Imker haben seit langem Probleme, ihre Bienenkolonien gesund zu halten. Das Überleben der für unser Ökosystem hochwichtigen Bestäuber ist überhaupt längst in Gefahr geraten. Ein neu entwickelter Impfstoff bringt nun neue Hoffnung für Bienenvölker, sowohl in freier Natur als auch in den Kolonien der Imker.
Die Wissenschaftler, die den Impfstoff entwickelt haben, sprechen von einem speziellen Schutz der Honigbienen vor mikrobischen Krankheiten. Diese Krankheiten sind zu einem großen Teil für das Sinken der Populationen verantwortlich.
Wenn sie es schaffen, den Impfstoff so anzupassen, dass er eine Vielzahl von verschiedenen Infektionen bekämpfen kann, dann wäre das eine potenzielle Lösung für die vielen Probleme, die maßgeblich zum Bienensterben beitragen.
Die „vier Ps“ des Bienensterbens
Die globale Krise um die Honigbiene wird von Experten mit den „vier Ps“ zusammengefasst: „Parasites, poor nutrition, pathogens and pesticides“ (Parasiten, schlechte Ernährung, Krankheitserreger und Pestizide). Alleine in den USA haben Imker in nur einem Jahr bis zu 40 Prozent ihrer Kolonien verloren. Das lässt sich aus den Daten für April 2017 bis April 2018 von der Bee Informed Partnership herauslesen, einem Konsortium von Universitäten und Forschungslaboren.
Dalial Freitak, eine der Entwickler des Impfstoffes sagt, sie hoffe er könne die Bienen belastbarer machen, um mit den für sie zunehmend schwierigen Bedingungen besser zurecht kommen zu können. Allerdings wird es noch Jahre dauern, bis der Impfstoff auf dem Markt ist. Noch befindet er sich in der Entwicklungsphase.
Impfung per Nahrungsaufnahme
Es müssen zudem möglichst effektive Wege gefunden werden, den Bienenimpfstoff zu verabreichen. Dies passiert bisher in für die Insekten essbarer Form, wie zum Beispiel mit Zuckerlösungen. Diese wirken für die Bienen natürlich anziehend.
Das Produkt das bereits unter dem Namen PrimeBEE vermarktet wird, beinhaltet eine standardmäßige Impfung der Bienenkönigin. Ist die Impfung erfolgreich, wird die Königin ihrem Imker einfach zurückgeschickt. Durch die natürliche Weitergabe eines Proteins (siehe unten), wird schließlich die gesamte Kolonie resistent.
Impfung bisher für nicht möglich gehalten
Bisher ging man davon aus, dass eine Impfung von Insekten so einfach nicht möglich sei. Weil Insekten keine Antikörper besitzen, so wie wir Menschen, wurde angenommen, dass sie deshalb auch keine Immunitäten aufbauen könnten. Ohne Antikörper, so die Annahme, ließen sich Bakterien und Viren nicht bekämpfen.
“Impfungen wurden immer nur mit Wirbeltieren in Verbindung gebebracht, abhängig von der Existenz von Antikörpern“, so Dr. Freitak. „Deshalb wurden Impfungen [für Bienen] bisher gar nicht in Betracht gezogen.“
Als Wissenschaftler schließlich erkannten, dass auch Insekten Immunitäten aufbauen und diese sogar an ihre Nachkommen weitergeben können, stellte sich die Frage, wie genau dieser Prozess funktioniert. Und natürlich, ob er sich im Labor replizieren lässt.
Vitellogenin statt Antikörper
Genau das hat Dr. Freitak 2015 an der Universität Helsinki geschafft. Ihre Studie, veröffentlicht zusammen mit zwei weiteren Wissenschaftlern, erklärt den Prozess, mit dem Bienen es auch ohne Antikörper schaffen, Immunitäten zu entwickeln. Bei Honigbienen passiert das durch ein Protein namens Vitellogenin, das sich mit Bakterien verbindet und diese zu den Eiern der Königin befördert, wodurch auch bei den Nachkommen eine Immunreaktion ausgelöst wird
Den Wissenschaftlern war somit klar, dass die Immunisierung einer ganzen Bienenpopulation durch die Impfung einer einzelnen Königin möglich sein muss. Der Grundstein für die Entwicklung eines Impfstoffes war somit gelegt.
Quelle: NYT