Ein internationales Forscherteam fand heraus, dass sich einige Meeresströmungen stärken erwärmen als das globale Mittel. Die Gründe sind nicht gänzlich erschlossen und die konkreten Auswirkungen auf den Klimawandel können bisher noch nicht abgeschätzt werden.
Die Nordatlantikdrift, umgangssprachlich Golfstrom genannt, ist eine der stärksten warmen Oberflächenströmungen der Meere. Pro Sekunde transportiert sie etwa 150 Millionen Kubikmeter Wasser. Sie entsteht im Golf von Mexiko, in dem Wassermassen von der Sonne erwärmt werden und dann von den Westwinden des Nordatlantiks bis nach Spitzbergen (Norwegen) getrieben werden. Angekommen im europäischen Nordmeer und dem Labradorsee bei Grönland hat der Golfstrom seine Wärme gänzlich durch Verdunstung und kalte polare Einströmungen verloren. Dort sinkt das erkaltete Wasser aufgrund seiner höheren Dichte in Tiefen von 2.000 bis 3.000 Metern ab und zieht neue warme Wassermassen vom Äquator an, während es sich selbst als Tiefenströmung gen Äquator zurückbewegt.
Diese riesige Wasserumwälzpumpe ist wesentlich verantwortlich für das vergleichsweise milde Klima Mittel- und Nordeuropas. Als Heizung Europas bewirkt der Golfstrom beispielsweise, dass es in Norwegen durschnittlich um etwa 20 Grad Celsius wärmer ist als im Jahresdurchschnitt in anderen Regionen des Breitengrades, wie dem Süden Grönlands und dem Osten Kanadas. Klimatisch bedeutend ist die erhöhte CO2-Speicherung im tiefen, kalten Rückfluss des Golfstroms, der der Atmosphäre das schädliche Treibhausgas entzieht. Wissenschafter des Leibniz- Instituts für Meereswissenschaften der Universität Kiel entdeckten 2007, dass der CO2-Gehalt des Meeres ungefähr sechzigmal höher liegt als der der Atmosphäre, mit der Meerestiefe zunimmt und die Meere daher wohl 50 Prozent des vom Menschen verursachten CO2 speichern würden.
Ein internationales Forscherteam untersuchte nun die Temperaturentwicklung westlicher Randströmungen im letzten Jahrhundert und stellte dabei einen schnelleren Temperaturanstieg der Meeresströmungen als des globalen Mittels fest. Der Golfstrom erwärmte sich um 1,2 Grad Celsius und damit zwei bis dreimal schneller als der Atlantik in den letzten 100 Jahren. Das gleiche Phänomen wurde auch bei Meeresströmungen vor Australien, Japan, Brasilien und dem südlichen Afrika beobachtet, ohne dass die Gründe gänzlich bestimmt werden können. Prof. Dr. Martin Visbeck, Co-Autor der Studie und Leiter des Instituts für Physikalische Ozeanographie am Helmholtz-Zentrum für Ozeanographie in Kiel (GEOMAR) meint dazu: „Alles deutet auf eine Veränderung der globalen Ozeanzirkulation durch den Klimawandel hin mit expandierenden Subtropen“.
Bereits 2010 hatten Forscher anhand von Meeressedimenten einen Wärmeanstieg der Framstraße, dem nördlichsten Ausläufer des Golfstroms, um zwei Grad Celsius in den letzten 100 Jahren nachgewiesen. Vieles spricht, laut Robert Spielhagen, Leiter der Forschungen, dafür, “dass der beschleunigte Rückgang des Meereises und die in den letzten Jahrzehnten gemessene Erwärmung von Ozean und Atmosphäre in der Arktis unter anderem eine Folge des verstärkten Wärmetransports aus dem Atlantik sind“. Die zurückgehende Meereisbedeckung verstärke die Klimaveränderungen in der Arktis, da die Rückstrahlung der Sonnenenergie durch die Eismassen (”Eis-Albedo-Effekt”) ausbliebe.
Der Golfstrom unterliegt allerdings natürlichen Temperaturschwankungen. Die Ursachen und Bedeutung des dramatischen Wärmeanstiegs müssen daher untersucht werden. Visbeck empfiehlt dafür „eine Art Langzeit-EKG“ der Ozeane.
Katja Friedrich
Zitatanfang:
Diese riesige Wasserumwälzpumpe ist wesentlich verantwortlich für das vergleichsweise milde Klima Mittel- und Nordeuropas.
Zitatende
Zur Erinnerung: BP kippte tonnenweise Corexit ins Meer um den Ölteppich von der Wasseroberfläche in die Tiefen des Meeres zu drücken. Dieses Corexit-/Ölgemisch – das ja immer noch vorhanden ist – könnnte m.E. die “riesige Wasserumwälzpumpe” verlangsamen bzw. an einigen Stellen evtl. ganz blockieren.
Vor einiger Zeit las ich einen interessanten Beitrag eines Wissenschaftlers (Name leider vergessen), der logisch und nachvollziehbar ausführte, dass die Verlangsamung des Golfstromes maßgeblich für die Veränderung des JETSTREAMS
verantwortlich ist, was wiederum die Klimaveränderungen zur Folge hat, wie wir sie derzeit erleben.
Ich bin zwar Laie, könnte mir jedoch gut vorstellen, dass
der ausserordentlich “frostige” Winter, wie wir ihn derzeit in Europa erleben, damit zu tun haben könnte. Interessanterweise hat eine Freundin, die in Toronto (Kanada) lebt, derzeit frühlingshafte Temperaturen!