Die Ozeane erwärmen sich schneller als bislang angenommen. Das teilte der Weltklimarat (IPCC) vergangenen Freitag über das Fachmagazin „Science“ mit. Demnach war 2018 das „heißeste Meeresjahr seit Beginn der Aufzeichnungen“. Ursache für die steigenden Temperaturen ist der Klimawandel.
Klimawandel heißt für viele Menschen in erster Linie steigende Temperaturen an Land. Wärmere Winter, heißere Sommer. Dabei wirkt sich der Anstieg klimaschädlicher Gase in der Atmosphäre viel stärker auf die Ozeane als auf die Lufttemperatur aus. Rund 93 Prozent der durch den Treibhauseffekt erzeugten Wärmeenergie wird von den Ozeanen absorbiert.
Wie viel Energie das tatsächlich ist, zeigt ein Vergleich der britischen Tageszeitung „Guardian“. Das Blatt hat errechnet, dass die globale Erwärmung die Ozeane in den letzten 150 Jahren um das Äquivalent einer Explosion von 1,5 Hiroshimabomben pro Sekunde erwärmt hat. Da der Ausstoß klimaschädlicher Gase in den letzten Jahrzehnten allerdings stark zugenommen hat, sei die absorbierte Energie wesentlich höher und entspreche heute eher drei bis sechs solcher Bomben.
Professor Laura Zanne von der Oxford Universität sagte gegenüber dem Guardian: “Wir versuchen normalerweise, die Erwärmung mit dem Energieverbrauch zu vergleichen, um sie weniger beängstigend zu machen. Aber offensichtlich stecken wir viel überschüssige Energie in das Klimasystem und vieles davon landet im Meer“. Die gesamte von den Ozeanen absorbierte Menge an Wärmeenergie entspreche etwa dem tausendfachen des jährlichen Energieverbrauchs der gesamten Menschheit, so Zanne.
Durch diese enorme Menge Wärmeenergie erwärmen sich die Ozeane immer schneller. Das vergangene Jahr war das „heißeste Meeresjahr“ seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 150 Jahren. Davor war 2017 das wärmste Meeresjahr, aber auch 2016 und 2015 sind Spitzenwerte erreicht worden. Die globale Erwärmung ist also weiterhin ungebremst, trotz Bemühungen dem entgegenzusteuern.
Experten gehen davon aus, dass die Ozeane bis zum Ende dieses Jahrhunderts etwa sechsmal soviel Energie aufnehmen wie in den letzten sechzig Jahren, wenn keine weiteren Klimaschutzmaßnahmen getroffen werden. Die Folgen sind zwar bekannt, scheinen aber dennoch nicht beängstigend genug, damit endlich gehandelt wird.
Erwärmen sich die Meere weiter, dehnen sich die Ozeane aus. Allein dadurch steigt der Meeresspiegel voraussichtlich um etwa dreißig Zentimeter. Dazu kommen schmelzende Gletscher an den Polen und in den Bergen, durch die weiteres Süßwasser in die Ozeane fließen wird. Schon 1995 lebten rund 60 Millionen Menschen in Gebieten, die weniger als einen Meter über dem Meerespiegel liegen. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden es rund 150 Millionen sein.
Vielen Schätzungen zufolge könnte der Meeresspiegel bis dahin allerdings bereits um ungefähr 1,2 Meter gestiegen sein. Das würde für unzählige Küstenstädte das Ende bedeuten. Millionen Menschen müssten zwangsumgesiedelt werden. Außerdem werden die wärmeren Ozeane zu deutlich heftigeren Stürmen und tropischen Hurrikans führen. Weitere Folgen sind unter anderem massenhaftes Absterben von Korallenriffen und die Überschwemmung von küstennahen Gebieten.
Quelle: FAZ