Kennen Sie eigentlich…? Zu Besuch beim Umweltcluster Bayern

Wirtschaftsförderung für die Umweltindustrie: das ist die Aufgabe des Umweltclusters Bayern, das am 16. und 17. September in Augsburg seine Mitglieder zu den „Cluster-Tagen 2009″ einlud. In den stimmungsvollen Räumlichkeiten des alten Augsburger Gaswerks trafen sich mehr als 220 Unternehmen und Institutionen aus der Umweltbranche, um das neue „Leuchtturm”-Projekt des Netzwerks kennen zu lernen und sich von ausgesuchten Referenten inspirieren zu lassen. Von Pilotprojekten, Finanzierungsfragen und effizienter Wassernutzung bis hin zur Stoffstromwirtschaft fanden sich unter den 30 Vorträgen vielfältige Anregungen für Unternehmen der Abfall-, Energie- und Wasserwirtschaft. Moderiert wurde das Programm von Cluster-Sprecher Dr. Hans Huber, dem Vorstansvorsitzenden der Huber SE in Berching, der den Auftakt mit einem Überblick der Clusteraktivitäten gab.

Marion Lautenbacher und Dr. Anita Wolf vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit lieferten Einblicke in die Entwicklung des Energie-Atlas Bayern, einem multifunktionalen Informations- und Analyseinstrument, das bayernweit Energiepotentiale aufzeigt. Auf kommunaler Ebene können Energiebedürfnisse und -angebote in Beziehung gesetzt werden. Das Internetportal ist aber auch für Unternehmen und interessierte Bürger konzipiert. Der Energie-Atlas erfasst das regionale Potenzial für die Produktion von erneuerbaren Energien und für die Nutzung von Energie in Form von Abwärme aus industriellen Prozessen.

“Industrielle Abwärme muss als Wertstoff erkannt und genutzt werden. Wärme ist zu kostbar, um sie ungenutzt über Werksfenster oder Kamine zu vergeuden,” kommentierte Wolf die Initiative.

Professor Werner Wild von der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg und Michael Gottschalk vom Landratsamt Neumarkt präsentierten den „Umweltcluster Chancenkompass”, eine umfassende wissenschaftliche Methode um Standorte/Regionen hinsichtlich ihres Umweltprofils zu analysieren und Chancen für effiziente Investitionen in Umwelttechnologie aufzuzeigen. Der Landkreis Neumarkt (bekannt für Unternehmen wie die Huber SE und die Ökobrauerei Lammsbräu) wurde bereits evaluiert und gilt als Modellregion. Er bietet Gemeinden und Landkreisen wichtige Anregungen, um sich für den Zukunftsmarkt Energie & Umwelt in Position zu bringen.

Die regionalen Auswirkungen des Klimawandels waren der Fokus eines Beitrags von Professor Wolfram Mauser von der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Am Beispiel einer Region an der oberen Donau zeigte er, wie der Klimawandel Einfluss auf das Wasserpotential, die Flussfahrt und die Wasserkraftnutzung in der Region nimmt.

Professor Wolfgang Rommel vom bifa Umweltinstitut in Augsburg schloss sich an mit einem Vortrag über den regionalen Energieverbund als Standortortvorteil. Er zeigte, wie trotz der unterschiedlichen Interessenlagen regionale Energieproduzenten und -versorger über die systematische Koordination von Effizienzmaßnahmen und der Nutzung von Abwärme hohe Energieeinsparpotentiale realisiert werden können. „Den effizientesten Beitrag zum Klimaschutz leisten wir durch effiziente Wärmenutzung. Der Einsatz von Energiesparbirnen ist eine schöne Sache, aber eine Investition in die Wärmedämmung ist sinnvoller”, gab der Effizienzexperte zu bedenken.

Die größte Aufmerksamkeit erregte erwartungsgemäß ein Vortrag von Professor Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München und Autor des Buchs Das grüne Paradox: Für eine illusionsfreie Klimapolitik. Sinn provozierte mit einer Reihe von Thesen, die das Engagement der Deutschen für Öko-Strom und die Förderung erneuerbarer Energien in seiner derzeitigen Form in Frage stellt. In seinen Augen sei eine Reduktion von CO2-Emissionen nur dann möglich, wenn alle Länder an einem Strang zögen und sich dem Kyoto-Abkommen anschlössen, fasste Sinn seinen Vortrag zusammen.

Im Gespräch mit den Mitgliedern

Zwischen den Redebeiträgen wechselten die Besucher der Cluster-Tage zur Fachausstellung in das „Kühlhaus”, wo sich zwischen Dampfturbinen und anderen Museumsstücken Unternehmen, Netzwerkorganisationen und Bildungseinrichtungen aus dem Umfeld des Clusters präsentierten.

Tobias Finsterwalder, Geschäftsführer von der Finsterwalder Umwelttechnik, trat dem Umweltcluster vor zirka vier Monaten bei. Sein Unternehmen hat eine Software entwickelt, die die biologische Stabilität von Prozessen in der Biogaserzeugung beurteilt und mit der er Produzenten von Bioenergie hilft, die Verwertbarkeit von Abfall- und Rohstoffen für die Energiegewinnung zu analysieren. Finsterwalder hofft über die Networking-Organisation vor allem „Leute zu treffen die den gleichen Ansatz verfolgen, um Umwelttechnologien zu fördern.”

Für Claudia Scharnagl, Geschäftsführerin der U.T.E. Ingenieur GmbH, hat sich dieser Wunsch mehr als erfüllt. Die Bauingenieurin ist erst seit einem Jahr Mitglied, doch wurde ein Projekt ihres Unternehmen bereits 2008 als „Leuchtturmprojekt” des Umweltclusters geadelt. Das von Scharnagl geleitete Project „Lotecotec” zielt auf die Energiegewinnung aus Klärschlamm durch Niedertemperaturkonvertierung ab und wurde auch im Kontext der bundesweiten Kampagne „Land der Ideen” ausgezeichnet.

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Das Leuchtturmprojekt 2009

Im Fokus der diesjährigen Clustertage stand jedoch das Leuchtturmprojekt 2009 und sein Initiator, die Firma Grünbeck Wasseraufbereitung aus Höchstädt/Donau (siehe unser Beitrag vom 9. September). Als Leuchtturmprojekt zeichnet das Umweltcluster in unregelmäßigen Abständen besonders visionäre, national wie international vorbildliche Pilotvorhaben aus Bayern aus, die der Umweltcluster unterstützt.

Auch wenn die meisten Projekte im Rahmen der Cluster-Tage inhaltlich nur gestreift werden konnten, vermittelte die Veranstaltung auf eindrückliche Weise die Vielzahl an Einsatzgebieten und Standorten, die sich bayerischen Unternehmen der Umwelttechnikbranche erschließen. Besonders in Auslandsmärkten wie Südamerika, den neuen EU-Beitrittsländern, dem Wachstumsland China oder auf dem afrikanischen Kontinent besteht ein hoher Bedarf an Lösungen für die Wasserversorgung, das Recycling oder die Energiegewinnung.

Dr. Manuela Wimmer, die amtierende Geschäftsführerin des Umweltclusters Bayern, bekräftige die positiven Aussichten der Branche: „Energietechnik wird immer gebraucht und Abwasser wird als wichtiger Wertstoff immer anfallen. Deshalb wird die Umwelttechnikbranche von Krisen deutlich weniger betroffen sein als andere Branchen.”

Die nächste Möglichkeit, das Umweltcluster Bayern kennen zu lernen, bietet die Renexpo 2009, die am 24.09.09 in der Messe Augsburg stattfindet. Dort organisiert der Cluster die 2. Fachtagung Energie aus biogenen Stoffen und Abfällen und stellt in Halle 3 Stand A20 aus.

Birte Pampel

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