Flugreisen gehören zu den klimaschädlichsten Errungenschaften der menschlichen Zivilisation. So werden durch eine einzige Urlaubsreise auf die Bahamas bereits weitaus mehr Emissionen verursacht, als jeder Mensch durchschnittlich in einem ganzen Jahr fabrizieren dürfte. Und obwohl weltweit gerade einmal fünf Prozent der Menschen überhaupt schon einmal geflogen sind, schätzen Wissenschaftler den Beitrag des Flugverkehrs an der vom Menschen verschuldeten Erderwärmung auf bis zu sieben Prozent.
Um genauer zu erfahren, wie viel Schaden man mit einem Flug eigentlich anrichtet, bieten diverse Webseiten sogenannte Emissionsrechner an. Damit lässt sich ermitteln, wie viele Schadstoffe durch eine Flugreise in etwa ausgestoßen werden. Da der klimabewusst Reisende mit diesem Wissen alleine herzlich wenig anfangen kann, besteht im nächsten Schritt zumeist die Möglichkeit einen Geldbetrag für ein Klimaschutzprojekt zu spenden, sozusagen um den Schaden wieder gut zu machen. Von der weißen Taube im Titelbild ist das zwar noch ziemlich weit entfernt und wird teilweise als „moderner Ablasshandel“ verunglimpft, ist aber meiner Meinung nach definitiv besser als nichts zu tun.
Empfehlenswert ist vor allem der vielfach ausgezeichneten Klimarechner von atmosfair. Er ist einfach zu bedienen und errechnet anhand weniger Angaben die bei einer Flugreise entstehenden Schadstoffe und einen dafür adäquaten Spendenbetrag. Bei dem oben erwähnten Langstrecken-Bahamas-Trip fallen beispielsweise etwa 5.960 Kilogramm CO2 und somit eine Klimaschutzspende von 138 Euro an. Wer in die Karibik fliegt, kann sich das wohl leisten ohne danach hungern zu müssen und hat Gewissen und Klima gleichermaßen besänftigt.
Sehr gut an atmosfair gefällt mir auch, dass die gemeinnützige Stiftung absolut transparent erscheint und auf ihrer Webseite umfassende Informationen über sich selbst, klimafreundliches Reisen, den Treibhauseffekt und die geförderten Projekte bereit stellt. Bemerkenswert ist beispielsweise, dass tatsächlich 92 Prozent der Spenden direkt in Klimaschutzprojekte investiert werden und nur 8 Prozent für „Kundenbetreuung, Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung“.
Eine weitere tolle Sache an atmosfair ist der verwendete Berechnungsmodus, der nicht nur das abgegebene CO2, sondern unter anderem auch die Bildung von Ozon, Rußpartikeln, Kondensstreifen und Schleierwolken mit einbezieht. Laut dem IPCC-Klimareport aus dem Jahre 2007 spielen nämlich gerade diese zusätzlichen Belastungen eine immense Rolle bei der Klimaerwärmung. Insbesondere durch die große Höhe, in der die Schadstoffe ausgestoßen werden, schätzen Experten die durch den Flugverkehr verursachten Klimaschäden um ein bis zu fünffaches (!!!) höher ein, als es nur durch CO2 der Fall wäre.
Wie es Globalisierung und Kapitalismus so wollen, gibt es natürlich auch noch andere Flug-Emissionsrechner. Nach ähnlichen Kriterien wie atmosfair berechnet beispielsweise myclimate. Da es sich dabei um eine Seite aus der Schweiz handelt, wird allerdings in Schweizer Franken gerechnet. Und dass laut einem Beitrag in der Zeit eine nicht ganz so strenge Berechnungsvariante an Großkunden wie TUIlfy oder Lufthansa verkauft wurde, hinterlässt bei mir einen ziemlich bitteren Beigeschmack. Dass laut dem selben Bericht das englische Unternehmen climatecare saftige 40 Prozent der Spenden für Verwaltung und Gewinn abzweigt, behagt mir ebenso wenig wie der Rechner der Studiosus Foundation. Dort stand nämlich kein einziger Start- beziehungsweise Zielflughafen zur Auswahl, was mir eine Berechnung unmöglich machte.
Ich bleibe also lieber bei atmosfair. Alle, die auf das Flugzeug als Transportmittel angewiesen sind, finden dort eine gute Möglichkeit den entstehenden Schaden ein Stück weit zu relativieren. Alle anderen sollten sich unnötige Aufenthalte über den Wolken am besten weitestgehend verkneifen und sich ein Beispiel am atmosfair Geschäftsführer Dieter Brockhagen nehmen: 1997 opferte er elf Tage um auf dem Landweg zur Kyoto-Konferenz zu reisen…
Matthias Schaffer
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