Meeresspiegel könnte um 130 Zentimeter steigen

Levermann
Levermann

Der Klimawandel hat globalen Einfluss, im Kleinen, wie auch im Großen. So auch auf die Weltmeere, deren Wasserspiegel aufgrund des zu schnellen Temperaturanstiegs immer schneller steigt. Laut einer neuen Studie des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung könnte der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts sogar um 50 bis 130 Zentimeter ansteigen. Eine zweite Studie, welche erstmals auf globaler Ebene Daten zum Meeresspiegelanstieg der letzten 3000 Jahre untersuchte, bestätigte, dass im letzten Jahrhundert der Meeresspiegel deutlich schneller angestiegen ist, als in den vorangegangenen Jahrtausenden.

Die Autoren der „Future sea level rise constrained by observations and long-term commitment“-Studie und der “Temperature-driven global sea-level variability in the Common Era”-Studie liefern damit nicht nur einfach Informationen zur Entwicklung des Meeresspiegels, sondern stellen ihre Daten als Werkzeug für Experten, insbesondere für Küstenplaner, online frei zur Verfügung.

Anders Levermann, Forschungsbereichsleiter für Anpassung am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Wissenschaftler an der New Yorker Columbia-Universität/Lamont-Doherty Earth Observatory und Co-Autor der Studie zum künftigen Meeresspiegelanstieg erklärt: „Mit all den bereits emittierten Treibhausgasen in der Atmosphäre können wir den Meeresspiegelanstieg zwar nicht mehr verhindern, aber durch das Beenden der Nutzung fossiler Brennstoffe noch deutlich begrenzen. Wir wollen Küstenplanern die notwendigen Hintergrundinformationen geben für ihre Anpassungsplanung, die vom Deichbau über Versicherungskonzepte für Überflutungen bis hin zu langfristigen Siedlungsentwicklungen reichen können.“

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass, selbst wenn die Klimaziele von Paris erfüllt werden sollten, bis 2100 immer noch mit einem Meeresspiegelanstieg von 20-60 Zentimetern zu rechnen wäre – daher die Bedeutung für den Küstenschutz. „Schon ein solcher verminderter Anstieg wäre eine ziemliche Herausforderung, aber weniger teuer als die Anpassung an ungebremsten Meeresspiegelanstieg, die in manchen Regionen der Welt sogar völlig unmöglich sein würde“, so Levermann. „Wenn die Welt die größten Verluste und Schäden vermeiden möchte, müssen wir jetzt rasch dem Pfad folgen, auf den sich die UN-Klimakonferenz in Paris vor einigen Wochen geeinigt hat.“

Die Studie kombiniert erstmals die zwei wichtigsten Methoden zur Abschätzung des Meeresspiegelanstiegs. Die Wissenschaftler nutzen prozessbasierte Computersimulationen, welche den Beitrag schmelzender Gletscher, den Masseverlust der Eisschilde und die thermische Expansion analysieren, um den Anstieg des Meerwassers zu errechnen. Diese zeitaufwändigen Simulationen wurden mit statistischen Analysen verbunden, die leichter und schneller zu erstellen sind. „Unser Werkzeug ist so konzipiert, dass es sowohl zu den Beobachtungen der Vergangenheit, als auch zu den langfristigen physikalischen Prozessen der verschiedenen Elemente des Erdsystems passt“, sagt Leitautor Matthias Mengel vom PIK. „Vor allem aber ist unsere Berechnungsmethode schnell und leicht reproduzierbar, sodass viele Simulationsdurchläufe möglich sind, um die Wahrscheinlichkeiten des Meeresspiegelanstiegs zu errechnen.“

Der Meeresspiegelanstieg der Zukunft kann nicht auf eine einzelne Zahl heruntergebrochen werden. Er wird durch eine Spanne ausgedrückt, die eine Risikoabschätzung ermöglicht. Dadurch stehen Küstenplanern vernünftige Einschätzungen zum schlimmsten, wie auch zum günstigsten möglichen Fall zur Verfügung, wodurch sie Kosten abwägen können.

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Die zweite Studie zum Weltmeeresspiegelanstieg der Vergangenheit bestätigt diese Ergebnisse durch ihre Schätzungen für das 21. Jahrhundert, ebenso wie die Ergebnisse im jüngsten Bericht des Weltklimarat IPCC. Stefan Rahmstorf, Co-Autor des Artikels zum Meeresspiegelanstieg in der Vergangenheit und Co-Leiter des PIK-Forschungsbereichs Erdsystemanalyse erklärt:

„Wir können bestätigen, was frühere und lokalere Meeresspiegeldaten schon nahegelegt haben: In den vergangenen Jahrtausenden ist der Meeresspiegel nie schneller angestiegen als im letzten Jahrhundert. Auf der Basis dieser Analyse einer weltweiten Datenbank regionaler Meeresspiegel-Rekonstruktionen können wir nun den Effekt in einer noch nie dagewesenen Robustheit aufzeigen. Die neuen Meeresspiegeldaten bestätigen erneut, wie ungewöhnlich unser Zeitalter der globalen Erwärmung durch Treibhausgas-Emissionen ist. Und sie zeigen, dass der Meeresspiegelanstieg als eine der gefährlichsten Klimafolgen bereits in vollem Gang ist.“

Quellen:
https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/meeresspiegelanstieg-in-vergangenheit-und-zukunft-robuste-abschaetzungen-fuer-kuestenplaner
http://www.pnas.org/content/early/2016/02/17/1500515113
http://www.pnas.org/content/early/2016/02/17/1517056113

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