Bereits zum zwölften Mal unterzieht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Spitzenpolitiker einem Dienstwagen-Check. Dieses Jahr zieht sie erstmals die realen CO2-Emissionen zur Bewertung der Umweltverträglichkeit heran. Das Ergebnis ist mehr als ernüchternd: Kein einziger Dienstwagen hält die EU-Grenzwerte im Straßenverkehr ein. Auch der Anteil an Diesel-Fahrzeugen ist zwar um immerhin elf Prozent gesunken, stellt aber weiterhin fast zwei Drittel aller Dienstwagen. Für die Erhebung befragte die Deutsche Umwelthilfe 236 Spitzenpolitiker aus Bund und Ländern.
Ein wesentlicher Anteil deutscher CO2-Emissionen entstammt dem Verkehrssektor. Dennoch ist der CO2-Ausstoß im Verkehr seit 27 Jahren nicht gesunken. Davon völlig unbeirrt scheinen auch die deutschen Spitzenpolitiker weiterhin lieber in CO2-Schleudern auf der Straße unterwegs. Das zeigt der zwölfte Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH). In diesem Jahr mit einer wichtige Neuerung: Erstmals nahm sie den realen CO2-Ausstoß als Maßstab, nicht den, den die Hersteller angeben. Dabei stützt sich die DUH auf eine Studie des International Council on Clean Transportation. Danach betragen die durchschnittlichen Abweichungen bei den untersuchten Modellen von Audi 48 Prozent, bei BMW 46 Prozent, bei Mercedes-Benz 51 Prozent und bei VW 38 Prozent.
Spitzenpolitiker bleiben dem Diesel treu
Von April bis August befragte die DUH 235 Spitzenpolitiker aus Bund und Ländern zur Umweltverträglichkeit ihrer Dienstwagen. Der Diesel-Anteil bleibt weiter hoch. 146 Befragte fahren weiter Diesel. Das sind zwar elf Prozent weniger als vergangenes Jahr, aber immerhin noch fast zwei Drittel aller Fahrzeuge. Der Anteil der Benzin-Plug-In-Hybride stieg von 23 auf 28 Prozent. Der Anteil der konventionellen Benziner von vier auf neun Prozent. Gerade die auf dem Papier eher umweltverträglichen Hybride werden von der DUH jedoch kritisiert. Die realen Verbrauchswerte weichen deutlich von den vom Hersteller angegebenen Werten ab.
Dienstwagen stoßen durchschnittlich 197 Gramm CO2 pro Kilometer aus
Noch letztes Jahr konnte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks mit ihrem Benzin-Hybriden und einem Ausstoß von 115 Gramm CO2 pro Kilometer überzeugen. Damals wurde jedoch noch mit den Werten gerechnet, die die Hersteller angaben. Das Ranking stützt sich auf den von der EU festgeschriebenen Flottenzielwert von 130 Gramm CO2 pro Kilometer. Bis zum Jahr 2020 wird dieser Wert auf 95 Gramm pro Kilometer verschärft. Daher passt die Deutsche Umwelthilfe ihren jährlichen Wert für den Erhalt einer „Grünen Karte“ schrittweise an. Im Vergleich der Bundesminister hat dieses Jahr das Fahrzeug von Umweltministerin Svenja Schulze den besten Wert eines Fahrzeugs ohne Dieselantrieb. Mit 200 Gramm CO2 pro Kilometer liegt sie allerdings knapp über dem Durchschnitt. Betrachtet man die Fuhrparke der Bundesministerien, reicht die Spanne von durchschnittlich 192 Gramm CO2 pro Kilometer beim Innenministerium bis zu 231 Gramm CO2 pro Kilometer beim Landwirtschaftsministerium.
„Dass der Verkehrssektor mit Vollgas eine Heißzeit beschleunigt, ist auf das rückgratlose Verhalten der Regierungen gegenüber einer Automobilindustrie zurückzuführen, die auf immer schwerere und stärker motorisierte Fahrzeuge setzt und Klimapolitik als Lippenbekenntnis verhöhnt. Diese Haltung ist dafür verantwortlich, dass Deutschland seine nationalen Klimaschutzziele nicht erreichen wird“, so Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.
Düsterer als auf Bundesebene sieht es bei den Regierungen der Länder aus. Bremens Regierungschef schneidet hier mit einem Ausstoß von 171 Gramm CO2 pro Kilometer verhältnismäßig ordentlich ab. Durchschnittlich stoßen die Dienstwagen der Spitzenpolitiker in den Landesregierungen 248 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Traurige Schlusslichter sind die Regierungschefs von Hessen, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Berlins regierender Oberbürgermeister Michael Müller bläst mit seinem Mercedes 408 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft.
Kanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie die Verteidigungs-, Finanz-, Innen- und Außenminister sind aus Sicherheitsgründen nicht in der Liste, damit niemand Rückschlüsse auf die Sicherheit ihrer Dienstwägen ziehen kann.
Quelle: DUH