedene Erzeuger können so mit einem Bestellvorgang geordert und bezahlt werden und auch an einem Ort abgeholt werden. Die Anderen profitieren von dem Konzept in gleichem Maße. Gerade wer keine eigene Webseite betreibt oder seine Produkte im Hofladen vertreibt, kann hier neue Kunden gewinnen. Auch wird bei diesem Konzept unnötige Arbeit vermieden: kein Erzeuger muss zur Verteilung kommen, wenn kein Kunde bestellt hat. Und jeder Erzeuger bringt nur mit, was bestellt wurde, so müssen später keine Lebensmittel weggeworfen werden.
Anfänge in Frankreich
Gegründet wurde die Marktschwärmerei unter dem Namen “La Ruche Qui Dit Oui!” (‚Der Bienenkorb, der Ja sagt‘) 2010 in Frankreich, seit 2014 wird auch in Deutschland geschwärmt, zunächst nur in Berlin. Mittlerweile gibt es 45 aktive Schwärmereien in Deutschland. Diese werden von ca. 750 Erzeugern beliefert.

Jede Marktschwärmerei ist dabei ein bisschen anders. Denn die Lebensmittel, die man hier bestellen kann, kommen aus einem Umkreis von weniger als 100 Kilometern um die Stadt, im Schnitt sogar nur 28 Kilometern. Meist gibt es Produkte wie Obst, Gemüse, Fleisch, Milchprodukte und Backwaren, oft auch Honig und Feinkost wie Kaffee, Marmeladen, Sirup, Senf, Öl oder Getränke lokaler Hersteller. Gleichzeitig sind die Mitglieder nicht verpflichtet, jede Woche vorbei zu schauen. Sie müssen nur kommen, wenn sie vorher bestellt haben. Unverbindlich, digital und doch regional. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen von diesem Hofladen schwärmen!
Malchus Kern schreibt als Freier Autor über Nachhaltigkeit, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung und digitale Innovationen. Auf seinem Balkon versucht er sich an Selbstversorgung.
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