Schon seit langem wird die Idee diskutiert, Solarparks im All zu betreiben und die eintreffende Sonnenenergie abzufangen, noch bevor sie die Erdatmosphäre erreicht. Trotz erheblicher Zweifel an der Durchführbarkeit derartiger Vorhaben, soll dies nun Wirklichkeit werden.
Die japanische Raumfahrtagentur Aerospace Exploration Agency (Jaxa) will eine überdimensionale Solaranlage in 36.000 Kilometern Höhe über der Erde installieren und damit Strom erzeugen. Der Strom soll per Mikrowellen zur Erde übertragen werden. Tausende von Megawatt könnten so binnen Sekunden erzeugt und empfangen werden. Eine erste Stufe des auf mindestens 15 Milliarden Euro Kosten geschätzten Space Solar Power System (SSPS) soll in zehn Jahren betriebsbereit sein, die gesamte Anlage in 2030. In das Vorhaben sind rund 160 Unternehmen eingebunden, darunter Global Player wie Mitsubishi, Fujitsu, Panasonic oder Sharp.
Das US-Unternehmen PowerSat hat im vergangenen Jahr zwei Patente für die Solarsatelliten-Technik (Space Solar Power) angemeldet und plant für 2015 einen Prototypen. Die Solarparks sollen aus hunderten, mit Spiegeln und Solarmodulen bestückten Minisatelliten bestehen, die die 25-fache Kapazität von vergleichbaren Anlagen auf der Erde hätten. Auch das Schaffhauser Unternehmen SpaceEnergy arbeitet mit einer ähnlichen Technik.
Vorteile der Methode wären, dass das Sonnenlicht abgefangen wird, noch ehe es durch die Atmosphäre gestreut wird. Dadurch wird die Ausbeute extrem erhöht. Zudem könnte Strom im Gegensatz zu terrestrischen Solaranlagen rund um die Uhr gewonnen werden, unabhängig von der Tageszeit oder den Witterungsbedingungen. Auch kann Energie in geographisch schwer zugänglichen oder bisher kaum erschlossenen Regionen verfügbar gemacht werden. Noch unklar allerdings sind die mit den Vorhaben verbundenen Risiken. Es ist ungewiss, welche Auswirkungen eine derart große Mikrowellenquelle auf das Ökosystem Erde hätte, oder ob beispielsweise der Flugverkehr beeinflusst würde. Ein fehlgeleiteter Mikrowellenstrahl könnte unvorhersehbaren Schaden anrichten.
Auch das europäische Weltraumunternehmen EADS Astrium will eine eigene Satelliten-Solaranlage ins All bringen. Statt Mikrowellen soll jedoch für die Energieübertragung ein Infrarot-Laser eingesetzt werden. Dieser soll eine bessere Bündelung der Energie ermöglichen und die unkontrollierbare seitliche Streuung von Mikrowellen vermeiden. Nachteil ist, dass der Infrarotlaser nicht wie Mikrowellen die Wolkendecke durchdringt. Ein Lösungsvorschlag besteht darin, auf rund 25 Kilometern Höhe Relaisstationen zu bringen, um die Energie vom Satelliten aufzufangen und von da zur Erde weiterzuleiten. EADS Space Transportation hat bereits mit dem im September 2003 vorgestellten Projekt Solar Power Initiative (SPI) die Nutzungsmöglichkeiten von Sonnenenergie im Weltraum präsentiert.
Josephin Lehnert
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