Deutscher Klimawandel-Sommer löst schwere Dürre aus

Jahrhundertsommer
Jahrhundertsommer

In Deutschland ist es derzeit so trocken wie seit 50 Jahren nicht mehr. Das teilte der deutsche Wetterdienst gestern mit. Durch die extreme Hitze und den ausbleibenden Regen sei eine schwere Dürre verursacht worden. Die stellt vor allem die Landwirte vor große Probleme. Viele Experten machen auch den Klimawandel für den derzeitigen Jahrhundertsommer verantwortlich.

Sommer, Sonne, Klimawandel? In Deutschland findet in diesen Tagen und Wochen ein Sommer statt, wie ihn viele Menschen so wahrscheinlich noch nie erlebt haben. Die Temperaturen stiegen bis auf 40,3 Grad, wie vergangenen Freitag in Kitzingen, als bereits zum zweiten Mal dieses Jahr der deutsche Temperaturrekord erreicht wurde. Nicht mal das kleinste Wölkchen am Himmel sorgt für Abkühlung. Und kein Ende der Hitze und Trockenheit in Sicht. Traumhafte Bedingungen für Sonnenanbeter und Badegäste, die die deutschen Gewässer derzeit in Scharen umlagern. Doch nicht jeder freut sich gleichermaßen über den deutschen Jahrhundertsommer.

Vor allem Landwirte, Waldbrandschutzbeauftragte und die Schifffahrtgesellschaften hadern in diesen Wochen mit den Temperaturen und der Trockenheit. Sie blicken auf die Wettervorhersage, in der Hoffnung, dass vielleicht doch bald etwas Regen fällt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) konnte diese Hoffnung jedoch bislang nicht erfüllen. Gestern twitterte er, in Südhessen, Teilen von Nordbayern, Sachsen bis ins südliche Brandenburg sei der Boden so trocken wie seit 50 Jahren nicht mehr.

Die obersten 30 bis 60 Zentimeter des Erdreichs in den betroffenen Regionen seien völlig vertrocknet, sagte Udo Busch, Leiter der DWD-Agrarmeteorologie der deutschen Presseagentur. Dies schade vor allem Pflanzen, die kürzere Wurzeln haben. So ist der Mais vielerorts zu klein gewachsen. Und wo er groß und grün ist, wird er bereit seit Mitte März bewässert, um die Ernte zu retten und den hohen Bedarf für Futtermittel und die Verwertung in Biogasanlagen zu decken. Auch die Kartoffelernte sehen viele Bauern in Gefahr. Landwirte befürchten Ernteausfälle von bis zu 25 Prozent, sollte die Dürre weiter anhalten.

Auch die deutschen Flüsse leiden unter der extremen Trockenheit. Die Pegel sind derzeit vielerorts auf einem historischen Tiefststand. Viele Schiffe können nur sehr wenig Ladung transportieren, um nicht auf Grund zu laufen. Bei Frankfurt a. d. Oder ist der Schiffverkehr seit Wochen sogar völlig zum Erliegen gekommen.

Auch die Waldbrandgefahr ist momentan so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Mit Ausnahme der Landkreise Prignitz und Oder-Spree gilt ab sofort die höchste Warnstufe fünf, teilte Raimund Engel, Waldbrandschutzbeauftragte des Landes, am Montag mit. In den anderen beiden Kreisen gilt die zweithöchste Stufe vier.

Auch die gelegentlichen Hitzegewitter, die zumindest uns Menschen kurzfristig etwas Abkühlung verschaffen, verdampfen sprichwörtlich wie der Tropfen auf dem heißen Stein. Um die Jahrhundert-Dürre wieder etwas auszugleichen, müsste es etliche Tage fünf bis zehn Liter pro Quadratmeter regnen, erklärt der Deutsche Wetterdienst. Die kurzen Gewitter seien langfristig nicht hilfreich, da dieses Wasser nach drei bis vier Tagen verdunstet sei.

Wetterextreme – eine Folge des Klimawandels

Viele Experten sind sich sicher, dass dieser Sommer nicht der letzte überdurchschnittlich heiße gewesen ist. In den kommenden Jahren rechnen Klimatologen mit immer extremeren Wetterbedingungen – auch bei uns in Europa. 2014 ging als heißestes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte ein. 2015 könnte dieser Rekord bereits wieder gebrochen werden.

Der Klimawandel ist also bereits heute deutlich spürbar. Dabei hat sich die Erde bislang eigentlich kaum erwärmt – nur um 0,69 Grad Celsius im globalen Vergleich. (globaler Mittelwert 2014). Die momentane Hitzewelle gibt einen Vorgeschmack darauf, wie sich das Wetter verändern wird, wenn die Temperaturen wirklich deutlich steigen. Selbst bei „nur“ zwei Grad Celsius mehr – dem derzeitigen Ziel internationaler Klimaschutzpolitik – wird es immer extremere Dürren, Stürme und Überschwemmungen geben, sind sich einige Forscher sicher. (CEP berichtete)

Diese Entwicklung wird künftig hunderttausende Tote fordern. Während der Hitzewelle des bisherigen Jahrhundertsommers 2003 verstarben in Westeuropa 40.000 Menschen. Auch dieses Jahr dürfte die Hitze und Trockenheit wieder viele Menschen das Leben kosten. Sollte sich die Erde bis 2100 um 4-6 Grad erwärmen, wie beispielsweise vom International Panel on Climate Change (IPCC) prophezeit, werden die Folgen nach heutigen Maßstäben unvorstellbar sein. Ein Leben wie wir es heute kennen ist dann in vielen Regionen der Erde nicht mehr möglich.

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Doch zumindest kurz-fristig macht der Jahr-hundertsommer bei uns erst einmal eine Pause. Auch wenn es derzeit noch nicht so aussieht, rechnen Meteorologen für das Wochenende mit einer leichten Abkühlung und einigen Schauern. Auch langfristige Schäden durch die momentane Dürre werden wahrscheinlich nicht auftreten. Normalerweise füllen sich die Wasservorräte im Boden im Winter wieder auf. Davon sei auch dieses Jahr auszugehen, versichern die Meteorologen. Wie es sich jedoch entwickelt, wenn wir in den nächsten Jahren von einem Jahrhundertsommer zum nächsten eilen, ist bislang noch nicht abzusehen.

Quellen: dpa/ FAZ / Spiegel

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