Eine Verbesserung hinsichtlich des Klimawandels ist in den USA scheinbar nicht in Sicht. Im Gegenteil: aktuelle politische Entscheidungen lassen eine deutliche Verschlechterung innerhalb der nächsten Jahre erahnen. Gestern erst hat der amerikanische Präsident Donald Trump dem Weiterbau zweier, aus der Sicht von Umweltschützern bedenklichen, Öl-Pipelines zugestimmt. Zudem wurde bekannt, dass er jegliche Forschungsfördermittel für die Umweltschutzbehörde EPA hat einfrieren lassen, wobei er gleichzeitig der Behörde gegenüber ein Verbot aussprechen ließ, mit den Medien darüber zu sprechen . Dabei hat der Klimawandel, welcher aufgrund dieser Entscheidungen womöglich deutlich schneller voranschreiten wird, insbesondere für die amerikanische Landwirtschaft schwerwiegende Folgen. Dies konnte ein internationales Team von Wissenschaftlern anhand einer umfassenden Computer-Simulation nun nachweisen.
Im Rahmen dieser Simulation wurde untersucht, wie die von unserem Treibhausgas-Ausstoß verursachte Erwärmung Weizen, Mais und Soja schädigt. Ein wichtiges Ergebnis: Die verstärkte Bewässerung von Feldern kann die negativen Auswirkungen der globalen Erwärmung auf den Anbau der Nahrungsmittel verringern – allerdings nur in Regionen, wo genug Wasser verfügbar ist. Letztlich muss der Klimawandel begrenzt werden, um die Ernten zu stabilisieren.
„Wir wissen aus Beobachtungen, dass hohe Temperaturen landwirtschaftliche Nutzpflanzen schädigen können, aber jetzt verstehen wir die Prozesse besser“, sagt Bernhard Schauberger vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Leit-Autor der Studie. „Unsere Computer-Simulationen basieren auf unserem Wissen aus der Physik, Chemie und Biologie; zudem auf einer Menge Daten und Algorithmen. Aber natürlich können sie nicht die ganze Komplexität der Pflanzen und ihres Anbaus abbilden, deshalb nennen wir sie Modelle. In unserer Studie haben sie jetzt einen wichtigen Test bestanden.“
Die Simulationen haben gezeigt, dass für jeden einzelnen Tag über 30 Grad Celsius kann der Ernteertrag von Mais und Soja um rund 5 Prozent schrumpfen. Die erstellten Modelle sin dabei in der Lage zu erfassen, welche erheblichen Verluste bereits kleine Temperatursteigerungen jenseits dieses Schwellenwerts verursachen können. Ein unverminderter Ausstoß von Treibhausgasen und die infolgedessen steigenden Durchschnittstemperaturen könnten zu Ernteverlusten von 20 Prozent bei Weizen, 40 Prozent bei Soja und fast 50 Prozent bei Mais.
Amerika, als einer der weltgrößten Exporteure von Getreide, wird somit die Folgen deutlich zu spüren bekommen. Insbesondere die Keystone Pipeline, die von Kanada aus Sand gewonnenes Öl in die USA transportieren soll, könnte diese negative Entwicklung noch weiter vorantreiben. Denn aus Teersand gewonnenes Öl setzt um fast 20 Prozent mehr CO2 frei als anders gewonnenes Rohöl. Aus internationaler Sicht könnten die Folgen insbesondere für arme Länder gravierend sein, da Ernteverluste meist steigende Weltmarktpreise für Nahrungsmittel zur Folge haben.
Im Zentrum des Projektes „ISIMIP“ (Inter-Sectoral Impacts Modelling Intercomparison Project) steht der Vergleich verschiedener Computer-Simulationen von Auswirkungen des Klimawandels. Mehr als 100 Modellierer-Gruppen weltweit beteiligten sich daran, wobei die Simulationen in Zusammenarbeit mit AgMIP stattfanden, dem internationalen Agricultural Model Intercomparison and Improvement Project.
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