Ungewöhnliche Eisschmelze am Südpol

Von den beiden Erdpolen ist die Antarktis mit Abstand der beständigere. Die großen Veränderungen infolge des Klimawandels sind vor allem in der sensiblen Arktis auf der Nordhalbkugel zu beobachten. Nirgendwo sonst sind die Auswirkungen der Erderwärmung so deutlich sichtbar, keine andere Region der Erde ist so anfällig für schon geringste Temperaturunterschiede.

Im vergangenen Sommer ist die Eisbedeckung der Arktis auf ein Rekordminimum abgeschmolzen, die Ausdehnung lag 49 Prozent unter dem Durchschnitt von 1979 bis 2000. Während der ersten zwei Wochen des Juli ging die Eisbedeckung nach Informationen des National Snow and Ice Data Center (der USA) um 61 Prozent schneller zurück als durchschnittlich zwischen 1981 und 2000.

Auftauen der arktischen Permafrostböden

Doch der Rückgang des arktischen Meereises ist nur eine Seite der Medaille. Die eigentliche Gefahr lauert im anhaltenden und zunehmenden Auftauen der Permafrostböden, die sich auf der Nordhalbkugel von Europa über Sibirien bis hin in den eisigen Norden Kanadas erstrecken. Hier gehen die wirklich besorgniserregenden Veränderungen vor sich – nahezu unsichtbar und von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, aber mit fatalen Folgen. Denn die Permafrostböden – der gefrorene Untergrund der arktischen und subarktischen Breiten – bergen riesige Mengen Methan.

Tauen die Permafrostböden auf, so wird auch das in ihnen gespeicherte Methan freigesetzt. Nun hat Methan die 25-fache Klimawirksamkeit von Kohlendioxid. Das heißt, die Erwärmung der Atmosphäre wird um ein Vielfaches beschleunigt. Dadurch wiederum tauen die Permafrostböden noch stärker auf. Ein fataler Prozess wird in Gang gesetzt, der – einmal ausgelöst – nur schwerlich wieder zu stoppen sein wird.

Auftauen antarktischen Küstenpermafrosts

Das dramatische Auftauen der Permafrostböden wurde bislang vor allem im arktischen Raum beobachtet. Umso alarmierender ist eine neue Studie, die kürzlich im Fachjournal „Scientific Reports“ erschien. Wissenschaftler vom Institut für Geophysik der University of Texas (Austin) haben darin das Auftauen antarktischen Küstenpermafrosts nachgewiesen, der bislang als weitgehend stabil galt. Anhand von Zeitraffer-Fotos und mithilfe modernster Lasertechnik haben die Forscher festgestellt, dass das Eis hier zwischen 2001 und 2012 kontinuierlich und mit zunehmendem Tempo abgeschmolzen ist.

Bislang hat man angenommen, dass sich diese Permafrostböden auf der Südhalbkugel im Gleichgewicht befinden: Das Eis schmilzt im Sommer und gefriert im Winter. Aber die Studie zeigt, dass im Untersuchungsgebiet, dem antarktischen Garwood Valley, die Menge des Bodeneises sich stark reduziert hat.

Erhöhung der Sonneneinstrahlung schuld?

Joseph Levy, einer der Autoren der Studie, stellt fest: Das Eis verschwindet, es schmilzt schneller als je zuvor seit Beginn der Messungen. Das ist eine dramatische Veränderung in der jüngsten Geschichte. Levy selber macht allerdings nicht die globale Erwärmung für die Veränderungen verantwortlich. Die betroffene Region der Antarktis habe zwischen 1986 und 2000 einen Abkühlungstrend erlebt, gefolgt von relativ stabilen Temperaturen. Möglicherweise sei eine Erhöhung der Sonneneinstrahlung infolge sich wandelnder Wetterparameter Ursache für die Veränderung.

Die beobachteten Auftauprozesse überschritten den historischen Durchschnitt der letzten 10.000 Jahre um ein zehnfaches und seien mit denen der Arktis oder Tibets vergleichbar, so Levy. Was immer für den Wandel verantwortlich ist, die Klimaerwärmung würde durch ein weiteres Auftauen der südlichen Permafrostböden noch verstärkt. Die Folgen wären auf der ganzen Welt spürbar.

Josephin Lehnert

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