Der Anstieg der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre macht die Meere lauter.
CO2 , dies kleine unscheinbare unsichtbare Gas, das uns das Leben auf diesem Planeten erst ermöglicht hat, zeigt sich immer mehr von seiner schlechten Seite. Das ist natürlich nicht Schuld des Gases, sondern ist allein dadurch bedingt, dass sich dieses lebenswichtige Gas in immer höherer Konzentration in unserer Atmosphäre akkumuliert. Und nicht nur in unserer Atmosphäre, sondern auch in unseren Ozeanen.
Im Wasser vereinen sich die CO2-Moleküle mit denen des Wassers (H2O) wodurch Kohlensäure (H2CO3) entsteht. Gleichzeitig werden Wasserstoff (H+) Ionen freigesetzt. Der Anstieg der Konzentration von H+-Ionen bewirkt wiederum, dass sich der pH-Wert des Wassers verringert: die Ozeane versauern. Seit Beginn der Industrialisierung ist der Säuregehalt (also der pH-Wert) der Meere um 0,1 gesunken. Da der pH-Wert mit einer logharitmischen Skala gemessen wird, bedeutet das, dass die Meere heute um 25 Prozent saurer sind als vor der Industrialisierung.
Ein Fortfahren der Versauerung kann das Überleben vieler kleinen Krustentiere stark gefährden, weil sie darauf angewiesen sind, Kalk in ihre Schalen einzubauen. Kalk löst sich aber in saurem Wasser auf. Da Krustentiere an der Basis der meisten marinen Nahrungsketten stehen, könnte es dadurch zu einem Zusammenbruch vieler mariner Arten kommen. Natürlich sind auch Korallen (die ein Kalkskelett haben) von dieser Versauerung stark negativ betroffen.
Nun hat sich herausgestellt, dass nicht nur Materie von der Versauerung betroffen ist, sondern auch die Übertragung von Schallwellen: In saurem Wasser werden Schallwellen mit niedriger Frequenz sehr viel weniger stark absorbiert.
Noch in diesem Jahrhundert könnte sich der pH-Wert der Meere um 0,6 pH-Einheiten verringern, wenn wir CO2 wie gehabt weiter emittieren. Das würde bedeuten, dass sich die Schallabsorption bis zur Jahrhundertwende um bis zu 70 Prozent verringert. Dies publizierten Forscher von der “School of Ocean and Earth Science and Technology” an der Universität von Hawaii, zusammen mit Peter Brewer vom “Monterey Bay Aquarium Research Institute”, im Journal Nature Geoscience. Kurzwellige Schallwellen könnten sich dann im Meer sehr viel weiter ausbreiten als bisher. Zunächst klingt diese Entwicklung nicht beunruhigend, sollte es doch positiv sein, wenn marine Tiere sich über längere Entfernungen verständigen können, und Beute aus weiterer Entfernung aufspüren können.
Jedoch werden die Änderungen der akustischen Eigenschaften der Ozeane sehr schnell stattfinden. Ob sich marine Säugetiere schnell genug an die veränderten Schalleigenschaften anpassen können, und weiterhin Entfernungen zueinander, sowie zu Gefahren- und Nahrungsquellen abschätzen können, bleibt zu sehen. Besonders beunruhigend ist, dass insgesamt die Meere lauter werden, und die Schallverunreinigung durch Schiffe noch stärker die Kommunikation mariner Säugetiere beeinflussen werden (beide Schallquellen haben eine ähnliche niedrige Frequenz). Werden die marinen Säugetiere sich trotz des Lärms weiterhin effektiv verständigen und ihre Wanderrouten bestimmen können? Auch das bleibt zu sehen.
Erschreckend an dieser Studie ist, wie vielfältig, weitreichend, und unvorhergesehen der negative Einfluss von uns Menschen auf sämtliche Bereiche auf unserem Globus sind. Welche neuen Erkenntnisse kommen wohl als nächstes?
Maiken Winter
Source: ScienceDaily
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