Miguel Arias Cañete, der EU-Kommissar für Klimaschutz und Umwelt glaubt, die Chancen, dass auf der Weltklimakonferenz in Paris ein verbindliches Klimaschutzabkommen vereinbart wird, stehen besser denn je. Seiner Meinung nach haben die größten Klimasünder endlich begriffen, dass nur umfassende Klimaschutzmaßnahmen die globale Erwärmung noch eindämmen können. Das Zwei-Grad-Ziel könne allerdings allein durch einen Erfolg in Paris nicht erreicht werden. Dazu bedürfe es in den nächsten Jahren weiterer Klimaversprechen.
Die Terroranschläge in Paris haben Frankreich und die Welt schwer getroffen. In den Medien ist der erschreckende Vorfall das Thema, kaum einer spricht im Moment vom anstehenden Weltklimagipfel, der in eben der Stadt stattfinden soll, die jetzt Opfer der feigen Angriffe geworden ist. Doch trotz des kollektiven Schocks will die französische Regierung an der Ausrichtung der immens wichtigen Konferenz festhalten.
EU-Kommissar Cañete hält das für die richtige Entscheidung. Dem Handelsbatt sagte er stellvertretend für alle Teilnehmer, es herrsche vollstes Vertrauen in die Fähigkeit Frankreichs als Gastgeber. Der Weltklimagipfel sei nun, unter dem Eindruck der Terroranschläge, wichtiger denn je. Er glaubt, dass der Terror die Weltgemeinschaft zusammenschweißen wird, und die Chancen für eine erfolgreich Klimakonferenz größer seien als jemals zuvor.
Das liege nicht nur an den Terroranschlägen. Bereits seit längerem deuten laut Cañete verschiedene Zeichen darauf hin, dass ein Großteil der Welt endlich zur Vernunft zu kommen scheint. Vor allem die großen CO2-Emittenten China, die USA und Indien hätten endlich begriffen, wie dringend gehandelt werden müsse. Alle drei Nationen haben bereits im Vorfeld zu Paris signalisiert, Klimaschutzmaßnahmen einleiten zu wollen. Speziell Indien und China hatten sich dafür bis vor kurzem noch völlig gesperrt.
Cañete sagte außerdem, auch die große Anzahl an teilnehmenden Ländern sei ein Indiz dafür, dass tatsächlich wirksame Maßnahmen vereinbart werden könnten. „Es werden 160 Länder teilnehmen, die für 93,5 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind, so der EU-Kommissar. In Kyoto hingegen seien es nur 35 Länder gewesen, die zwölf Prozent der weltweiten Emissionen verursachen. Alle Teilnehmer seien bereit zu handeln, sagte Cañete. Einige hätten sogar bereits erste Maßnahmen eingeleitet.
Das langfristige Klimaschutzziel sei, die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf maximal zwei Grad Celsius (gegenüber der Temperatur vor der Industrialisierung) zu begrenzen. Doch das allein sei bei weitem nicht ausreichend, so Canete. Auch ist bereits vor dem Gipfel klar, dass dieses Ziel mit den bisher gemachten Klimaschutzversprechen nicht erreicht werden kann. Die auf dem Tisch liegenden Vorschläge reichen lediglich für eine Eindämmung auf drei Grad, räumt der Klimaschutzkommissar ein.
Deshalb seien die mittelfristigen Ziele umso wichtiger. Um dem Klimawandel wirksam entgegenzutreten, müssten die weltweiten Emissionen bis 2020 ihren Höhepunkt erreichen. In der EU müssen die Emissionen vor 2050 um die Hälfte niedriger sein als 1990. Und die Industrieländer müssten sogar bis zu 95 Prozent weniger Treibhausgase emittieren, um das Zwei-Grad-Ziel zu halten, so Cañete. Daher müssten die Nationen künftig mit offenen Karten spielen, was ihren Treibhausgas-Ausstoß angehe.
Cañete schlägt deshalb vor, dass die teilnehmenden Nationen alle fünf Jahre eine Bilanz über die globalen Fortschritte ziehen, um dann ihre jeweiligen Klimaschutzmaßnahmen zu erhöhen. Denn einige Staaten seien zweifellos in der Lage, mehr zu tun. Sollte gemeinsam an einem Strang gezogen, und auch über Paris hinaus Zugeständnisse gemacht werden, könne auch das langfristige Ziel erreicht werden, glaubt der EU-Kommissar.
Auch von der EU seien gegebenenfalls weitere Maßnahmen erforderlich. Laut Cañete könne auch das Ziel, die Emissionen innerhalb der EU bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren (verglichen mit 1990) erhöht werden. Die EU sei bereit voran zu gehen, so Cañete. Allerdings könnten die Europäer das Klima nicht allein retten. „Das müssen alle zusammen machen“, so der EU-Kommissar.
Auf dem Klimagipfel gilt es nun, diese wichtige Erkenntnis auch in die Tat umzusetzen. Ob das gelingt, wird sich vom 30.November bis zum 11. Dezember in Paris zeigen.
Quelle: Handelsblatt Online
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