Tierische Helfer in der Forschung sind keine Seltenheit. Sie werden mit Kameras, Sensoren oder Chips ausgestattet, die es den Forschern erlauben zu sehen und zu fühlen, was das Tier sieht und fühlt sowie deren Bewegungsmuster zu verfolgen. Diese richten sich meist nach den Gegebenheiten der Umwelt, in der sich das Tier bewegt, sodass aus dem Verhalten der Tiere Rückschlüsse gezogen werden können. Auch zeigen beispielsweise Videoaufnahmen und Sensordaten neue Perspektiven und Gebiete dieser Welt, in welche die Forscher manchmal gar nicht vordringen können, aus denen sich aber wichtige Erkenntnisse gewinnen lassen.
So haben beispielsweise Ozeanforscher im Jahr 2013 auf King George Island Sensoren auf den Köpfen von See-Elefanten angebracht, um Daten über ihr Fressverhalten und ihre Rolle im antarktischen Ökosystem zu gewinnen. Entgegen der Erwartungen der Forscher schwammen die Tiere jedoch nicht in das östlich gelegene Weddellmeer, sondern in die Bellingshausensee. Dies stellte sich als ein Glücksfall heraus, denn es gab den Wissenschaftlern die zusätzliche Möglichkeit, die Arktis-Eisschmelze, bei deren Erforschung noch so viele Fragen offen sind, aus einer weiteren Perspektive zu untersuchen – der Perspektive der See-Elefanten.
„Das Befestigen der Sensoren ist immer sehr aufregend und auch gefährlich“, erzählt Biologe Horst Bornemann vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI). „Den Biss von so einem vier Tonnen schweren Tier überlebt man nicht.“ Dieser unter so schwierigen Bedingungen angebrachte Sensor misst die Temperatur und den Salzgehalt des Meerwassers. Wobei die See-Elefanten, aufgrund ihrer Fähigkeit bis zu 2.000 Meter tief tauchen zu können, den Vorteil haben, dass sie sogar unter dem Eis Daten sammeln können. „Die Tiere merken beim Schwimmen gar nicht, dass sie etwas auf dem Kopf haben, denn der Strömungswiderstand ist gering“, erklärt Bornemann. „Das Messgerät ist im Vergleich zur Robbe winzig klein.“
Die gesammelten Daten werden dann beim Auftauchen der Tiere vom Sensor an einen Satelliten gesendet. Diese und weitere Daten von Krabbenfresser-Robben, die zwischen 2007 und 2014 gesammelt worden sind, hat nun ein Forscherteam vom California Institute of Technology in Pasadena ausgewertet. Insgesamt 20.000 solcher Datenpunkte lieferten den Wissenschaftlern einen weiteren Beweis dafür, dass sich das Eis der Antarktis durch die warmen Meeresströmungen aufwärmt. Es konnten warme Wasserströmungen auf dem Kontinentalschelf am Boden des Ozeans nachgewiesen werden, die einen rapiden Rückgang des Schelfeises in der Bellingshausensee bedingen. Des Weiteren ergaben die Daten, dass auch durch den Belgica-Graben, einer extrem tiefen Rinne im Ozeanboden, warmes Wasser bis an die Küste der Antarktis vordringt. „Es ist das erste Mal, dass diese Zirkulation gemessen wurde“, sagt Xiyue Zhang, Leiterin der Forschungsgruppe am California Institute of Technology. „Wir haben zwar keine Messpunkte direkt unter dem Schelfeis, aber wir haben indirekte Hinweise, dass diese Strömung Wärme mit sich führt, die dann das Schelfeis zum Schmelzen bringt.“
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„Es gibt ein empfindliches Gleichgewicht zwischen dem Schmelzen und der Bildung von neuem Eis“, erklärt die Forscherin. „Das Schmelzen wird durch die globale Erwärmung beschleunigt. Trotzdem ist unsere Studie kein eindeutiger Beweis dafür, sondern nur ein weiteres Puzzleteil.“
Quelle: http://www.klimaretter.info/forschung/hintergrund/21448-tierische-klimaforscher
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