Ob Smartphone oder Elektromobil, viele moderne Technologien setzen (noch) auf Lithium-Ionen-Akkus als Energiespeicher. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach dem Leichtmetall. Anscheinend ist der Bedarf derart gestiegen, dass es jetzt sogar lukrativ erscheint, alte, aufgelassene Bergwerke wieder zu öffnen, um an die dort lagernden Lithium-Vorräte heranzukommen.
Das deutsche Photovoltaik-Unternehmen SolarWorld hat jetzt zusammen mit der Uni-Bergakademie Freiberg einen Antrag auf die Erkundung der Lithium-Vorräte im Erzgebirge gestellt. Im Vorfeld dieser Entscheidung standen Tests an acht Tonnen Gestein aus der schon geschlossenen Grube Zinnwald-Georgenfeld. Diese ersten Erkundungen hatten Daten aus DDR-Zeiten bestätigt, nach deren Angaben die Gesteine in der Region eine hohe Konzentration an Lithium (neben Caesium, Rubidium und Zinn) enthalten sollen.
Noch Elf Millionen Tonnen Lithiumvorräte weltweit
Derzeit wird Lithium vor allem in Kanada, Chile, Argentinien, den USA und China gewonnen. Es gibt weitere lithiumhaltige Salzseen, die momentan noch nicht zum Abbau genutzt werden, zum Beispiel in China, Argentinien, Afghanistan und vor allem in Bolivien. Die in Sachsen vermuteten Lithiumvorräte werden mengenmäßig zu den zehn größten Lagerstätten der Welt gezählt. Die Weltvorräte an reinem Lithium werden derzeit auf rund elf Millionen Tonnen geschätzt.
Die Lithiumvorkommen in den Bergbaugruben des Erzgebirges sind auch in der Vergangenheit nicht unentdeckt geblieben: Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs stand hier die größte Förderstätte für Lithium in Europa. Untersuchungen aus DDR-Zeiten schätzen die Lithium-Vorkommen bei Zinnwald-Georgenfeld und Altenberg auf zusammen mindestens 85.000 Tonnen Lithium.
Erste Lithium-Engpässe ab 2015
Zurzeit werden weltweit jährlich rund 20.000 Tonnen Lithium gewonnen. Würde man diese Jahresförderung ganz in die Fertigung von Fahrzeugakkus stecken, würde das für etwa zehn Millionen Hybridautos und eine Millionen Elektroautos ausreichen. Erste Engpässe könnten nach 2015 entstehen – und damit steigende Preise. Steigender Lithium-Bedarf wird also auch die Entwicklung von Recyclingtechniken für das Leichtmetall bedeuten. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich der Lithium-Preis bereits seit 2006 nahezu verdreifacht hat.
Daniel Seemann
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