US-Klimaforscher vermuten, dass möglicherweise die globale Erwärmung Auslöser für den seit bald vier Jahren wütenden syrischen Bürgerkrieg war. Denn laut einer aktuellen Studie könnte eine langanhaltende extreme Dürreperiode im Land den davor jahrelang schwelenden Konflikt letztendlich zum Ausbruch gebracht haben. Damit wäre der menschengemachte Klimawandel erstmals mit Schuld am Beginn eines Kriegs. Ein Szenario, das sich künftig wiederholen könnte, befürchten Wissenschaftler. Der Krieg in Syrien hat bisher etwa 200.000 Menschen das Leben gekostet.
Der syrische Bürgerkrieg begann, als ein eigentlich friedlicher Protest gegen die Herrscherfamilie um Baschar Hafiz al-Assad Anfang 2011 eskalierte. Seitdem kämpfen syrische Regierungstruppen gegen verschiedene Oppositionsgruppen und (radikal-) islamische Organisationen wie Hisbollah oder die Mudschaheddin. Das ursprüngliche Ziel der Opposition, eine Demokratisierung Syriens, spielt dabei mittlerweile eine nur noch untergeordnete Rolle. Der Kampf aus religiösen und ethischen Gründen steht im Vordergrund.
Bevor der Krieg ausbrach herrschte bereits seit Jahren ein Konflikt zwischen Opposition und dem Assad- Regime. Der Tropfen, der das Fass letztendlich zum Überlaufen brachte, war möglicherweise eine langanhaltende Dürreperiode in Syrien zwischen 2006 und 2010, schreiben die Autoren einer aktuellen Studie (en) um den US- amerikanischen Klimatologen Colin P. Kelley von der Univesity of California. Sein Kollege und Co-Autor der Studie, Richard Seager, sagte dazu: „Wir sagen nicht, dass nur die Dürre am Ausbruch des Kriegs schuld war. Aber sie kam zu all den anderen negativen Faktoren dazu und war damit möglicherweise der Funke, der den offenen Krieg schließlich entfachte„.
Die Dürreperiode sei die heftigste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen und habe zu schlimmen Ernteverlusten, Wasserknappheit, Viehsterben und Massenauswanderungen aus ländlichen Gegenden in die Städte geführt. Insgesamt seien damals etwa 1,5 Millionen Menschen in die Städte geflohen. Dort hätten sie unter schlechten Bedingungen mit Millionen anderen Flüchtlingen um Nahrung und Unterkunft konkurrieren müssen. Überall im Land hätten die Menschen mit immer knapper werdenden Ressourcen zu kämpfen gehabt. Die Regierung um Assad habe damals so gut wie nichts unternommen, um den immer unzufriedeneren Menschen aus ihrer Notlage zu helfen. Dort hätte der Protest gegen das Asssad-Regime seinen Anfang genommen, schrieb Shahrzad Mohtadi von der Columbia School of International and Public Affairs, ein weiterer Autor der Studie.
Die Phase ausgeprägter Trockenheit zwischen 2006 und 2010 war vermutlich eine direkte Folge des Klimawandels, so die Autoren der Studie. Obwohl in der Region häufiger Dürreperioden auftreten, sei die betreffende die längste und stärkste des letzten Jahrhunderts gewesen. Diese Tatsache und die Auswertung verschiedener Daten und Klimamodelle spräche eindeutig dafür, dass die globale Erwärmung Auslöser der starken Dürre gewesen sei. Auch andere Messungen verzeichnen seit Beginn des Jahrhunderts eine zunehmende Trockenheit im gesamten Mittelmeerraum, die mit weniger winterlichen Niederschlägen einhergeht.
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