Am 16. Mai 2017 hat Kanzlerin Merkel endgültig Deutschlands Klimaziel aufgegeben, bis zum Jahr 2020 mindestens eine Million Elektroautos auf den Straßen zu haben. Unterdessen ist Norwegen zum Vorbild der Elektromobilität geworden und hat mithilfe von gezielten staatlichen Förderungen das geschafft, woran Deutschland längst gescheitert ist.
In Oslo scheinen E-Ladestationen inzwischen fast genauso frequentiert wie Parkuhren. Doch was für Oslo bereits Realität ist, ist in Berlin lediglich ein erwünschtes Zukunftsszenario. Denn Norwegen hat es im Gegensatz zu den meisten Ländern geschafft, die Elektrifizierung des Verkehrs in Höchstgeschwindigkeiten maßgeblich umzusetzen.
Christina Bu, die Generalsekretärin der norwegischen Vereinigung für Elektromobilität, äußert sich zu den Veränderungen innerhalb Norwegens folgendermaßen: „Unsere Politiker haben vor einigen Jahren verstanden, dass man die Nachfrage nur durch staatliche Förderungen und kommunale Anreize schafft.“ Und diese hat die Politik tatkräftig umgesetzt: Denn Kunden, die sich in Norwegen ein Elektroauto leisten wollen, müssen weder eine Anschaffungssteuer noch die stolzen 25 Prozent Mehrwertsteuer bezahlen.
Durch den Steuerverzicht kostet eine Tesla S Limousine in Norwegen weniger als ein BMW der Fünfer-Reihe – und ist dementsprechend häufig auf den Straßen zu sehen. Hinzu kommen weitere staatliche Anreize für E-Autos, wie die kostenlose Nutzung von Fähren und Mautstraßen sowie die Nutzung der Busspuren bei erhöhtem Verkehrsaufkommen.
Somit sind in Norwegen vier Prozent aller Pkw Elektroautos. Das mag vorerst nicht nach viel klingen, doch die Zahl der E-Autos wurde seit 2010 auf 110.000 Stück erhöht. Weiterhin steht ab 2025 in Planung, keine motorisierten Autos mehr in Norwegen zuzulassen. Doch der Ausbau hat Norwegen viel gekostet – nicht nur politischen Willen und Verhandlungsgeduld, sondern auch eine dreistellige Millionensumme, die durch die Subventionen entstanden ist.
Die Subventionen sollen daher mittelfristig wieder gesenkt werden – auch wenn der Ausbau von Schnellladestationen weiter verbessert werden muss. „Unser Ziel ist ein Supercharger pro 100 Autos“, erläuter Christina Bu. Dafür muss in Norwegen noch einiges getan werden.
Die bis jetzt erreichten Fortschritte sind „das Ergebnis zäher Verhandlungen“ um die Zukunft der norwegischen Mobilität, so Ola Elvestuen, liberaler Abgeordneter im norwegischen Parlament. Doch Norwegen zeigt, dass zähe Verhandlungen letztendlich notwendig sind, um seine langfristigen Ziele zu erreichen.
Unterdessen drückte sich Merkel eher unbeholfen aus: „So, wie es im Moment aussieht, werden wir dieses Ziel nicht erreichen“, erkläre sie bei einem Fraktionskongress in Berlin.