Wer Urlaub auf Teneriffa macht wird kaum umhin kommen, sein Reisedomizil auf nicht gerade umweltfreundliche Art und Weise zu erreichen. Denn die Treibhausgasbilanz sieht weder bei Flügen, noch bei Schiffsfahrten besonders rosig aus. Doch immerhin ist es seit November letzten Jahres möglich, den Aufenthalt vor Ort – trotz hohem Komfort – in Einklang mit der Umwelt zu verbringen – im ersten bioklimatischen Dorf der Welt.
Dieses Dorf ist ein Projekt der „Instituto Tecnológico y de Energías Renovables“ (ITER), dem Kanarischen Institut für erneuerbare Energien, das vor rund 20 Jahren vom Cabildo (der Inselregierung) gegründet wurde.
Bereits im Jahr 1995 rief das Cabildo, zusammen mit der tinerfenischen Architektenkammer, einen Wettbewerb für ökologische Einfamilienhäuser aus, für den sich zirka 400 Architekten aus 38 Ländern bewarben. 25 Architekten wurden damals auserwählt, ihr Apartmenthaus auf dem ITER-Gelände, einem Hightech-Areal in der Gemeinde Granadilla im Süden von Teneriffa, zu realisieren. Doch verschiedene Schwierigkeiten verzögerten den Bau der „Casa Bioclimáticas“.
Wer sich für die Unterkunft in einem der Ferienhäuser entscheidet, kommt in den Genuss moderner Nachhaltigkeitsstandards im Wohnungsbau. Denn die Bedingungen für eine Qualifikation bei dem Öko-Apartmenthaus-Wettbewerb waren streng. So wurde den Architekten auferlegt, bei ihren Konzepten nicht nur die Energieneutralität der Gebäude zu gewährleisten (passive Elemente wie Ton und Stein nehmen tagsüber die Wärme auf und geben sie nachts kontinuierlich wieder ab, Photovoltaikanlagen produzieren den Strom für die Beleuchtung). Auch funktionell sowie komfortabel (125 Quadratmeter Wohnfläche und Meerblick) sollten die Häuser sein, eine angenehme Luftfeuchtigkeit aufweisen und sich ästhetisch in das Landschaftsbild einfügen. Außerdem sollten regionale, recycelte und ökologische Werkstoffe verwendet werden.
Da es sich bei dem bioklimatischen Dorf um ein wissenschaftliches Projekt handelt, war ursprünglich vorgesehen, dass auch nur Wissenschaftler in den Häusern wohnen sollten. Doch nachdem es zu wenig Wissenschaftler gab, die das im März 2010 eröffnete, zehn Millionen Euro-Projekt auf ihre Funktionalität hin überprüfen konnten, entschieden sich die Initiatoren, die Apartmenthäuser für rund 200 Euro pro Nacht auch an interessierte Urlauber zu vermieten.
Hier ist allerdings auch der Haken: Denn die Gebäude befinden sich nicht gerade in einer Gegend, die man als besonders idyllisch und gut erschlossen bezeichnen würde. Im Gegenteil – das Gelände ist karg und ohne Infrastruktur. Aber auch hier hat sich ITER spezielle Serviceleistungen einfallen lassen, um die Unannehmlichkeiten zu kompensieren. Und so gibt es in jedem Haus genügend Lebensmittel für ein ausgiebiges Frühstück und die Gäste können Bio-Produkte übers Internet bestellen. Wer sich dagegen lieber verwöhnen lassen möchte, kann sich von einem Profi-Koch mit typischen, einheimischen Spezialitäten bekochen lassen oder den Lieferservice umliegender Restaurants nutzen.
Ab 2012 soll es außerdem noch einen Swimmingpool in dem Dorf geben – aus ökologischen Materialien versteht sich!
Corinna Lang
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