Arktisches Meereis sorgt für eisige Winter

Eisschollen in der Arktis

In dem komplexen Klimasystem der Erde greifen viele verschiedene Faktoren ineinander und dementsprechend schwierig gestalten sich genaue Vorhersagen. Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Instituts für Polar und Meeresforschung ist es nun in einer globalen Klimaanalyse gelungen, einen solchen Mechanismus zu ermitteln. Eine Anfang 2012 veröffentlichte Studie entlarvt die Zusammenhänge zwischen dem sommerlichen Meereis in der Arktis und dem Winterwetter in Europa.

Demnach erhöht eine geringe Meereisbedeckung im arktischen Sommer die Wahrscheinlichkeit für kalte und schneereiche Winter in Mitteleuropa. Dafür nennen die Potsdamer Forscher zwei Ursachen: Erstens werden durch das Abschmelzen der hellen Eisoberfläche große Flächen des dunkleren Ozeans freigelegt, der sich unter der Sommersonne stärker erwärmen kann. Zweitens wird diese Wärme durch das fehlende Eis in deutlich größerem Ausmaß wieder an die Atmosphäre abgegeben. Insbesondere im Herbst und Winter sorgt das für deutliche höhere Luft-Temperaturen als in früheren Jahren, was „anhand aktueller Messdaten in den arktischen Gebieten nachweisbar“ ist, wie Studien-Erstautor Ralf Jaiser berichtet.

Entscheidend für den Einfluss auf das europäische Winterwetter ist aber, dass die erwärmte Luft aufsteigt und so für eine Destabilisierung der Atmosphäre sorgt. Durch Modellrechnungen und Analysen dieser komplexen Prozesse fanden die AWI-Forscher nämlich heraus, dass die geringe sommerliche Meereisbedeckung in der Arktis für einen geringeren Luftdruckgegensatz zu Europa sorgt. So kann die arktische Kälte im darauf folgenden Winter leichter bis in die mittleren Breiten vordingen.

Wie passt das zum Winter 2011/2012?

Dass der Winter 2011/2012 in Deutschland zunächst jedoch relativ mild und nicht besonders schneereich war, erklärt Jaiser mit der Komplexität des globalen Klimasystems. Neben den Auswirkungen der arktischen Meereisabdeckung spielen demnach „viele weitere Faktoren eine Rolle, die sich teilweise gegenseitig überdecken“. Als Beispiele dafür nennt der Hauptautor der Klimastudie, die in der englischsprachigen Fachzeitschrift Tellus A veröffentlicht wurde, die Schneebedeckung Sibiriens oder tropische Einflüsse.

Um in Zukunft genauere und umfassendere Prognosen möglich zu machen, wollen die Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) auch weitere Mechanismen von Klimabildung und -wandel erforschen.

Matthias Schaffer

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