Klimaschutz für mehr Frieden

Extreme Klimaphänomene, wie Dürren oder Überschwemmungen, stellen für Menschen weltweit immer wieder eine Herausforderung dar. Mit den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels ist die Lage mittlerweile an einigen Orten so angespannt, das es zu bewaffneten Konflikten kommt, die schnell ganze Regionen beherrschen. So gehen Forscher davon aus, dass die globale Erwärmung einer der Auslöser für den Bürgerkrieg in Syrien ist. Amerikanische Forscher veröffentlichten im letzten Jahr eine Studie, der zufolge möglicherweise eine langanhaltende Dürreperiode in Syrien zwischen 2006 und 2010 zu vielen anderen negativen Faktoren hinzukam und damit möglicherweise den offenen Krieg schließlich entfachte. Nun haben Forscher mittels eines neuen statistischen Ansatzes, um Daten der letzten drei Jahrzehnte auszuwerten, diese Annahme bestätigt.

Die Auswertung der Daten ergab, dass der Ausbruch von Gewalt in ethnisch zersplitterten Ländern häufig mit Naturkatastrophen zusammenhängt. Wie bereits im letzten Jahr von Colin P. Kelley, einem amerikanischen Klimatologen von der Univesity of California, hinsichtlich des Syrienkriegs vermutet, können solche Extreme offenbar schwelende gesellschaftliche Spannungen anheizen. „Klimabedingte Naturkatastrophen haben ein destabilisierendes Potential, dass sich in ethnisch zersplitterten Gesellschaften auf besonders tragische Art und Weise entfaltet“, sagt Leitautor Carl-Friedrich Schleussner von Climate Analytics und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch nicht nur, welche zerstörerischen Folgen der Klimawandel auch auf zwischenmenschlicher Ebene hat. Sie können angesichts des steigenden Risikos von Naturkatastrophen – und damit vermutlich auch von Konflikten und Migration aufgrund der von Menschen verursachten globalen Erderwärmung – auch hilfreich für Sicherheitsstrategien sein. So fanden die Wissenschaftler heraus, dass fast ein Viertel der Konflikte in ethnisch gespaltenen Ländern mit natürlichen klimatischen Desastern zusammenfallen. „Wir waren überrascht, wie sehr die Ergebnisse für ethnisch zersplitterte Länder herausstachen gegenüber anderen Eigenschaften der Länder – etwa ihrer Konfliktgeschichte, Armut oder Ungleichheit“, erklärt Ko-Autor Jonathan Donges, einer der Leiter des PIK Flaggschiffprojekts zu ko-evolutionären Pfaden COPAN. „Wir denken, dass ethnische Spaltungen eine gesellschaftliche Bruchlinie sein können, wenn zusätzliche Stressfaktoren wie eben Naturkatastrophen eintreten. Das könnte multi-ethnische Länder besonders anfällig für die Folgen solcher Desaster machen.“

Bisher konzentrierte sich die Forschung entweder auf klimatische Variablen, wie steigende Temperaturen, welche nicht direkt in einen gesellschaftlichen Bezug gebracht werden können, oder begrenzte sich auf Fallstudien. Die Wissenschaftler des PKI hingegen konzentrieren sich im Rahmen der neuen Studie direkt auf ökonomische Schadensdaten zu Naturkatastrophen, welche sie vom internationalen Rückversicherungsunternehmen Munich Re erhielten. Zur Auswertung der Daten wurden die mathematische Methode der Ereigniskoinzidenzanalyse mit einem in der Sicherheitsforschung etablierten Konflikt-Datensatz und einem gebräuchlichen Index für ethnische Zersplitterung kombiniert. Dabei kann die Studie jedoch keine Risiko-Abschätzung für bestimmte Staaten liefen. Sie ist vor allem ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig es ist dem Klimawandel entgegen zu wirken – sowohl um weiter Umweltschäden zu verhindern, als auch um in Kriegs- und Konfliktregionen wieder mehr Stabilität und damit Frieden zu erreichen.

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„Bewaffnete Konflikte zählen zu den größten Bedrohungen für Menschen – für manche enden sie tödlich, andere werden gezwungen ihre Heimat zu verlassen und vielleicht in weit entfernte Länder zu fliehen. Ethnische Spaltungen und Naturkatastrophen als Verstärker von Destabilisierungsrisiken zu erkennen, ist deshalb sehr wichtig“, betont Ko-Autor Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. „Der menschgemachte Klimawandel wird Hitzewellen und regionale Dürren verstärken. Unsere Beobachtungen in Kombination mit dem, was wir über wachsende Auswirkungen des Klimawandels wissen, können dazu beitragen der Sicherheitspolitik zu helfen, Risikoregionen zu erkennen. Unsere Studie ist also ein weiterer Beleg für einen ganz besonderen Zusatzeffekt einer Klimastabilisierung: Frieden.“

Die Ergebnisse wurden im amerikanischen Fachjournal Proceedings of the US National Academy of Sciences veröffentlicht.

Quelle:
https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/klima-desaster-erhoehen-das-risiko-fuer-bewaffnete-konflikte-in-ethnisch-zersplitterten-laendern
http://www.pnas.org/content/early/2016/07/20/1601611113

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