Zwei-Grad-Ziel mit starken regionalen Schwankungen

Klimawandel - Zwei-Grad-Ziel
Klimawandel - Zwei-Grad-Ziel

Bei der Klimakonferenz vergangenen Dezember wurde am Zwei-Grad-Ziel festgehalten: Die Durchschnittstemperatur auf der Erde soll sich in Folge der globalen Erwärmung um weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung erhöhen. Dass sich die Effekte des Klimawandels jedoch regional stark unterscheiden, und einige Länder viel stärker und vor allem früher von steigenden Temperaturen betroffen sind, ist kein Geheimnis. Forscher haben nun untersucht, wie groß diese Temperaturunterschiede tatsächlich sind – mit beunruhigenden Ergebnissen.

In Artikel 2 der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) ist das Zwei-Grad-Ziel als politisches Ziel der internationalen Klimapolitik offiziell festgeschrieben. Es ist der Grundsatz nach dem eine „gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems“ verhindert werden soll. Natürlich gibt es keine scharfe Grenze, bei deren Überschreitung die Folgen des Klimawandels plötzlich viel gefährlicher werden. Vielmehr geht es bei der festgelegten Zwei-Grad-Marke darum, dass jenseits des Temperaturanstiegs um zwei Grad die Ungewissheiten und dementsprechend auch die Risiken deutlich zunehmen. Davon wären wiederum einige Gesellschaften deutlich stärker betroffen als andere. Gleichzeitig muss klar sein, dass auch eine Begrenzung um zwei Grad die Folgen des Klimawandels nicht verhindert. Die Gletscher würden weiter vor sich hin schmelzen und der Anstieg des Meeresspiegels wäre ebenso keineswegs gestoppt.

Das ist auch das Ergebnis der neuen Studie von Sonia Senerviratne und ihren Kollegen von der ETH Zürich. Sie erklärt, dass das Zwei-Grad-Ziel sehr abstrakt ist und die tatsächliche Wirkung des Klimawandels eher verharmlost. Zwei Grad sind hier nur der globale Durchschnitt. Dieser wird zum Beispiel durch die deutlich kühlere Luft über den Meeren verfälscht. Gleichzeitig gibt es bereits heute starke regionale Unterschiede im Grad der Erwärmung.

Ein detailliertes Computermodell der Wissenschaftler um Senerviratne kann nun errechnen, wie sich die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um zwei Grad tatsächlich auf einzelne Regionen auswirkt. Die Forscher zeigten sich überrascht davon, wie deutlich die Effekte in den stark betroffenen Gebieten hervortreten. Sie erkannten einen direkten linearen Zusammenhang zwischen der allgemeinen Klimaentwicklung und der Temperaturentwicklung in verschiedenen Regionen. Linear bedeutet hier, dass dort, wo die Erwärmung schneller voranschreitet als im globalen Mittelwert, dies zwar konstant, jedoch überproportional zum weltweiten Durchschnitt geschieht.

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Dies zeigen die Forscher an einigen Beispielen. In der Mittelmeerregion wird es um ganze 3,4 Grad wärmer, selbst wenn das Zwei-Grad-Ziel erreicht wird. Für Brasilien und die USA ist es ähnlich, dort wird die Erhöhung um zwei Grad bereits um 2030 erreicht sein. Das ist rund zehn Jahre früher als im globalen Durchschnitt. Für einige Regionen in den USA, die jetzt schon mit Wasserknappheit zu kämpfen haben, ist das alles andere als eine gute Nachricht.

Am schlimmsten sieht es jedoch mit Abstand in der Arktis aus. Bereits im Jahr 2000 wurde dort die Zwei-Grad-Marke überschritten. Damals hatte sich die Durchschnittstemperatur auf der Erde gerade einmal um 0,6 Grad erhöht. Entsprechend des linearen Zusammenhangs ist die Arktis somit stark überproportional vom Klimawandel betroffen. Bei einer Klimaerwärmung um durchschnittlich zwei Grad steigen die Temperaturen in den nördlichsten Regionen schon um ganze sechs Grad – mit entsprechenden Folgen.

Die genauen Berechnungen der Wissenschaftler in Zürich haben einen besonderen Wert. Mit Hilfe des Programms kann nun jeder der möchte aufs Genaueste ermitteln, wie sich die globale Erwärmung um zwei Grad auf die eigene Region auswirkt. Das bietet den Betroffenen die einzigartige Möglichkeit, entsprechend auf die bevorstehenden Veränderungen zu reagieren, Vorkehrungen zu treffen und Lösungen für die Zukunft zu finden.

(Quelle: Nature, 2016)

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