Dass der Klimawandel höhere Durchschnittstemperaturen verursacht, konnte bereits in unzähligen unabhängigen Studien nachgewiesen werden. Oft ist in diesem Zusammenhang aber auch von einer deutlichen Zunahme von Wetterextremen die Rede. Eine Langzeitstudie der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat nun allerdings zumindest für die Alpenregion nachgewiesen, dass ein solcher Trend nicht feststellbar ist. Überraschenderweise sind die Temperaturschwankungen sogar geringer geworden.
Laut Studienautor Reinhard Böhm lassen die Forschungsergebnisse allerdings am Klimawandel an sich keine Zweifel aufkommen: „Unbestritten ist, dass es in den letzten Jahrzehnten wärmer wurde, im Alpenraum sogar stärker als im weltweiten Mittel. Damit werden natürlich auch Hitzewellen häufiger. Wir werden aber oft mit der Frage konfrontiert, ob mit dem Klimawandel auch die Schwankungen insgesamt immer häufiger und stärker werden. Ob sich also immer mehr Hitzewellen, Kältewellen, Trockenperioden und Starkniederschläge aneinanderreihen.“
Über die Ergebnisse ihrer Untersuchungen staunten schließlich sogar die ZAMG-Wissenschaftler selbst nicht schlecht. Demnach wurden nämlich in den letzten 250 Jahren in den Alpen die Unterschiede zwischen heiß-kalt und trocken-feucht eindeutig nicht extremer. Nicht einmal in den letzten 30 Jahren, in denen der Mensch seine Umwelt besonders stark beeinflusst hat, ist eine solche Tendenz nachweisbar.
Der ZAMG-Klimatologe Böhm ist sich des Widerspruchs zur individuellen Wahrnehmung vieler Menschen bewusst: „Die Ergebnisse sind sicher für viele überraschend. Zum Beispiel hört man oft, dass es keine Übergangsjahreszeiten mehr gäbe, und Frühling und Herbst aber auch Sommer und Winter immer mehr durch extreme Kalt-Warm-Schwankungen gezeichnet seien. Unsere Studie zeigt eindeutig, dass das nicht so ist. Es ist zwar wärmer geworden, aber die Schwankungen haben eindeutig nicht zugenommen.“
Als Grundlage für die im Wissenschaftsmagazin „European Physical Journal“ veröffentlichte Studie dienten den Forschern Messdaten von 58 verschiedenen Orten aus dem Alpenraum. Der hochwertige Datensatz reicht zurück bis ins Jahr 1760 und ist laut Böhm weltweit einzigartig: „Zum einen deckt er den gesamten Zeitraum des instrumentellen Messens ab. Zum anderen sind in diesen Daten alle Fehler und Inhomogenitäten korrigiert, wie sie zum Beispiel durch Verlegungen von Wetterstationen oder Änderungen von meteorologischen Messsystemen entstehen. Nur so kann man Fragen zu Klimaänderungen und Klimaschwankungen wirklich fundiert überprüfen.“
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