Seit Monaten wütet das Feuer in weiten Teilen des indonesischen Regenwaldes. Die Regierung scheint nicht in der Lage zu sein, die zahllosen Brände unter Kontrolle zu bekommen. Die Folgen für das weltweite Klima sind verheerend, weil die freigesetzten Emissionen, die durch die Verbrennung der uralten Wälder entstehen, bereits den täglichen CO2-Ausstoß der gesamten US-Wirtschaft übertreffen.
Will die Regierung verhindern, dass die gerade stattfindenden Rekordbrände in Zukunft zu einem jährlichen Ereignis werden, dann wird sie mehr unternehmen müssen, als nur ein paar neue Löschflugzeuge zu beschaffen.
Indonesien brennt: Seit Monaten wüten im größten Inselstaat der Welt tausende Wald- und Torfbrände, die seit der Eskalation Anfang September eine schier unglaubliche Menge an Emissionen freisetzen. Ein Menge so groß, dass sie bereits den täglichen Ausstoß der gesamten US-Wirtschaft übersteigt. Nach Schätzungen der Global Fire Emissions Database, die sich mit dem durch Brände verursachten CO²-Ausstoß weltweit befasst, gab es in Indonesien allein dieses Jahr über 100.000 aktive Feuer, so viele wie nie zuvor.
Der jährliche Höhepunkt der indonesischen Feuer-Saison fällt üblicherweise in die Zeitspanne zwischen Ende September und Anfang November. Dieses Jahr gab es jedoch allein bis zum 23. Oktober 111.692 durch Satellitenbilder erfasste Feuer. Setzt sich dieser Trend bis in den November fort, so würden alle bisherigen Aufzeichnungen, inklusive dem Rekordjahr 2006, bei Weitem übertroffen werden.
Die Statistiken zeigen eine besorgniserregende Entwicklung: Seit 2003 ereigneten sich extrem viele Brände, deren Anzahl weit über dem Durchschnitt liegt. Allem Anschein nach, handelt es nicht um statistische Ausreißer, sondern um eine deutlich ansteigende Anzahl von Bränden mit extrem hohen Emissionsraten. Die beunruhigend große Menge an Emissionen ist nicht nur eine Folge der Anzahl und der Größe der Brände, es kommt auch darauf an, was und wo es brennt.
Laut Global Forest Watch Fires sind in diesem Fall insbesondere Regionen betroffen, bei denen es sich um Torflandschaften handelt (über die Hälfte der Brände). Diese Art von Torfmoorwald ist in Indonesien vergleichsweise häufig und bedeckt mit rund 22 Millionen Hektar etwa zehn Prozent der gesamten Landfläche. Diese Wälder sind zwischen 5.000 und 8.000 Jahre alt und besitzen eine extrem hohe Konzentration an Kohlenstoff – bis zu 50-mal so viel wie normaler Regenwald.
Doch nicht nur CO² wird in diesen Regionen bei Bränden freigesetzt. Mit dem Feuer gelangt auch viel Methan in die Luft, ein Treibhausgas das eine 21-mal höhere Treibhauskonzentration besitzt als CO² und besonders in Sumpf- und Moorgebieten zu finden ist. Nach Einschätzungen des World Resource Institutes ist die Wirkung von Feuer in Torflandschaften auf den Klimawandel über 200-mal stärker als bei Bränden in anderen Gebieten.
Was sind die Ursachen der starken Ausbreitung der Feuer und wie können sie verhindert werden? Als kurzfristige Reaktion hat die Regierung nun beschlossen, 15 neue Löschflugzeuge zu beschaffen, um die aktuellen Brände in den Griff zu bekommen und zukünftig schneller auf frische Brandherde reagieren zu können. Langfristig müssen jedoch deutlich drastischere Schritte unternommen werden, um einem weiteren Anstieg der Brandrate vorzubeugen.
Die Brände sind nicht die einzige Kategorie, in der Indonesien weltweit Spitzenreiter ist. Der Regenwald, der 2012 in Indonesien gerodet wurde, beträgt 840.000 Hektar. Das ist fast doppelt so viel wie in Brasilien (460.000 Hektar), das Land, das weltweit an zweiter Stelle liegt. Auf den entwaldeten Flächen entstehen Plantagen für die Palmölproduktion und die Zellstoff- und Papierindustrie sowie landwirtschaftliche Anbauflächen. Besonders problematisch ist der Verlust von Lebensraum für gefährdete Tierarten und die Art und Weise, mit der der Wald vernichtet wird.
Brandrodungen sind für einen großen Teil der jährlichen Emissionen verantwortlich. In der Trockenzeit werden sie zudem häufig zu einem Katalysator der unkontrollierten Großbrände, weil sich das gelegte Feuer leicht verselbständigen und auf den trockengelegten Torfböden ausbreiten kann. Die Regierung Indonesiens weiß das. Anfang 2014 wurde bereits eine Rekordstrafe von 9,4 Mio. US-Dollar gegen die die Palmölfirma PT Kallista Alam für illegale Brandrodung verhängt sowie zusätzliche 21 Mio. US-Dollar für die Wiederaufforstung der betroffenen Gebiete. Ein wichtiges Signal, dass aber bislang noch nicht vor weiteren Rodung abschrecken konnte.
Im Schatten der anstehenden Klimakonferenz in Paris im Dezember hat die indonesische Regierung nun einen Entwurf veröffentlicht, der eine drastische Reduzierung der Treibhausemissionen bis 2030 vorsieht. Da die Reduzierung der jährlichen Brände ein wesentlicher Faktor zur Erreichung dieses Ziels ist, müssen besonders auf drei Ebenen Fortschritte gemacht werden:
– Eine verbesserte Planung der Landnutzung, insbesondere des Torfmoorwalds
– Eine effektivere Durchsetzung dieses Rechts mit einer glaubwürdigen und angemessenen Bestrafung
– Die Schaffung von Alternativen zur Brandrodung für Kleinbauern
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