Eigentlich ist der Werkstoff Holz für Windkraftanlagen keine neue Erfindung. Im Gegenteil! Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden solche windbetriebenen Anlagen hauptsächlich aus Holz hergestellt. Nicht verwunderlich, denn Holz ist als nachwachsender Rohstoff von besonders hohem ökologischen Wert. Dann übernahm Stahl die Vorherrschaft und verdrängte immer mehr das Holz als Baumaterial, in der Windbranche spielt Holz kaum noch eine Rolle. Schade eigentlich, besonders, weil aus Holz gefertigte Windkraftanlagen ein Gros an Vorteilen gegenüber den herkömmlichen „Spargeln“ bieten.
Das findige Start-up-Unternehmen der Timber Tower GmbH, mit Sitz im Technologie Centrum Hannover (TCH), hat sich die zahlreichen Vorteile von Holz in der Windkraftbranche zunutze gemacht und den gleichnamigen Timber Tower entwickelt – den „Spargel“ aus Holz. Das Unternehmenstrio, bestehend aus Dipl.-Ing. Gregor Prass, Dipl.-Kfm. Sandro Mainusch und Dipl.-Volkswirt und Dipl.-Sozialökonom Holger Giebel, begann vor gut vier Jahren mit der Konzeptionierung des Timber Towers, der den steigenden Boom der Windenergiebranche mit der Markteinführung des hochmodernen Holzwindrades ordentlich aufmischen dürfte.
Immer größer und höher sollen Windkraftanlagen gebaut werden, um die Thermik so geschickt und effizient wie möglich ausnutzen zu können. Dem stehen jedoch die logistischen und statischen Probleme herkömmlicher Windkraftanlagen aus Stahl im Wege. Eine Nabenhöhe von mehr als 100 Metern ist derzeit kaum realisierbar, denn dann müsste auch der Durchmesser des Turmfusses entsprechend vergrößert werden. Das wiederum ist innerhalb der Logistik nicht durchführbar, weil die Brückendurchfahrtshöhe nur einen maximalen Fußdurchmesser von 4,20 Metern erlaubt.
Die Vorteile des Timer Towers aus Holz liegen dabei klar auf der Hand. Holz als Baumaterial steht im direkten Einklang mit der Natur. Bäume binden das schädliche Klimagas, bieten Lebensräume für zahlreiche Lebewesen und wachsen nach! In Deutschland ist der Verbrauch an Holz wesentlich geringer, als sein Aufkommen. Das nachhaltig nutzbare Rohholzaufkommen wird also nicht annähernd ausgeschöpft und könnte noch viel intensiver genutzt werden, ohne die Nachhaltigkeit auf Dauer zu gefährden. Außerdem wird für die Produktion von Stahlblechen für herkömmliche Windkraftanlagen enorm viel Energie verbraucht, was wiederum Unmengen an schädlichem Klimagas freisetzt. Auch der Transport der Bauteile – nur durch aufwändige Schwertransporte möglich – schlägt bei der Klimabilanz nochmals kräftig zu.
Der Timber Tower besteht zu 99 Prozent aus reiner Natur – Holz. Verwendet wird hier Brettsperrholz, hergestellt aus Fichtenbrettern, welche kreuzweise übereinander gestapeltet und miteinander verleimten werden und dem Brettsperrholz so ein Maximum an statischer Belastbarkeit und Formstabilität geben. Transportiert werden kann der Holzturm in gängigen 40-Fuß-Containern, Schwertransporte gehören damit der Vergangenheit an und auch schwer zugängliche, aber enorm windreiche Stellen, können durch die revolutionäre Erfindung des Bausystems aus Holzplatten erschlossen werden. Aufgebaut wird der Timer Tower durch sein Verbundsystem aus Brettsperrholzplatten nämlich erst vor Ort. Diese werden dann am Anlagenstandort, ohne Fundamenteinbauteile, zu einem Hohlkörper verbaut, der bis zu einer Nabenhöhe von 200 Metern noch wirtschaftlich realisierbar ist – und das in nur zwei Tagen Bauzeit.
In Sachen Wirtschaftlichkeit ist der Timber Tower seinen Kollegen aus Stahl dabei haushoch überlegen, denn wo bei den Stahlkolossen die wirtschaftliche Darstellbarkeit aufhört (bei zirka 85 Metern), hört sie beim Holztower (bis 200 Meter) noch lange nicht auf. Einmal ganz abgesehen von den Vorteilen, die sich im Offshore Bereich auftun. Wo herkömmliche Konzepte über kurz oder lang von der salzhaltigen Luft angegriffen und die Wartungskosten enorme Höhen erreichen, punktet die Windkraftanlage aus Holz! Ein ganz natürlicher Korrosionsschutz, das problemlose und zugleich klimafreundliche Recycling und die garantierte Lebensdauer von mindestens 20 Jahren sprechen für sich. Natürlich erfüllt der Timer Tower auch alle gängigen Auflagen der Versicherbarkeit, Zertifizierung und die üblichen Brandschutzvorschriften. Eine absolute Sensation in der Windbranche, die auch zahlreiche Gegner der „Verspargelung“ von den vielen Vorteilen überzeugen dürfte!
Judith Schomaker
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