Skifahren könnte in Deutschland bald vielerorts der Vergangenheit angehören. Der Klimawandel wird dafür sorgen, dass künftig nur noch 10 Prozent der heutigen Skigebiete schneesicher sind. Das ist die Prognose der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen. Selbst Kunstschnee werde langfristig keine Lösung bieten, zumal dieser riesige Mengen an Energie und Wasser verschlingt. Ein bedenklicher Kreislauf. Der höhere Ressourcenaufwand führt wiederum zu mehr Emissionen. Umweltverbände fordern daher neue Konzepte für den Wintertourismus, anstatt in künstliche Beschneiung und neue Lifte zu investieren.
Zwei Grad Celsius bis zum Jahr 2100. Diese Erwärmung ist im Grunde nicht mehr aufzuhalten. In den Alpen ist dieser Temperaturanstieg allerdings schon heute erreicht. Mit fatalen Folgen für die Gletscher, die bereits um etwa die Hälfte geschmolzen sind. Aber auch für den Skitourismus. Auf eine Anfrage der Grünen antwortete die Bundesregierung nach Informationen des Spiegel Online, dass bald nur noch etwa jedes zehnte Skigebiet in den Alpen und den deutschen Mittelgebirgen schneesicher sein wird. Bei einer Erwärmung der bodennahen Temperatur um zwei Grad, werde die Schneefallgrenze um etwa 300 Meter steigen, so die Prognose.
Zwar könne rund ein Drittel der betroffenen Gebiete mit künstlicher Beschneiung weiter für den Skitourismus geöffnet bleiben, doch auch Kunstschnee könne langfristig keine Lösung sein. Die Bundesregierung kam bereits letztes Jahr zu dem Schluss: um die Pisten den ganzen Winter befahrbar zu halten, müsste der „Kunstschnee-Einsatz in den kommenden 15 bis 20 Jahren um ein Drittel gesteigert werden – bis 2080 sogar um das Dreifache“.
Das würde einen bedenklichen Kreislauf auslösen. Je wärmer es wird, und je mehr Schnee erzeugt werden muss, umso gravierender sind die Folgen für Klima und Natur. Die Schneekanonen, die heute allein in den Alpen im Einsatz sind, verbrauchen pro Jahr soviel Energie wie die gesamte Stadt Nürnberg und rund 280 Milliarden Liter Wasser. Zum Vergleich: Der jährliche Wasserverbrauch Münchens lag 2012 bei 92 Milliarden Litern.
Da es künftig noch wärmer werden wird, müssten die Pisten immer intensiver künstlich beschneit werden. Der Ressourcenverbrauch würde weiter steigen. Die Emissionen klimaschädlicher Gase ebenfalls. Immer mehr Wasser würde nur für den Wunsch nach einem schneesicherem Wintersportvergnügen in die Luft geblasen. Dazu müssten noch mehr Speicherbecken gebaut werden, was massive Eingriffe in die Landschaft bedeutet. Auch der Bau von neuen Liften und Pisten in größerer Höhe zerstört die Flora und Fauna.
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Die Kritik an diesem kurzsichtigen Vorgehen hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Der Tenor: Man müsse einfach akzeptieren, dass bald in vielen Regionen kein Skisport mehr möglich sein wird. Auch Erwin Rothgang, Präsident der Deutschen Sektion von der internationalen Alpenschutzkommission Cipra, hält die künstliche Beschneiung in den Alpen für falsch. „Man kann doch nicht akzeptieren, dass der Klimawandel durch den Einsatz von noch mehr Energie bekämpft wird“. Der Ausbau der Pisten und Schneekanonen müsse schnellstmöglich gestoppt werden. Viel eher solle man in alternative Tourismuskonzepte investieren, die ohne Schnee funktionieren.
Auch der Grünen-Politiker Markus Tressel hält den weiteren Ausbau der Ski-Infrastruktur für einen Fehler. Er kritisiert, die Bundesregierung und die bayerische Landesregierung hätten den Klimawandel und seine Folgen für den Wintertourismus bislang schlichtweg verschlafen.
Und tatsächlich: Anstatt neue Wege zu gehen, setzt die bayerische Landesregierung weiter auf Subventionierung der Skigebiete und Schneekanonen. Doch auch dieses Konzept wird irgendwann nicht mehr aufgehen. Denn klar ist: Dem deutschen Wintersport wird der Schnee ausgehen. Und das schon sehr bald. Eine Tatsache, die für viele Urlauber und vor allem für die Liftbetreiber nur schwer zu akzeptieren sein dürfte. Gewinnen können hier wohl nur diejenigen, die sich früh genug damit abfinden und schnellstmöglich in neue Wintertourismuskonzepte investieren.
Quellen: Spiegel Online / Bundesregierung.de / Bund Naturschutz
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